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Konsens - Erwartungen der Eltern   zum anfang zurückblättern umblättern ans ende eine ebene nach oben
von Luise Hollerer            

   

Reformpädagogisches Unterrichten widerspricht oft den Erwartungshaltungen der Eltern:

Eltern wollen: Kinder, die über Hirn und Herz betreut werden, geben aber vielfach dem Hirn den Vorrang. Leistungsansprüche werden immer dann besonders groß, wenn Schüler in eine Leistungsgesellschaft entlassen werden sollen und ihr Erfolg im Beruf (und in der zu erreichenden Besoldung) unmittelbar mit dem Schulabschluss gekoppelt ist.

Hösl-Kulike,1993 macht drei Formen elterlichen Verständnisses von Schule aus:

1. Schule als Ort an dem die Bedürfnisse eines Kindes berücksichtigt werden und eine möglichst ganzheitliche Förderung der Persönlichkeit angeboten wird

Elternmeinung: 20%
Lehrermeinung: 24%

2. Schule als Ort an dem umfassend Wissen vermittelt wird und Leistungsverhalten gefördert wird

Elternmeinung: 23%
Lehrermeinung: 28%

3. Schule als Ort an dem sowohl Leistungsverhalten als auch Persönlichkeitsentwicklung gefordert wird

Elternmeinung: 39%
Lehrermeinung: 34%
 
     


 

 

Die Ergebnis der Untersuchung zeigen, dass die Eltern nur zu 20% eine Schule wünschen, die Wissensvermittlung und Leistungsverhalten isoliert sehen, ebenso wenige (23%) wünschen sich eine Schule, die ausschließlich an den Wünschen der Schüler orientiert ist, sondern eine Schule (39%), die sowohl am Schüler ausgerichtet ist als auch Stätte umfassender Wissensvermittlung bei möglichst ganzheitlicher Förderung der Persönlichkeit und der Vorbereitung auf Leben und Beruf anbietet. Im Vergleich dazu unterscheiden sich die Einschätzungen der Lehrer Hier erwarten 24% der Lehrer eine pragmatische Ausrichtung mit Blickpunkt Arbeitswelt, der Persönlichkeitsentwicklung geben 28% den Vorrang und 34% meinen beiden Aspekten gerecht werden zu müssen.

Da Eltern eine völlig andere Schule aus dem Eigenerleben kennen, zweifeln sie, ob alternative Methoden denselben Erfolg für ihre Kinder bringen, selbst wenn der Erfolg der eigenen Schullaufbahn unbefriedigend war.

Altbekanntes wird somit neueren pädagogischen Strömungen und Experimenten vorgezogen. Hier lässt sich ein klarer Zusammenhang zwischen schulischer Sozialisation der Eltern und ihrer Bereitschaft sich auf neue Unterrichtsformen einzulassen ausmachen. In städtischen Gebieten, in denen Eltern mit Matura- oder Hochschulabschluss überwiegen, finden sich mehr reformpädagogische Schulen und Kinderbetreuungsstätten (Kindergärten, Horte), mehr Schulen mit integrativem bzw. inclusivem Anspruch als in Gebieten mit Eltern, die den Pflichtschulabschluss haben.

Demographischer Vergleich in der Stadt Graz und im Bundesland Steiermark (Quelle: Stadtschulamt Graz, Bezirksschulrat, Liezen, Bruck/Mur, Hartberg).

 

 

 

Aurin, K. (Hrg): Auffassung von Schule und pädagogischer Konsens. M&P-Verlag für Wissenschaft und Forschung, Stuttgart, 1993

Hösl-Kulike,C: Schule aus Elternsicht - Fallstudien zum pädagogischen Konsens von Eltern, 1993, Mimeo, Freiburg

 
     

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000