Die
Kätzchen gingen zuerst artig in einer Reihe. Doch als sie sahen, daß
der Bäuerin ein Wollknäuel vom Schoß gefallen war, stürzten
sie sich darauf und begannen zu spielen.
Die
Bäuerin lachte, und ihre kleine Tochter Marie, die mit ihrer Puppe
auf dem Fußboden gesessen hatte, klatschte vor Freude in die Hände.
Als
aber der Bauer nach Hause kam, ärgerte er sich sehr über das,
was er in seiner Wohnstube vorfand. "Das Viehzeug kommt mir sofort aus
dem Haus!" rief er zornig. "Eine Katze ist gut und schön. Aber auf
keinen Fall fünf." Die kleine Marie weinte, und die Bäuerin
sagte: "Ach, lieber Mann, wir wollen versuchen, die Kätzchen an gute
Leute zu verschenken." "Das ist unmöglich!" antwortete der Bauer.
"Jeder im Dorf hat schon wenigstens eine Katze. Ich kenne niemanden, der
noch eine haben will."
"Aber
schau doch, wie niedlich die Kleinen sind!" sagte Marie. "Was willst du
denn mit ihnen machen?"
"Das
brauchst du nicht zu wissen!" erwiderte der Bauer. In der Nacht, als Marie
schlief, rief er seinen Knecht und befahl ihm, die kleinen Katzen zu töten.
"Steck
sie in einen Sack, binde ihn zu und wirf ihn in den Teich hinter dem Dorf!"
sagte er. "Die Graue wird sich bald trösten, und auch Marie wird
morgen alles vergessen haben."
Der
Knecht brachte es kaum übers Herz, die vier Katzenkinder in einen
dunklen Sack zu stecken. Aber weil er Angst hatte, daß sein Herr
ihn entlassen würde, befolgte er dessen Befehl und machte sich auf
den Weg.
Eben
zog ein Gewitter herauf, und als der Knecht den Teich erreichte, fiel
der Regen, wie aus Eimern vom Himmel. Dazu blitzte und donnerte es, daß
man ordentlich Angst bekommen konnte. Der Knecht zog den Kopf ein, denn
er trug weder Hut noch Mantel. Kurz entschlossen band er den Sack auf,
holte die kläglich maunzenden Kätzchen eins nach dem andern
heraus und warf sie schnell in den Teich.
Dann
hängte er sich den Sack wie einen Kapuzenumhang über den Kopf
und rannte davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Die
vier Katzenkinder schrien und zappelten erbärmlich, als sie ins Wasser
fielen und nirgendwo Halt fanden.
Dicht
am Ufer aber stand eine alte Weide. Die tauchte ihre langen Zweige ins
Wasser und fischte die Kätzchen heraus. Zuerst klammerten sie sich
ganz fest, dann kletterten sie immer höher, bis sie in Sicherheit
waren. Schwimmen konnten sie nicht, aber klettern konnten sie wirklich
schon ausgezeichnet.
Den
Rest der Nacht blieben sie in den Zweigen der alten Weide sitzen und fühlten
sich ganz geborgen. Das Gewitter zog fort, und der Mond kam hinter den
Wolken hervor.
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