Verzweifelung am Spieltisch
Die Gesichter laufen blau an, die Sprechblasen vor dem Mund werden größer, die Luft beginnt zu zittern, Schweißgeruch durchzieht den Raum ...
Collage, vlü, 2008 |
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Als ich 28 Jahre alt war,
brachte mich die Spielsucht
an den Rand des Ruins. |
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Bis dahin hatte ich keine Veranlagung zum Spielen gehabt, im Gegenteil, ich war sehr sparsam, wenn es um meine eigenen Bedürfnisse ging, und grosszügig gegenüber Freunden. Den Besuch einer Höheren Fachschule finanzierte ich mit Arbeit am Abend und am Wochenende. Die Gesundheit litt sehr darunter, was sich dann nach anderthalb Jahren mit einer Rückenoperation rächte. Dies war ein schwerer Rückschlag für mich, da ich dadurch meinen einzigen Ausgleich, den Tanzsport, aufgeben musste. Ich fiel in ein tiefes emotionales Loch. Einziger Lichtblick war ein neuer Partner, den ich häufig ins Spielcasino begleitete. Ich spielte selber jedoch kaum. Die Finanzen reichten einfach nicht für zwei Spieler.
Als alles Ersparte ausgegeben war, nahm ich zum ersten Mal einen Kleinkredit von 10.000 Franken auf. Als dieses Geld zur Neige ging, war auch die Beziehung am Ende. Während der zwei Jahre hatte ich mich immer weiter von meinem Umfeld und von meiner Familie entfernt. Niemand wusste, dass ich immer öfter in den Spielhallen anzutreffen war. Ich schämte mich. Ich konnte mit niemandem über meine Probleme reden. Eines Tages hatte ich Glück: Jackpotgewinn über 36.000 Franken – der Anfang vom Ende! Statt den Kredit zurückzuzahlen, verfiel ich dem Gewinnfieber. Die Besuche in den Spielhallen füllten nun meine gesamte Freizeit aus. Nach einem halben Jahr war der gesamte Gewinn verspielt. Ich brauchte Geld, um meine Sucht zu befriedigen, und stockte den Kleinkredit auf 30.000 Franken auf. Ein Mitarbeiter des Kreditinstitutes hatte mir den Tipp gegeben, dass ich den Kredit bei einer ausserkantonalen Filiale erhöhen könne. Doch auch dieses Geld war sehr rasch weg – nachvollziehbar, wenn man bis zu 1000 Franken pro Tag verspielt. Mein Gemüts- und Gesundheitszustand verschlechterte sich. Hochgefühle bei den gelegentlichen Gewinnen und Selbstmordgedanken bei den regelmässigeren Verlusten belasteten mich. Ich reservierte das Geld fürs Spielen und schob die Bezahlung meiner laufenden Rechnungen auf. Durch eine neue Bekanntschaft sank zwar das Verlangen nach dem Spiel für eine kurze Zeit, doch es kehrte bald in gleicher Intensität zurück. Die psychische Belastung wurde um eine weitere Komponente verstärkt: um das schlechte Gewissen. (http://www.schuldenhotline.ch/AusstiegausderSpielsucht.php)
Weitere Erfahrungsberichte zur Spielsucht sind zu finden unter: http://www.ciao.de/Spielsucht__1022736
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Ausstellung
"Spielend in die Abhängigkeit"
im Rathausfoyer in Kaiserlautern |
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Ein winziges Menschlein, das vom riesigen Maul eines dämonisch aussehenden Spielautomaten verschluckt wird, so hat der fünfjährige Max seinen spielsüchtigen Vater gemalt. Dieses Bild ist nur eines der Kunstwerke, die noch bis zum 22. November in der Ausstellung Spielend in die Abhängigkeit im Rathausfoyer zu sehen sind. Die Wanderausstellung will auf das Problem der Spielsucht aufmerksam machen, das nicht weniger erschütternde und tragische Schicksale nach sich zieht als die stofflichen Abhängigkeiten, die mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Schätzungen zufolge gibt es 70.000 bis 130.000 Spieler in Deutschland, von denen 45 Prozent in die Beschaffungskriminalität abrutschen. |