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Markierung von Flächen und Grenzen

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Flur- und Ackergrenzen


Während in einigen Teilen Tirols, z.B. im Pustertal, die Grundstücksgrenzen kaum zu erkennen sind, die Anbauflächen für ein ungeschultes Auge fast nahtlos ineinander übergehen und nur die unterschiedliche Anpflanzung oder Grashöhe eine etwaige Besitzänderung erahnen lassen, so sind anderswo, z.B. im Ultental, die Grundstücksgrenzen mit Zäunen klar markiert.

Auch die Weinberge im Unterland scheinen fast unbegrenzt; Markierungen in der Landschaft sind kaum sichtbar, und Abgrenzungen existieren nur zu manchen Wegen hin. Diese Grenzen lösen sich in der Talsohle, wo intensiver Obstbau betrieben wird, vollkommen auf. Die Landschaft erscheint als Kontinuum von Bäumen und wird eigentlich nur von Wegen oder anderen Barrieren durchbrochen.

Auch in höheren Lagen ist die Landschaft unterschiedlich zwischen Bebautem und Unbebautem; die Übergänge sind in allen denkbaren Variationen vorhanden.

Die agrartechnische Definition des Besitzes in Form verschiedener Flächen war in der historischen Landschaft viel stärker als heute, auch durch die verschiedenen Anbauarten von Gras, Getreide, Kartoffel usw.

Der Großteil der heutigen Flächen wird nur mehr als Grasland genutzt. Eine Monotonisierung der Landschaft ist die Folge.

Ein weiteres Element, das diese sonst so genau definierten Flächen etwas aufgeweicht hat, waren die Weideflächen als Übergang von der Gras- und Ackerlandschaft in den Wald.

Seit dem Weideverbot in den Wäldern zur Zeit des Faschismus (Südtirol) haben die eigentlichen Waldgebiete zugenommen; die typischen Weiden in Ortsnähe sind verschwunden.

Heute kennt man - außer im hochalpinen Raum - nur mehr die intensive Graslandschaft und den Wald. Das Weideland beschränkt sich hauptsächlich auf Almen.

 

Zaun ist nicht gleich Zaun


Typisch für Tirol ist der spezifische Umgang mit Zäunen. Diese sind nicht nur dazu da, Flächen zu definieren, sondern gleichzeitig vertikale Elemente in der Landschaft, die sich in den unterschiedlichsten Variationen manifestieren.

Der Umgang mit Flächendefinitionen ist in allen Talschaften anders. Zäune "bewachen" eine spezifische Produktion, sie grenzen sie ab und bestimmen sie. Dies findet man in der historischen Landwirtschaft hauptsächlich im Bereich der Gehöfte, wo bestimmte Bereiche abgegrenzt wurden, etwa als Schweineauslauf, Hennenstall, Pferdepfränger usw.

Ein weiteres Element, das in der "überlieferten" Landschaft konstant vorhanden war, sind die Trockenmauern, die sich durch die Landschaft gezogen haben und die mit den in der jeweiligen Gegend vorhandenen Steinen errichtet wurden. Die Verwendung von gebrochenen Steinen läßt hier zwar Menschenhand erkennen, aber diese Kunstbauten aus vorhandenen Materialien integrieren sich hervorragend in die Landschaft. Augenscheinlich wird diese Tatsache, wenn man jede x-beliebige Straßenbefestigung neueren Datums anschaut, wo es nur mehr reine Betonmauern und Granit-Mauerwerk gibt.


Bernhard Lösch

         
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