Die Versprachlichung
eines Gedankens bedeutet Umwandlung in ein stärker strukturiertes
Medium. Die Mehrdeutigkeit der Sprache sowie die Vernetzung ihrer Begriffe
kann den Grad gedanklicher Strukturierung, der durch die sprachliche Enkodierung
erreicht wurde, im positiven Sinn aufheben, sodass
neue Assoziationen ausgelöst werden und Neues entdeckt
werden kann.
Das Kommunikationsmodell
beschränkt sich weitgehend auf die konkret zweckgebundenen Formen
des Sprachgebrauchs. Hier wird schriftlicher Sprachgebrauch in den seltensten
Fällen als Selbstzweck gesehen. Dadurch wird das im Kind angelegte
Bestreben, mit Sprache zu gestalten und zu experimentieren, ohne damit
einen konkreten Zweck zu verfolgen, unterdrückt.
Würde man im
Unterricht das Kommunikationsmodell als die einzige Möglichkeit sehen,
um das Schreiben "sinnvoll" einzusetzen, so wäre es dabei
nicht möglich, die ganze Breite der Schrift sprachlichen Äußerungsmöglichkeiten
des Kindes zu erfassen und zu nützen.
So würden kreative
Möglichkeiten, wie z.B. spielerische Verwendung von Wörtern
und Buchstaben (Reimen, Verändern, Einsatz als graphisches Element
usw.), nicht ermöglicht.
Im Rahmen des Kommunikationsmodells
richtet sich der Schreiber an einen Adressaten, beim kreativen
Schreiben von Kindern ist die Motivation
oft primär keine Äußere, deren Ziel es ist, einen konkret
vorgestellten Adressaten durch Geschriebenes zu informieren, sondern ein
nur in sehr geringem Maß bewusster Vorgang, bei dem die Aufmerksamkeit
auf das Darzustellende und den Darstellungsvorgang gerichtet ist.
Die Gestaltungsintention
und die ästhetische Funktion
stehen im Vordergrund. Die kreative Funktion und die heuristische
Funktion des Schreibens überschneiden sich in dem Punkt, in dem
das Fabulieren im Sinne der subjektiven Äußerung, das Ausspinnen
einer Geschichte, die Freude am Erzählen auch das Resultat "inneren
Sprechens" sind, das strukturiert und verbalisiert wird.
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