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Die alles verändernde Durchsage (2/5)

 

sus sechs

Montag, 19. Februar 2018

Sprache: Deutsch

Thema:

Multimediale Geschichte
 

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Ich schreckte auf. Plötzlich saß ein Mann gegenüber von mir, wahrscheinlich hatte er sich hingesetzt, während ich geschlafen hatte. Er lächelte mich freundlich an. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken", sagte er ruhig. Der Mann war mittleren Alters, 30, vielleicht auch 40 Jahre alt. Man sah es ihm auch an, um den Mund und unter den Augen bildeten sich schon kleine Fältchen. Er trug eine schwarze Mütze, darunter kamen seine struppigen, etwas längeren braunen Haare zum Vorschein. Die dunkelbraunen Augen blickten freundlich in meine Richtung, er lächelte.

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Er trug einen langen blauen Mantel, darunter einen schwarzen Pullunder. Auf dem Sitz neben ihm lag eine braune Aktentasche. "Wo geht´s denn hin?", fragte er mit einem Lächeln. "Verona", antwortete ich abwesend und schaute wieder aus dem Fenster.

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"Und was machst du da, wenn ich fragen darf?", fragte der Mann. Genervt antwortete ich: "Ich fahre zu meinem Vater." Auf eine Unterhaltung hatte ich nun wirklich keine Lust. "Cool.", meinte er und schaute nun auch aus dem Fenster. Hoffentlich war diese Unterhaltung damit beendet. "Also ich mag Zugfahren, und du?", fragte er. Jetzt schaute ich zu ihm. "Ja, im Zug kann man gut schlafen, vorausgesetzt man hat seine Ruhe.", sagte ich frech und lächelte ihn an. Er kicherte. "Ja, das kenne ich. Diese Leute, die immer mit einem anfangen zu reden, schrecklich.", lachte er. Da ich nun die Hoffnung auf eine ruhige Zugfahrt aufgegeben hatte, und mir der Mann ganz lustig vorkam, wendete ich meinen Blick endgültig vom Fenster ab und ließ mich auf eine Unterhaltung mit ihm ein. "Und, wo fahren Sie hin, wenn ich fragen darf?", fragte ich. "Ich weiß noch nicht genau wohin der Zug mich bringt. Hatte ziemlichen Stress und bin in den erstbesten Zug eingestiegen." "Warum hatten Sie denn so viel Stress?", hakte ich nach. Und nach dieser Frage änderte sich plötzlich die Stimmung des Gesprächs, es wurde irgendwie unbehaglich und zu persönlich. Ich bereute, die Frage gestellt zu haben. "Ich wurde aufgehalten. Hatte Probleme. Mit meiner Familie. Musste da weg.", stotterte er. "Oh.", gab ich von mir. "Das muss dich nicht beunruhigen, ich habe eine komplizierte Familie. Sehr kompliziert. Für meine Familie war ich immer der Versager. Mein Bruder war schon immer der Superstar, guter Job, viel Geld, eine wunderschöne Frau und perfekte Kinder, die einmal genauso werden wie er. Und was ist mit mir? Meine Eltern schämen sich für mich. Ich habe kein gutes Studium, keine große Wohnung und weder Frau noch Kinder. Ich bin ihr Albtraum. Und jetzt haben sie auch noch begonnen mich zu ignorieren. Sie haben nur noch meinen Bruder zum Essen eingeladen, ich bekam nicht einmal eine Karte zu Weihnachten. Sie tun so, als würde ich nicht existieren.", erzählte er ohne Luft zu holen. "Wow, ich lass dich ja gar nicht zu Wort kommen, tut mir leid, ich bin total abgeschweift.", sagte er und musste über sich selbst lachen. "Kein Problem, ich kann besser zuhören als reden.", meinte ich und grinste. "NÄCHSTER HALT: ROVERETO. PROSSIMA FERMATA: ROVERETO.", hallte die Durchsage durch den Zug. "Ich denke, das ist meine Haltestelle, danke fürs nette Gespräch und gute Fahrt noch!", verabschiedete er sich. "Auf Wiedersehen!", sagte ich, er nahm seine Tasche und ging zum Ausgang. Der Zug hielt, öffnete die Türen und der Mann huschte schnell hinaus. Durch das Fenster blickte ich ihm nach, in schnellen Schritten ging er zum Ausgang des Bahnhofs.

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Ich wartete, dass der Zug endlich weiterfahren würde, doch er blieb auf den Schienen stehen. Plötzlich hörte ich noch eine Durchsage: "DIE STADTPOLIZEI VON BOZEN BITTET UM MITHILFE BEI DER SUCHE NACH EINEM MANN MIT EINEM BLAUEN MANTEL UND EINER MÜTZE. ES WIRD DRINGEND UM IHRE HILFE GEBETEN. LA POLIZIA MUNICIPALE DI BOLZANO CHIEDE AIUTO NELLA RICERCA DI UN UOMO CON UN CAPPOTTO BLU E UN BERRETTO. SI PREGA URGENTEMENTE DI RIVOLGERSI ALLA POLIZIA MUNICIPALE." Schockiert von der Durchsage begann ich mir Fragen zu stellen. Könnte es der Mann von vorhin gewesen sein? Ist mein Menschenkenntnis wirklich so schlecht, dass ich mich so lange mit einem Verbrecher unterhalten habe? Und was hatte er angestellt? Geschockt und mit vielen Fragen blieb ich auf meinem Sitz zurück.

 

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