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Bewerten ist ohne eine umfassende Kenntnis der Schüler/innen und
deren Ausgangslage in den verschiedenen Bereichen nicht möglich.
Zudem ist es wichtig zu erkennen, dass Schüler/innen derselben Jahrgangsstufe
sehr unterschiedliche individuelle Ausgangslagen haben, die es im Unterricht
zu berücksichtigen gilt. Und dies nicht nur bei Schüler/innen
mit Lernproblemen, sondern bei allen Schülern und Schülerinnen.
Pädagogische Diagnostik ist
eine Aufgabe neben vielen anderen im pädagogischen
Handlungsfeld .
Lehrpersonen sehen diagnostische Kompetenz jedoch oft nicht als Teil
ihrer Aufgabe, ihrer Handlungskompetenz. Dies auch weil diese Aufgabe
bei uns fast durchwegs an die Psychologischen Dienste delegiert und von
diesen wahrgenommen wird. Im Gegensatz zur psychologisch-klinischen
Diagnostik der Psychologischen Dienste, liegt bei den Lehrpersonen
der Schwerpunkt jedoch in der pädagogischen
förderorientierten Diagnostik.
Rechtzeitiges
Erkennen von Lernrückständen ermöglicht
ein rechtzeitiges Intervenieren und verhindert somit, dass sich Lernrückstände
kumulieren und der Schüler, die Schülerin dadurch in seiner/ihrer
Lernentwicklung behindert wird.
Dabei sind jedoch eine Reihe von Aspekten mit zu berücksichtigen,
nicht nur allein der Lernstand des Kindes/Schülers, der Schülerin.
Beobachtung des Verhaltens im
Unterricht bei verschiedenen
- Lehrpersonen,
- Tätigkeiten,
- Fächern/Fachbereichen,…
Beobachtung der personalen Faktoren des
Kindes:
- kognitive Voraussetzungen,
- Lernrhythmus,
- Lernstil,
- Motivation,
- Erfolgs- und Misserfolgszuschreibungen,
- Umgang mit Fehlern und Misserfolgen, …
Ängste vor Lerngegenständen werden oft als Desinteresse oder
fehlende Motivation verstanden.
Ängste entstehen oft auch aus der Furcht, Fehler zu machen, oder
aufgrund schlechter Erfahrungen mit Fehlern. Viel zu oft sind Fehler
im Unterricht
noch negativ besetzt. Fehler geben uns aber sehr oft eine Aussage über
den derzeitigen Lernstand des Kindes/Schülers, der Schülerin,
Fehler sind Fenster auf die Lernentwicklung, auf die Lernprozesse. Nur
ein sensibler Umgang mit den Fehlern wird beim Schüler, bei der
Schülerin Fehlerbewusstsein schaffen und die Motivation wecken,
Fehler als Grundlage für eigenständige Auseinandersetzung mit
dem Problem zu sehen.
Die Beobachtung von Lernprozessen schließt sowohl Lernfortschritte,
als auch das Verweilen auf einem Lernstand, wie auch Lernrückschritte
ein.
Beobachtung der außerschulischen
Faktoren:
- familiäre Situation,
- Einstellungen der Schule gegenüber,
- Geschwistersituation, ….
Beobachtung der schulischen Laufbahn:
- eventuelle Lehrerwechsel,
- Methodenwechsel,
- Klassengröße,
- bisherige Lerngeschichte,
..
Es gilt also, sich ein umfassendes
Bild über die Schüler/innen
zu verschaffen.
Hilfreich ist dabei, wenn alle Lehrpersonen der Klasse
mit ihren Beobachtungen dazu beitragen. Unterschiedliche Sichtweisen
und Blickwinkel können neue Erkenntnisse ergeben. |