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Am meisten haben sich eigentlich die Lehrer gewundert über das klamoröse Abschneiden unsere Schule im weltweiten Schülertest. Da hat man seit mehr als einem Jahrzehnt die Schule schlecht geredet und die Lehrerschaft als dumm und geldgierig hingestellt und nun werden alle eines Besseren belehrt.

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Wie arg muss es denn in den anderen Staaten ausschauen, wenn unsere Schüler zu den Weltbesten gehören, sagte mir ein erfahrener Lehrer, der immer von einem dramatischen Niveauverlust klagt. Gelernt wird wenig oder gar nichts, sagt er, sie seien schrecklich ungebildet und schwer zu motivieren. Es brauche sehr viel Engagement und sehr viel Liebe zum Beruf um durchzuhalten und vor allem brauche es gute Nerven.

Ein schwieriger Beruf, der Lehrberuf, aber auch eine wunderbarer, der vielleicht individuell befriedigt, gesellschaftlich aber kaum anerkannt ist. Immer noch glauben die Leute, dass Lehrer nicht viel tun, zu lange Ferien haben, eine Frauenberuf eben, ein Nebenberuf quasi.

Und dann nörgeln alle an der Schule herum und schieben ihr alle Versagungen der Jugend in die Schuhe, alle Unfähigkeiten der Eltern in der Erziehung werden auf die Schule abgewälzt. Wenn die Kinder früh rauchen und sogar früh Alkohol trinken, ist die Schule Schuld, sie sollte die Kinder informieren und auf die Schäden aufmerksam machen. Wenn die Kinder die Verkehrsregeln nicht einhalten, ist das Schuld der Lehrer, die keine Verkehrserziehung vermitteln, und wenn die Kinder sexuell werden und unkeusch, ist auch die Schule Schuld, weil sie die Kinder nicht richtig aufklärt ...

... Aber das mit dem Lesen ist ja relativ. Es fällt ja auf, dass da jene Staaten gewinnen, in denen die Urbanität noch nicht so stark vorgedrungen ist, Finnland, Korea. Wie sollen Wiener oder Berliner Kinder gut lesen, wenn sie in Klassen lernen, wo 90 Prozent Ausländerkinder sind und sie nach der Schule vor dem Fernseher sitzen oder auf der Straße sind? Die lesen ja nie.

Pisa hat die Misere der Klassenschule und der Klassengesellschaft aufgedeckt, dass wir gut sind ist auch darauf zurückzuführen, dass wir in einem relativ interklassistischen Gesellschaftsgefüge leben und in unseren Schulen praktisch keine Ausländerkinder sind.

Es wird also noch viel zu diskutieren geben, aber inzwischen freuen wir uns und sind stolz.

Arnold Tribus

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