blikk Schule gestalten   11. Pädagogische Tagung          
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Erkennen, Lernen, Verstehen (2)
erstes Referat von Peter Singer
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1.2 Wie stellt man sich das Lernen vor? Lernen ist:

wir können niemanden zum Lernen zwingen

 
  1. ein interner, nicht beobachtbarer Prozess

  2. die Änderung einer Verhaltensmöglichkeit oder eines Verhaltens, das

  3. relativ überdauernd ist

  4. und aufgrund von Erfahrung, Übung oder Beobachtung, das heißt durch Auseinandersetzung mit der Umwelt entsteht

  5. sowie von Reifung oder vorübergehenden Zuständen (Ermüdung, Rausch, Drogeneinwirkung) abgegrenzt werden muss.
 
    1.3 Frühere Erklärungen

 

  Um die heutige Position besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich mit früheren Erklärungen auseinanderzusetzen:
Comenius (1592 - 1670) stellte sich die Arbeit des Lehrens wie die eines Uhrmachers oder Buchdruckers vor (Bücher werden geprägt). Herbart (1776 - 1841) glaubte, dass Lehren das Anfüllen der Seele mit Vorstellungen sei. Pestalozzi (1776 - 1827) dachte, Lernen entwickle sich wie ein Baum; im Menschen sei schon alles angelegt. Er selbst hielt sich allerdings nicht unbedingt an diese Einsicht. Aus Amerika kam der Behaviorismus nach Europa, dem es nur noch um die Frage ging, welche Reize welche Reaktionen bestimmten. Piaget (1896 - 1980) leitete den Kognitivismus ein, auf dem der Konstruktivismus fußt.

 

    1.4 Gemeinsamkeiten
    Trotz einiger Unterschiede in den Auffassungen der einzelnen Konstruktivisten können folgende Gemein-samkeiten festgehalten werden:
 

 

Peter Singer im Gespräch
mit Lehrpersonen über
alte und neue Lernmethoden

 

 
  1. Es gibt keine Objektivität, die für alle gleichermaßen gilt.
  2. In der Konstruktion seiner eigenen Wirklichkeit gibt es für jedes Individuum einschränkende Bedingungen.
  3. Wissen wird mit der Erfahrung gebildet. Nicht die Wirklichkeit - gleichsam von der Erfahrung unabhängig seiend - ist die Grundlage des Wissens.
  4. Wissenserwerb ist nicht ein "Dazulernen". Es ist schon immer ein Vorwissen, ein vorher vorhandenes Verhalten da. Lernen ist deshalb immer "Umlernen". Im Zentrum stehen dabei die Prozesse der individuellen Auseinandersetzung.
  5. Wichtig sind die Auseinandersetzungen von Individuen über verschiedene Erfahrungen in und Sichtweisen der Umwelt/Innenwelt. Das macht im Wesentlichen die sozialen Bedingungen aus.
  6. Wir als Lehrkräfte müssen wissen: Lernen ist nicht eine "mechanistisch - technomorphe" Angelegenheit, sondern eine "systemisch - evolutionäre".

Folgerungen

 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000