Für die meisten
Menschen ist der Hexenwahn ferne Vergangenheit. Hexenjagden heute? Das
erscheint vielen eine unsinnige Vorstellung. Wer so denkt, macht sich
etwas vor.
Am Anfang des verhängnisvollen
Weges stand der Glaube an die Macht des Teufels. Um Gottes Gebote zu vernichten,
versammelte er leichtfertigte Menschen um sich und bildete sie zu Hexen
aus - eine Art Terrortruppe der Hölle. Religiöse
Phantasien wie diese sind ungefährlich, solange es dem einzelnen
freisteht, daran zu glauben oder auch nicht. Doch so war es nur eine Zeitlang.
Doch dann erklärte die Kirche den Glauben an die Macht des Teufels
als "wissenschaftlich" gesicherte Tatsache. Von nun an musste
die Verschwörung der Hexen mit allen Mitteln bekämpft werden.
Die grausigen Folgen haben wir kennengelernt.
Kann so etwas in unserem
wissenschaftlichen Zeitalter erneut geschehen?
Die Antwort darauf
lautet: Es ist bereits geschehen. Im Januar 1933 kamen die Nationalsozialisten
an die Macht, die ebenfalls eine unerschütterliche Glaubensgemeinschaft
hatten. In diesem Kampf stehen auf der einen Seite die "edlen Germanen"
und auf der anderen Seite die "minderwertigen" Slawen, die Ausländer,
die Behinderten, vor allem aber die Juden.
Aus einem bloß
geglaubten Gegenbild wurden sie zum Todfeind, den man um der "Wahrheit
" willen mit allen Mitteln bekämpfen musste. Das Beispiel des
europäischen Hexenwahns kann uns eine Warnung sein: Zuerst kommt
ein Glaube, dann die Erklärung dieses Glaubens zur ewigen Wahrheit
und schließlich Gewalt, Verfolgung bis zur Ausrottung, geschichtlicher
Massenwahn.
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