Grundlegende Probleme des Diskurs und mögliche Fragen |
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Ein zentrales Problem der Diskursethik, deren Methode in den Ethik-Kommissionen praktiziert werden muss, tritt dann deutlich in den Blick, wenn die Diskursbedingungen, obzwar sie in jeder Argumentation unterstellt (und angenommen) werden, in Wirklichkeit ständig verletzt oder in strategischer Absicht unterlaufen werden. Denn es ist vielleicht doch naiv zu glauben, dass z. B. ein Fundamentalist welcher Art auch immer oder ein "harter" Vertreter des Neoliberalismus oder der Freiheit der Forschung aufrichtig argumentiert.
Und selbst dann, wenn alle verantwortlichen Mitglieder in einer Kommission das Prinzip der Diskursethik als Maxime ihrer Gesinnung innerlich akzeptiert hätten und somit prinzipiell bereit wären, Konflikte nur durch Verständigung und in Übereinstimmung zu lösen, so wissen sie nicht mit Sicherheit voneinander, dass dies auch jeder andere so macht. Daher stellen sich mindestens die folgenden Fragen:
- Wie können die Mitglieder einer Ethik-Kommission z.B. ihre teilweise fundamentalen religiösen Grundüberzeugungen und Gesinnungen in den Verständigungsprozess einbringen, ohne sie schließlich aufgeben zu müssen?
- Welche Interessen dürfen den Vertretern der Wirtschaft oder der Forschung oder der Technik unterstellt werden?
- Wer befindet und entscheidet darüber, wer Mitglied in einer Ethik-Kommission wird? Und: Welche übernationale Macht steckt schließlich in den Urteilen einer nationalen Kommission?
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