blikk Didaktisch-methodische Überlegungen
forum galerie sitemap
punkt infothek
blikk matheueberall infothek

Herausforderungen für ein anderes Mathe-Lernen

an den anfang zurueck weiter ans ende eine ebene nach oben
 

 

Mit einer Aufgabe des folgenden Typs wird man den Herausforderungen nicht gerecht.

"Bei einem Sektempfang sind 51 Besucher versammelt. Jeder stößt mit jedem genau einmal an. Wie oft klingen die Gläser?"

Frage: Welchen Sinn macht es, dies zu wissen?

 
     
Vier "aufregende" Aussagen zum Einstieg in die gegenwärtige Diskussion über eine notwendige Veränderung des Mathematik - Unterrichts:
 

PISA 2000: Deutsche Schülerinnen und Schüler sind relativ geübt im Lösen von Routineaufgaben. Sie haben jedoch häufig Schwierigkeiten, komplexe mathematisch-naturwissenschaftliche Probleme zu durchdringen und ihr Wissen flexibel auf neue Situationen anzuwenden. Ihre relativen Schwächen liegen also genau in solchen Bereichen, die im Zuge der fortschreitenden Spezialisierung und einer immer kürzer werdenden Halbwertszeit des Wissens zunehmend wichtig werden. Deutsche Schüler sind in Mathematik weder zukunftsfähig noch anschlussfähig! ... Wobei mit Anschlussfähigkeit jenes intelligente Schulwissen gemeint ist, das fürs Leben fit macht. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, wie man Probleme löst, wie man beim Problemlösen lernt, künftige Probleme zu lösen - und wie man das, was man dabei gelernt hat, kommuniziert.
PISA 2003 bis 2009: Insgesamt zeigen die Befunde von PISA 2003, dass in Deutschland Veränderungen in Gang gekommen sind. ... Die Befunde zeigen aber auch einen unveränderten Bedarf an Konzeptionen, Maßnahmen und zusätzlichen Anstrengungen, um die große Streuung der Leistungen zu reduzieren, alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, und jungen Menschen unabhängig von Geschlecht und sozialer Herkunft gerechte Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Für die Mathematik werden auf internationaler Ebene Veränderungen zwischen den Erhebungen 2003 und 2009 berichtet. Hier gehört Deutschland zu jenen sechs OECD-Staaten, die eine sichtbare Verbesserung der mathematischen Kompetenzen über diesen Zeitraum hinweg zeigen. Im Endergebnis liegt Deutschland nunmehr sowohl bei den mathematischen als auch bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen leicht oberhalb des OECD-Durchschnitts, während es zu Beginn des Jahrzehnts, bei PISA 2000, noch unter dem OECD-Durchschnitt lag.

Im Jahr 2009 nahm Südtirol zum dritten Mal an der PISA-Studie teil. Die Ergebnisse in Mathematik und in den Naturwissenschaften liegen deutlich über dem OECD-Durchschnitt, etwa im Qualitätsbereich von Finnland.

Sich im Mathematikunterricht kreativ mit realistischen Problemstellungen auseinandersetzen sowie ein Thema finden, eingrenzen, recherchieren, ... und präsentieren zu können, genau das sind die wichtigen und zukunftsfähigen Schlüsselqualifikationen.

   
Problemorientierung
im Mathe-Unterricht - ja!

Aber: Es sollte bitte nicht nur eine innermathematische sein!
  Bisweilen gibt es unter Mathematikern und Mathe-Lehrpersonen heftige emotionale Widerstände gegen eine "neue Mathematikdidaktik". Sie entstehen aus Urteilen, was Mathematik sei und wie sie dementsprechend zu vermitteln ist. Problemorientierung wird bei "Mathematikern" sehr häufig und fast ausschließlich innermathematisch gesehen. Etwa: Wie kann man in der Menge der ganzen Zahlen eine sinnvolle Multiplikation einführen? "Arbeiten (Modellieren) an Sachproblemen" wird häufig als Zeitvergeudung und Spielerei betrachtet, für die im Unterricht keine Zeit vorhanden ist.
     
Der Mathematikunterricht polarisiert!
Und nicht nur die Kinder!
  Einerseits gibt es Kinder und Jugendliche, die von der abstrakten Schönheit der mathematischen Formen und dem logischen Kalkül fasziniert sind.
Andererseits gibt es aber kein Fach, das von so vielen liebevoll gehasst wird. Bekannt ist der Spruch von Eltern, die ihr Kind nach einer FÜNF in Mathe damit trösten, Mathe auch nicht gekonnt zu haben. Befragungen bei Hochschullehrern und Politikern zeigen zwar eine hohe Bedeutungszuweisung von Mathematik, aber ein desaströses Versagen bei ganz einfachen algebraischen Aufgaben.
     
Mathematik muss
nachhaltig gelernt werden ! !
 

Aber nicht nur so: Die Lehrerin betritt die Klasse und stellt als Impuls das Modell eines Kubikmeters auf das Lehrerpult. Die Kinder fragen sich, was soll der Karton? Sie denken von sich aus aber in keinem Fall an ein Raummaß, auf das die Lehrperson aus ist. Die Notwendigkeit ein solches Maß haben zu müssen, muss wohl von ihnen in einer Sachsituation erst selbst entdeckt werden.

     
Kinder lernen zwar auch durch Vormachen und Nachmachen
  ABER: Wenn diese Vermittlungs-Form nur oder hauptsächlich gewählt wird, dann werden die Lernenden abhängig vom Vormacher und verlangen von ihm, dass er (sehr) gut erklären und veranschaulichen kann sowie immer wieder direkte Anweisungen gibt: "Tut jetzt das und dann das und dann ...."
Selbstregulation und Selbstverantwortung für das eigene Lernen können sich so aber nicht entwickeln und bleiben auf der Strecke! Denn das Lernen selbst zu organisieren erlernt man eben nicht durch Vormachen und Nachmachen, sondern dadurch, dass man sich selbst organisiert. Ebendies gilt auch für die Selbstverantwortung.
     
Und: Kinder lernen auch in kleinen aufeinander aufbauenden Schritten.
  ABER: Wenn diese Darbietungs-Form nur oder hauptsächlich gewählt wird, wie lernen die Kinder dann, ein Problem in Teilfragen zu zerlegen? Sie lernen es, indem sie es tun! Und dieser Lernprozess ist auch ein bisschen chaotisch. Es geht hin und her und vor und zurück! Das ist doch bei Erwachsenen auch so!
     
Lehrpersonen kennen viele Abwehrmechanismen gegen eine Veränderung im Mathe-Unterricht
  Die Aussagen: "Das geht in meiner Klasse nicht!" oder "Das können meine Schülerinnen und Schüler nicht!", lassen sich in der Regel schlichtweg als Ausreden dafür enttarnen, sich nicht selbst ändern zu müssen. Wenn gesagt würde, das können meine Schülerinnen und Schüler noch nicht, dann wäre dies der erste Schritt, daran etwas ändern zu wollen!
Mit dieser Feststellung soll auch begründet werden, warum die Aussage von Prof. Baumert (Bildungsforscher, PISA) richtig ist, dass die Lehrpersonen ihr eigenes Unterrichtskonzept immer wieder neu überdenken und dann trotzdem dabei bleiben.
     
Weitere Argumentationen in der Lernumgebung "Modellieren mit Mathe"
 
an den seitenanfang