Lehrplan für Kindergarten, Grund- und Sekundarschule
des Kantons St. Gallen (Originaltext)
PÄDAGOGISCHE
LEITIDEEN
SELBSTKOMPETENZ:
Lebensbejahung:
Die Schule stärkt das Selbstwertgefühl der Schülerinnen
und Schüler. Sie fördert Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen.
Sie ermutigt, im Dasein einen Sinn zu suchen und das Leben danach auszurichten.
Sie stärkt die Freude an Herausforderungen und hilft, Belastungen
anzunehmen und auszuhalten. Sie zeigt Möglichkeiten auf, Probleme
zu bewältigen.
Eigenständigkeit:
Die Schule erzieht Schülerinnen und Schüler zu Menschen, die
eigenständig denken, fühlen und handeln. Diese Eigenständigkeit
setzt Stärken und Schwächen und Selbstvertrauen voraus, das
sich in einer Atmosphäre des Wohlwollens und der Geborgenheit bildet.
Urteilsfähigkeit:
Die Schule bestärkt Schülerinnen und Schüler darin, eigene
und fremde Haltungen und Standpunkte immer wieder zu überprüfen,
Denkweise und Entwicklungen offen und kritisch zu begegnen und ei-gene
Schlüsse zu ziehen.
SOZIALKOMPETENZ:
Gemeinschaftsfähigkeit:
Die Schule bildet Menschen, welche miteinander tragfähige Beziehungen
eingehen. Sie lebt Gemeinschaft und fördert die Fähigkeit, einander
zu unterstützen, sich gegenseitig anzuerkennen, konstruktiv zu kritisieren.
Demokratisches Verhalten:
Die Schule bildet Menschen, die sich dafür einsetzen, dass Aufgaben
in Staat und Gesellschaft mit demokratischen Mitteln ge-löst werden.
Wichtige Voraussetzungen dazu sind Gesprächs- und Konfliktfähigkeit.
Verantwortungsbewusstsein:
Die Schule fördert bei Schülerinnen und Schülern die Bereitschaft,
Verantwortung für (die Gemeinschaft, für sich selbst) sich selbst,
für die Gemeinschaft und für die Um-welt zu übernehmen.
SACHKOMPETENZ:
Elementare Bildung:
Die Schule fördert elementares Wissen grundlgende Fähigkeiten
und Fertigkeiten. Die Schülerinnen und Schüler werden befähigt,
in der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit Familie, Gesellschaft und
Umwelt ihre Lebenswelt sinnvoll zu gestalten.
Lernkompetenz:
Die Schule fördert die Lernkompetenz der Schülerinnen und Schüler,
indem sie ih-nen hilft, eigenes Lernen als sinnvoll zu erfahren und verschiedene
Lernwege zu entdecken und anzuwenden.
Leistung:
Die Schule fördert die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen
und Schüler entsprechend ihren Begabungen. Sie stärkt die Erfahrung,
dass Leistungen in verschiedenen Bereichen intellektuell , gestalterisch,
musikalisch, manuell, körperlich wertvoll sind. Sie ermöglicht
positive Leistungserfahrungen, verhilft aber auch dazu, mit eigenen Schwächen
sinnvoll umzugehen.
DIDAKTISCHE LEITIDEEN
Lernatmosphäre:
Wertschätzung, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und gewaltfreie
Konfliktlösung prägen die Lernatmosphäre in der Schule.
Lehrerinnen und Lehrer schaffen gemeinsam mit ihren Schülerinnen
und Schülern ein entspanntes Lernklima. Gegenseitig spüren sie,
dass sie geachtet und geschätzt werden, auch dann, wenn Schwierigkeiten
auftreten.
Zielorientierung:
Zielorientierung begründet Stoffauswahl und Methode. Sie lässt
Raum für Unvorher-gesehenes und Spontaneität. Sie beziehen den
Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler mit ein und be-rücksichtigen
ihre Interessen. In geeigneten Unterrichtsphasen und Lernformen bestimmen
Schülerinnen und Schüler ihre Ziele selber.
Individualisierung:
Schülerinnen und Schüler werden entsprechend ihren Begabungen,
Neigungen und Leistungsmöglichkeiten gefördert. Mit Unterrichtsdifferenzierung
in einzelnen Fächern und individualisierenden Arbeitsformen versucht
die Schule allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden.
Soziales Lernen:
Die Individualisierung des Unterrichts und das Prinzip des sozialen Lernens
ergänzen sich gegenseitig. Schülerinnen und Schüler lernen,
vertrauensvoll miteinander umzugehen, verantwortungsbewusst zusammenzuarbeiten,
Gemeinschaft zu bilden.
Vernetztes Denken:
Die Lehrerinnen und Lehrer berücksichtigen die unterschiedlichen
Zugänge zum Lernen. Sie gestalten Unterricht so, dass Schülerinnen
und Schüler Inhalte durch Erleben, Denken und Handeln erfahren und
in Zusammenhängen erkennen. Das wird besonders im Thematischen Unterricht
möglich.
Exemplarisches Lernen:
Die Fülle möglicher Unterrichtsinhalte erfordert eine Beschränkung
auf exemplari-sche Themen. Die Stoffauswahl wird bestimmt durch das Ziel
des Unterrichts, bezieht aber auch die Interessen und den Entwicklungsstand
der Schülerinnen und Schüler ein.
Lernen lernen:
Schülerinnen und Schüler haben Gelegenheit, sich an Planung
von Unterricht in be-zug auf Inhalt und Arbeitsweise zu beteiligen. Sie
reflektieren ihren Lernprozess, um Aufschlüsse über das eigene
Lernen zu erhalten. Dabei werden sie durch die Lehrerinnen und Lehrer
fachkundig begleitet.
