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Wie unter "Bausteine
zur Umsetzung" angedeutet, eignet sich das Thema "Brücken"
besonders gut für die Durchführung einer "handlungsorientierten"
Unterrichtsreihe.
"Handlungsorientierter Unterricht" zeichnet sich durch bestimmte
Merkmale aus, die wie folgt zusammengefasst werden können:
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- Der handlungsorientierte
Unterricht orientiert sich an den Fragen, den (Vor-) Erfahrungen und
der Lebenswirklichkeit der Kinder.
- Darauf aufbauend
werden Interessen geweckt, Fragestellungen gefunden, Fragehaltungen
aufgebaut, die die Kinder zu selbstständigen, handelnden, problemlösenden
Aktivitäten motivieren.
- Der Unterricht
verläuft zielgerichtet auf gemeinsam vereinbarte Handlungsprodukte
hinaus, die Kinder werden dabei konsequent an der Planung und Gestaltung
der Vorhaben beteiligt. Hierzu dienen ständige Gesprächsphasen
(Zwischenreflexionen) zur
o Versprachlichung
und damit Verinnerlichung von Handlungserfahrungen,
o Überprüfung der bisherigen Arbeitsergebnisse,
o weiteren Planung,
o gemeinsamen Lösung zwischenzeitlich aufgetretener Probleme,
o Ergebnissicherung durch die Lehrperson,
o Information über Lernfortschritte/ Lernkontrolle,
o Überprüfung und eventuell Veränderung der Zielsetzung,
o eventuellen Einflussnahme durch die Lehrperson (Erläuterungen,
Strukturierungen, Hilfestellungen, Vorgaben...).
- Die Kinder erarbeiten
i.d.R. gruppenweise verschiedene Beiträge für das gemeinsame
Ziel bzw. Handlungsprodukt.
- Der handlungsorientierte
Unterricht ermöglicht den Kindern, sich mit ihren individuellen
Lernweisen, Interessen und Möglichkeiten in die gemeinsame Arbeit
einzubringen - mit deutlichen Auswirkungen auf Motivation und Produktivität.
- Kopf- und Handarbeit
stehen in Wechselwirkung zueinander. Handlungsorientierter Unterricht
bedeutet nicht Aktionismus, die ständige Versprachlichung sowie
schriftliche Dokumentationen von Arbeitsergebnissen unterstützen
die Verinnerlichung des Gelernten.
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Literatur:
Gudjons, H.: Handlungsorientiert lehren und lernen. 6.Aufl. Bad Heilbrunn
2001
Jank, W./ Meyer, H.: Didaktische Modelle. 3. Aufl. Frankfurt/M. 1991, S.337-384
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Merkmale
handlungsorientierten Unterrichts |
Beispiel
einer Unterrichtsreihe zum Thema Brücken |
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- an den Interessen
bzw. der Lebenswirklichkeit der Kinder anknüpfen
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Brücken in
der Schul- oder Wohnumgebung
Berichte der Kinder
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- von problemhaltigen
Fragestellungen ausgehen
Fragehaltungen aufbauen
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Was macht Brücken
so stabil?
Wie werden Brücken gebaut?
Warum gibt es verschiedene Formen?
...
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- gemeinsame Planung
der Unterrichtsaktivitäten
- Einigung auf ein Handlungsprodukt
- Handlungsmöglichkeiten entwickeln
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Ausstellung "Brücken
in X-Stadt"
Was können wir ausstellen?
Wie gehen wir vor? Wer macht was?
Was benötigen wir?
Wer besorgt was?
...
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- Informationen
und Material beschaffen
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Unterrichtsmaterial
Bücher* (Schule, Bücherei, Kinder, Lehrerin...)
Videofilme
Internet
Experten einladen
Bastelmaterial
Werkzeug
...
