Hilpold
Natürlich bildet PISA nicht das Schulsystem zur Gänze
ab. Aber jene Bereiche, die PISA abfragt, sind Kernbereiche,
die jede Schule abdecken muss. Im Umkehrschluss
könnte man sagen, wenn die Schule dort nicht die Leistung bringt,
wird sie sie wahrscheinlich auch nicht in anderen Bereichen erbringen.
Höllrigl
Die bei PISA getesteten Kompetenzen werden in jenen Bildungssystemen
am erfolgreichsten vermittelt, welche nach einer
modernen Didaktik unterrichten, die auch einzelne
Fachbereiche aufbricht. Insofern lassen sich von PISA schon Rückschlüsse
auf die Entwicklungen der Schule ableiten. PISA gibt Aufschluss
darüber, ob sich die bildungspolitischen Grundrichtungen
bewährt haben oder nicht.
„D“: Was macht
den Erfolg aus? Warum sind wir besser als die anderen?
Meraner
Ein wichtiger Faktor sind sicher die Rahmenbedingungen für
die Schule, also die Ausstattung der Schulen, das Schüler-Lehrer-Verhältnis
usw. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die gesellschaftliche
Struktur. Aus allen Vergleichsuntersuchungen geht hervor,
dass sozioökonomische Faktoren, aber vor allem kulturelle Faktoren
für den Erfolg von Schülern wichtig sind. Ganz wichtig
ist dabei das Bildungsbewusstsein im Elternhaus.
Auch gesellschaftliche Homogenität,
Wirtschaftsfaktoren, der Wohlstand
spielen sicher eine große Rolle. Auch der Anteil der Kinder
aus anderen Ländern ist hier noch relativ gering. Das unterscheidet
uns von anderen Ländern.
Ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg Südtirols
ist die Fortbildungsfreudigkeit der Lehrer, die
Tatsache, dass sie versuchen, einen guten und aktuellen
Unterricht zu machen. Das ist sicher sehr ausschlaggebend.
Vor zehn Jahren waren wir in Mathematik und in Lesen noch Mittelmaß,
und an den Rahmenbedingungen hat sich seither so viel nicht geändert.
„D“: Wo muss
angesetzt werden, um das Ergebnis zu halten oder gar zu verbessern?
Höllrigl
Das Bemühen, die neue Lernkultur in die Schule zu bringen,
muss fortgesetzt werden. Das hat mit systematischer Fortbildung
zu tun, aber auch mit einer Weiterentwicklung der Unterrichtssituation.
Wir müssen schauen, dass die Rahmenbedingungen aufrecht
bleiben...
Interview: Brigitta Willeit