Malfertheiner Astrid
Freitag, 11. Oktober 2019
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„Von Arbeit sprechen wir immer dann, wenn das Tätigsein –ob physisch oder geistig- den natürlichen Bedürfnissen des Individuums entspricht und durch diese Tatsache allein schon eine gewisse Befriedigung verschafft. Im gegenseitigen Fall sprechen wir von Aufgabe und Pflicht, die man nur erfüllt, weil man dazu gezwungen wird“ (Vgl. C. Freinet, Techniques de vie, Nr. 3, 1963 (Zeitschrift der Bewegung Ecole Moderne). Zitiert nach Freinet, Elise: Erziehung ohne Zwang. Der Weg Celestins Freinets. Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Hans Jörg. 2. Auflage. Stuttgart 1997. S 140).
Freinet hat ausgehend von seinem Arbeitsbegriff vier Kategorien abgeleitet:
Die erste Kategorie stellt das natürliche Arbeitsbedürfnis dar, das spielerische lernformen ablöst, denn das Kind will die Welt aus eigener Kraft beschreiben, will etwas Sinnvolles tun. Zum Arbeitsbedürfnis gehören das freie Forschen, das tastende Versuchen, die natürliche Methode und der freie Ausdruck.
Die zweite Kategorie umfasst die Arbeitstechniken und Arbeitsmittel, wie etwa Ateliers, Arbeitskarteien, Klassenkorrespondenz, die die Selbsttätigkeit des Kindes anregen sollen. Die „Pädagogik der überflüssigen Erklärungen“ soll somit ersetzt werden.
Zur dritten Kategorie gehören die verschiedenen Arbeitsstrukturen, die das Kind benötigt, um sich an Disziplin und Formen der Kooperation zu gewöhnen. Durch Strukturen der Klassenversammlung, Übernahme von Ämtern usw. soll das Kind lernen Verantwortung zu übernehmen.
Die vierte Kategorie, die Freinet ableitet, stellen die Arbeitsdokumente dar. Das sind persönliche Lebensbücher, Schülervorträge, Klassenzeitungen und Diplome. Durch solche Dokumente wird die Anstrengung des Kindes, die ihm nicht vorenthalten werden soll, anerkannt und ein Erfolgserlebnis für es geschaffen (Vgl. Hagstedt, Herbert. Freinet- Pädagogik heute und morgen. In: Hagstedt, Herbert (Hrsg.): Freinet- Pädagogik heute. Beiträge zum Internationalen Celestin- Freinet- Symposium in Kassel. Weinheim 1997. S.16ff).
Das Kind soll sich durch eigenen Arbeit am Entstehungsprozess von Dingen beteiligen, wobei es sich zunächst tastend, dann wissenschaftlich- methodisch annähern und bestimmte Werkzeuge und Sprache benützen wird. Arbeiten ist bei Freinet ganzheitlich, lebenswelt- und erfahrungsbezogen (vgl. Freinet 10/1952, S. 312. Zitiert nach Kock, Renate: Befreiende Volksbildung. Frühe Texte von Celestin Freinet und Elise Freinet übersetzt, herausgegeben und mit einer Einführung versehen von Renate Kock. Bad Heilbrunn 1996. S.20).
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Kategorien:
Theorie Freinet