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*empfehlenswerte
Kindersachbücher:
Köthe, Rainer: Brücken (Reihe WAS IST WAS, Band 91). Nürnberg:
Tessloff 1991
Struck, Gabriele: Brücken (Reihe Abenteuer Architektur). München:
Prestel, 2000
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- aktive Auseinandersetzung
"mit Kopf und Hand"
- entdeckendes und problemlösendes Lernen
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Unterrichtsgänge/
Fotos, Zeichnungen
Informationsmaterial nutzen
Pläne zeichnen
Modelle bauen
Wandzeitung/ Informationsplakate / Steckbriefe
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- ständige
Überprüfung und Reflexion der Arbeitsergebnisse im Hinblick
auf das gemeinsame Ziel,
- dadurch Versprachlichung von Handlungserfahrungen
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Aussagekraft und
Wirkung des erstellten Materials diskutieren
Modelle vorstellen und kommentieren
Probleme lösen
sachliche Fehler beheben
weiteres Vorgehen strukturieren / planen
wichtige Lernergebnisse hervorheben / diskutieren
eventuell Probleme bei der Zusammenarbeit diskutieren
...
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Problemlösendes
Lernen |
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Dem
problemlösenden bzw. dem entdeckenden Lernen kommt im handlungsorientierten
Unterricht eine besondere Bedeutung zu.
Beim Bau der Brückenmodelle und bei der Stabilisierung von Papier durch
Profilgebung ergeben sich zahlreiche problemhaltige
Fragestellungen, für die die Kinder eigene Lösungsstrategien entwickeln,
ausprobieren und überprüfen müssen.
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"Am
Anfang muss eine geeignete Problemstellung stehen. Sie reizt zum
Denken an und richtet es auf ein Ziel aus. (
) Ist das Problem
einmal auf klare und lebendige Weise gestellt, so braucht der Lehrer
die Klasse nicht am Gängelband eng gefasster Fragen und Hinweise
durch die Lektionen zu steuern, sondern er wird sie innerhalb der
durch das Problem gesetzten Schranken und der durch es vorgezeichneten
allgemeinen Richtung relativ selbständig forschen lassen können,
wobei es ihm nur noch zufällt, Ordnung in die kollektive Denkarbeit
zu bringen und die Durchführung inhaltlich zu überwachen."
H. Aebli:
Handelndes Lernen und Problemstellung. In Einsiedler,W./ Rabenstein,
R.: Grundlegendes Lernen im Sachunterricht. 3.Aufl. Bad Heilbrunn
1985, S.34f
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Beim entdeckenden
Lernen wird der Lernende Konstrukteur, er ist nicht mehr fremdgesteuerter
Rezipient dessen, was andere ihm vorsetzen ("darbietender Unterricht").
(...) In der Unterrichtspraxis geht es eher um entdeckenlassende
Verfahren oder um gelenktes Entdecken, bei dem es darauf ankommt,
den Lerngegenstand so aufzuarbeiten, dass seine Strukturen für
die Schüler/Innen leichter zu entdecken sind, dass Lerninhalte
in Probleme transformiert werden - bei minimaler Hilfe."
Gudjons,
H.: Handlungsorientiert lehren und lernen. 4.Aufl. Bad Heilbrunn
1994, S.24
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"Entdecken
ist als ein Vorgang zu verstehen, bei dem es zu subjektiver Neufindung
von der Menschheit bereits bekannten Sachverhalten (Nachentdecken)
kommen kann."
M. Bönsch
in Kaiser, A.: Einführung in die Didaktik des Sachunterrichts.
4.Aufl. Hohengehren 1997, S.181
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"Entdeckendes
Lernen führt zu gründlichem Wissenserwerb, weil Wissen
aktiv erworben wird und so der Sachunterricht die Übertragbarkeit
von Einsichten und Methoden auf andere Situationen und Probleme
sichert."
Kaiser
A.: Einführung in die Didaktik des Sachunterrichts. 4.Aufl.
Hohengehren
1997, S.182
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