Krieg und Frieden
Leo Tolstoi
Verlag:
Suhrkamp
2011
|
|
Autor:
Leo Tolstoi
Kategorie: Nachdenkliches
Das Buch ist ein historischer Gesellschaftsroman, welcher mehrere Handlungsstränge rund um die vier Hauptprotagonisten aufweist. Der Roman handelt von der Zeit der Napoleonischen Kriege in Russland und ist in vier Teile unterteilt, in denen die Auswirkungen welche der Krieg aber auch der Frieden auf die jeweiligen Protagonist*innen und auf die Gesellschaft insgesamt hat, genauer beleuchtet. Außerdem werden philosophische Fragen zu den Themen Schicksal, die menschliche Natur und den freien Willen aufgeworfen und nachgegangen.
Empfehlung:
Dieses Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern, da Leo Tolstoi die Gabe hat so zu schreiben, als ob die Figuren tatsächlich real wären. Zudem verbindet er auf beeindruckende Weise philosophische Gedanken mit der damaligen Realität Russlands und lässt dem*die Leser*in in eine längst vergessene und vielen unbekannten Welt eintauchen. Außerdem zählt das Buch zur Weltliteratur und ist auch deswegen empfehlenswert.
Leseprobe
Mitten im Gespräch über die politischen Ereignisse
ereiferte sich Anna Pawlowna.
»Ach, reden Sie mir doch nicht von Österreich! Vielleicht verstehe ich ja nichts davon, aber Österreich hat
den Krieg noch nie gewollt. Es verrät uns. Russland
muss allein der Retter Europas sein. Unser Wohltäter
weiß um seine hohe Bestimmung und wird ihr treu
bleiben. Das ist das einzige, woran ich glaube. Unserem
gütigen und wunderbaren Kaiser fällt die bedeutendste
Rolle in der Welt zu; er ist so tugendhaft und gut, dass
Gott ihn nicht verlässt, er wird seine Bestimmung erfüllen, wird die Hydra der Revolution zermalmen, die
jetzt ja noch schrecklicher ist in Gestalt dieses Mörders
und Verbrechers. Wir allein müssen das Blut des Gerechten sühnen. Auf wen können wir denn hoffen, frage
ich Sie? … England mit seinem Krämergeist wird nie
die ganze Seelengröße Kaiser Alexanders verstehen können. Es hat sich geweigert, Malta zu räumen. Es vermutet ja immer Hintergedanken hinter unseren Taten,
sucht förmlich danach. Was haben sie Nowossilzew gesagt? Nichts. Sie haben nicht verstanden, können gar
nicht verstehen, wie selbstlos unser Kaiser ist, der nichts
für sich will und alles zum Wohle der Welt. Und was haben sie versprochen? Nichts. Und was sie versprochen
haben, auch daraus wird nichts! Preußen hat bereits erklärt, Bonaparte sei nicht zu schlagen, selbst ganz Europa vermöchte nichts gegen ihn. Ich glaube kein Wort,
weder Hardenberg noch Haugwitz. Cette fameuse neutralité prussienne,ce n’est qu’un piège.* Ich glaube allein
an Gott und an die hohe Bestimmung unseres geliebten
Kaisers. Er wird Europa retten!« Plötzlich hielt sie inne,
mit einem belustigten Lächeln über ihren Eifer
|