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Eindrücke und Gedanken
aus der Sicht der damaligen Projektbegleiterin
Marta Herbst Spöttl
Der Weg war lang,
aber es hat sich gelohnt!
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Als ich im Oktober 1995 zum ersten Mal bei der Mathematik Modellierungswoche dabei war, die vom Pädagogischen Institut in Zusammenarbeit mit der Universität Kaiserslautern auf Landesebene organisiert wurde, stand für mich fest: dieses Projekt ist mit seinen neuen Arbeits- und Lernformen nicht nur eine besondere Form von Begabtenförderung sondern kann in etwas abgeänderter Form auch den Regelunterricht von Mathematik enorm bereichern und muss deshalb Eingang in die einzelnen Schulen finden. Der Weg bis zur Umsetzung dieser meiner Überzeugung in die Tat war allerdings lang. Nicht dass es etwa Hindernisse von "oben" gegeben hätte, nein, nur das auch bei mir wirkende Trägheitsprinzip und hin und wieder auftauchende Bedenken in Bezug auf organisatorische Schwierigkeiten, Mehrarbeit u.s.w. verzögerten die Umsetzung. In den drei folgenden Schuljahren war ich allerdings wieder jeweils aktiv an der Durchführung weiterer Modellierungswochen auf Landesebene beteiligt und konnte von den Experten der Universität Kaiserslautern einiges lernen. Vor allem erhielt ich auch interessante Anregungen zur Durchführung von Projekten zum Thema Modellieren mit Mathematik im Unterricht. |
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Einmal anders als gewohnt unterrichten!
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Im Mai 1999 war es dann soweit, ich wagte nach intensiver Vorbereitung den Sprung ins kalte Wasser: vom 25. bis zum 27. Mai gab es an der Handelsoberschule "H. Kunter" in der 3. Klasse A der Fachrichtung Programmierer "Mathematik- Modellierungstage". Der Stundenplan war an diesen 21 Unterrichtsstunden aufgelöst und die gesamte Klasse arbeitete eingeteilt in Leistungsgruppen zu je fünf Schülern/innen an den zur Lösung gestellten Problemen. Unterstützt wurde ich bei der Betreuung der Gruppen von der Informatiklehrkraft Concini Prast Claudia. Sie betreute vor allem die Abfassung der Dokumentation und die Erstellung der Präsentation, ich den mathematischen Teil. Vorbereitung und Durchführung war ein ganz schönes Stück Arbeit, aber die Begeisterung und der Einsatz mit dem die Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren und vor allem die in jeder Hinsicht guten Ergebnisse waren für mich Rechtfertigung genug für den Arbeitsaufwand und ein enormer Antrieb, solche Projekttage auch an anderen Schulen zu wiederholen. |
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Hindernisse überwinden und Neues erproben!
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Während der Projekttage war mir allerdings auch deutlich klar geworden dass gerade diese doch nicht unbedeutende Anzahl von Vorbereitungs- und Betreuungsstunden für manche Fachlehrkraft ein nur schwer zu überwindendes Hindernis sein kann. So entschied ich mich als Projektbegleiterin andere Kolleginnen und Kollegen bei der Durchführung solcher Projekttage zu unterstützen und ihnen meine, wenn auch geringen Erfahrungen weiterzugeben. Meine Begeisterung und Überzeugung von der Wichtigkeit solcher Projekte für einen zeitgemäßen Mathematikunterricht muss auch die Verantwortlichen für die Freistellung zur Betreuung von Unterrichtsprojekten überzeugt haben. Für das laufende Schuljahr erhielt ich nämlich vom Schulamtsleiter, wie von mir gewünscht, eine teilweise Freistellung vom Unterricht. So konnte ich im heurigen Schuljahr schon an zwei Schulen in Bozen "Mathematik - Modellierungstage" betreuen: an der Gewerbeoberschule "Max Valier" (siehe hierzu den Beitrag der Projektleiterin Werner Margarete und die Veröffentlichung auf der Web Seite des PI www.schule.suedtirol.it/pi/projekte) und an der Oberschule für Geometer "Peter Anich" (Unterlagen hierzu demnächst auf der Web Seite des PI). Geplant ist die Durchführung solche Projekttage auch noch mit zwei Klassen der Handelsoberschule "H. Kunter". |
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An komplexen Problemen aus der Praxis arbeiten!
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Die Erfahrungen die ich dabei sammeln konnte, haben mich in meiner Meinung durchaus bestätigt: Arbeiten an komplexen Problemen aus der Praxis können nicht nur besonders für Mathematik interessierte und begabte sondern alle Schüler/innen einer ganz "normalen" Klasse. Ich möchte sogar behaupten, dass auch und vor allem leistungsschwächere und mit der Mathematik üblicherweise auf "Kriegsfuß" stehende Schüler/innen durch diese Arbeitsform sehr motiviert werden und ein anderes Bild von Mathematik entwickeln. |
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Es gibt noch einiges zu optimieren, aber die persönliche Freude an der Arbeit und die durchaus sehr positiven Rückmeldungen der beteiligten Schüler/innen und Fachkolleginnen sind mir "besserer Lohn" für die Überstunden als ein
möglicher Zeitausgleich.
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Liebe Leserin, lieber Leser, klingt ihnen alles viel zu euphorisch, viel zu einfach? Sie haben Recht: einige noch zu "optimierenden Probleme" will ich nicht verbergen. Beispielsweise ist es für mich nach wie vor schwierig und auch arbeitsaufwendig die "idealen" Aufgabenstellungen für die Schüler zu finden: stark praxisbezogen, so komplex dass eine Aufgabenteilung und differenzierte Bearbeitung entsprechend bestehender Fähigkeiten möglich ist, ansprechend und offen formuliert,...
Zwar ist es mir inzwischen gelungen eine kleine Sammlung anzulegen und entsprechende Literatur und Unterlagen zu sammeln und sichten, aber die Aufbereitung für die Bearbeitung durch Schülergruppen während weniger Projekttage ist doch relativ zeitintensiv, wenn auch höchst interessant. Dass durch das Nebeneinander von Unterricht (10 Stunden mit entsprechenden zusätzlichen und damit zusammenhängenden Tätigkeiten) und Projektbegleitung (10 Stunden Freistellung vom Unterricht = 18 zu dokumentierende Stunden) bei der wöchentlichen Arbeitsdokumentation die Gesamtstundenanzahl dann meistens die vorgeschriebene Anzahl bei weitem übersteigt, möchte ich zwar als nicht ganz unbedeutend anmerken aber die persönliche Freude an dieser Arbeit und die durchaus sehr positiven Rückmeldungen der beteiligten Schüler/innen und Fachkolleginnen sind mir "besserer Lohn" für die Überstunden als der mögliche Zeitausgleich. Zudem bin ich überzeugt dass diese Projekte dazu beitragen, ein anderes Bild von Mathematik zu vermitteln und so den Unterricht nur bereichern können. |