Lehren und Lernen:
Im Unterricht werden viele Lehr- und Lernformen angewendet. Sie reichen
vom ge-lenkten bis zum offenen Unterricht. Sie beinhalten sowohl systematisches
Lernen, Üben von Fertigkeiten und Arbeitstechniken als auch entdeckendes
Lernen. Ziel ist selbstgesteuertes und selbstverantwortetes Lernen.
Beratung - Beurteilung:
Lehrende und Lernende setzen sich Ziele, nach denen der Lernprozess ausgerichtet
und an denen der Lernerfolg gemessen wird. Die Lehrerinnen und Lehrer
beobachten, beraten und beurteilen. Die Fremdbeurteilung wird ergänzt
durch die Selbstbeurteilung. Die Schülerinnen und Schüler werden
angemessen in die Beurteilungsverfahren einbezogen.
ORGANISATORISCHE LEITIDEEN
Zusammenarbeit
mit Eltern:
Aus der gemeinsamen Verantwortung der Eltern und der Schule für die
Kinder ergibt sich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit, welche gegenseitige
Achtung, Ge-sprächs- und Informationsbereitschaft verlangt. Die Schülerinnen
und Schüler erle-ben, dass Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sich gemeinsam
für ihre Bildung und ge-sunde Entwicklung einsetzen. Häufigkeit
und Form der Zusammenarbeit richten sich nach individuellen und organisatorischen
Bedürfnissen.
Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit:
Die Schule als Teil der Öffentlichkeit pflegt einerseits Kontakte
zur Gemeinde- und Quartierbevölkerung und zu verschiedenen Institutionen,
andererseits gewährt sie den jungen Menschen Raum, wo sich Bildungs-
und Erziehungsarbeit in Ruhe gestalten lässt.
Zusammenarbeit in Schulhaus und Schulgemeinde:
Kindergartenlehrkräfte, Lehrerinnen und Lehrer arbeiten im Schulhaus
in der Schulgemeinde als Team. Sie übernehmen Verantwortung für
ihre Schule, indem sie gemeinsam ihre Anliegen formulieren und umsetzen.
Sie ver-wirklichen gemeinsam den Lehrplan auf die lokalen Bedürfnisse
hin.
Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern, mit Eltern und Behörden
gestalten sie das eigene Schulleben. Voraussetzung einer dynamischen Schulkultur
ist eine pädagogische Leitung, welche mit allen Beteiligten eine
schuleigene Identität aufbaut und pflegt.
Zusammenarbeit über Stufen- und Klassengrenzen:
Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten über Stufen und Klassen hinweg
zusammen. Dies ist vor allem wichtig beim (Übergang von einer Stufe
in die andere, in Klassen, die von mehreren Lehrpersonen unterrichtet
werden und zwischen den Abteilungen der Oberstufe Sekundarstufe 1.
Mehrklassenschulen:
Mehrklassenschulen bieten Schülerinnen und Schülern Gelegenheit,
altersübergreifend voneinander und miteinander zu lernen.
Besondere Unterrichtsveranstaltungen:
Besondere Unterrichtswochen oder -tage sind Bestandteil des obligatorischen
Unterrichtes. Sie bilden eine Bereicherung des Schulprogramms, weil sie
zusätzlich Gelegenheit bieten, die Schülerinnen und Schüler
erzieherisch, geistig, körperlich und damit ganzheitlich zu fördern.
Durch klassen- und fächerübergreifenden Unterricht können
besondere Akzente gesetzt und den Neigungen entsprechende Fähigkeiten
geschult werden. Besondere Unterrichtsveranstaltungen lassen Gemeinschaft
und Zusammengehörigkeit erleben.
Kindergerechte Schulumgebung:
Schulanlagen und -räume werden so gestaltet, dass sie vielfältige
Anregungen für Lernarbeit, Spiel und Bewegung sowie Möglichkeiten
zu Begegnungen, Beobachtungen, Entdeckungen und Erholung bieten.
Differenzierung:
Gleichaltrige Kinder weisen Unterschiede bezüglich Leistungs- und
Lernvermögen. Diese Tatsache erfordert Formen der inneren Differenzierung.
Geeignete Klassengrößen erleichtern diese Arbeitsweise. Zusätzlich
sind Formen der äußeren Differenzierung notwendig. Differenzierungsmaßnahmen
ermöglichen durch seedukative Phasen, auch geschlechtsspezifische
Unterschiede zu berücksichtigen.
Fördernde Maßnahmen:
Schülerinnen und Schüler mit Schulschwierigkeiten oder mit ausgeprägten
Begabungen werden zusätzlich gefördert. Die Maßnahmen
orientieren sich an individuellen Lernvoraussetzungen und Lebenssituationen.
Kinder aus anderen Sprachgebieten und Kulturen benötigen geziel-te
Unterstützung zur sprachlichen und sozialen Integration.
Lehr- und Lernmittel:
Die Lehr- und Lernmittel werden gemäß den Leitideen und Zielsetzungen
des Lehrplans ausgewählt und eingesetzt. Sie müssen dem Lernvermögen
der Schülerinnen und Schüler angepasst sein. Bei der Auswahl
von Unterrichtshilfen wird darauf geachtet, dass darin beide Geschlechter
gleichwertig in vielfältigen Lebenszusammenhängen dargestellt
sind.
Unterrichtssprache:
Die Unterrichtssprache im Kindergarten ist die Mundart. In der Unterstufe
wird die Hochsprache den Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler
entsprechend gefördert und als Unterrichtssprache eingeführt.
Ab der Mittelstufe ist Hochsprache die übliche Unterrichtssprache.
Die Lehrerinnen und Lehrer beachten die sprachliche Gleichbehandlung der
Geschlechter.
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