Geheiratet hat man früher   vorwiegend in der Fasnacht. Alle echten, alten Bräuche der Fasnacht haben mit   Fruchtbarkeit und Hochzeit zu tun. 
                                               
                                              Nicht jedermann konnte aus   finanzieller Sicht eine Ehe gründen. Töchter von Großbauern bekamen immer einen   Mann; Frauen, die ärmer waren, taten sich schwerer. Es galt: Großbauer zu   Großbauer. 
                                               
                                              Das Heiraten wurde immer als Rechtsgeschäft aufgefasst. Je   weiter wir zurückschauen, umsomehr gilt das. Daher ist es auch erklärlich, dass   über Eheschließungen das umfangreichste und älteste schriftliche   Urkundenmaterial besteht.  
                                              So erkannte man einen Burschen im Burggrafenamt,   der sich für ein Mädchen interessierte, daran, dass er sich rasierte. Der Kopf   war kahlgeschoren und nur am äußersten Rand des Haarbodens quollen die Locken,   der Ohrenbart gehörte unbedingt dazu. 
                                               
                                              Man wusste zwar, dass er es auf   eine abgesehen hatte, aber noch nicht auf wen. Offene Liebschaften waren nicht   Brauch. Wenn man glaubte, die beiden wären ein Liebespaar, so hieß es: „Die   Moida geaht mit`n Luis“ oder „Der Hans hot mit der Zenz a Gong“. Zum Tanzen hat   der Bursch sein Madl nicht zu Hause abgeholt, sondern sie haben sich zufällig   auf dem Weg getroffen. 
                                               
                                              Mancherorts schauten die Burschen schon vorm   Anbandeln, dass die Auserwählte mit irdischen Gütern bedacht war. Daher kommt   wohl das Sprichwort: „Wenn dein Vater nichts hat, kannst du nichts dafür, jedoch   wenn der Schwiegervater nichts hat, bist du selber schuld“. 
                                               
                                              In Osttirol   oder im Pustertal musste sich ein heiratslustiger Bursche in einer langen   Ansprache „dem Gasslgian“ vorstellen, das geschah immer in der Nacht. Dazu sind   seine Brüder und Freunde mitgekommen. 
                                               
                                              In Lüsen legte das Mädchen   Ostereier und Krapfen schon am Karfreitag an einen verabredeten Platz. Dafür   wurde sie vom Burschen mit einer selbstgeschnitzten Schatztruhe oder einem   Brusttüchel belohnt. 
                                               
                                              Die Pustertaler Paare trafen sich gerne am   Ostermontag und Ende Oktober am 3. Tag des Stegener Marktes, der „Menschenmarkt“   genannt wurde. Da musste der Bursch seiner Gitsche eine Marende zahlen und   erhielt dafür eine lange Zigarre. 
                                               
                                              In Brixen hieß es, dass die Paare mit   den „Anten“ ausfliegen. Das war am Josefitag und der 2. Antenflug war am   Ostermontag. 
                                               
                                              In Kastelruth galt es als Zeichen der Liebe, wenn das   Mädchen vom Burschen am Lichtmessmarkt einen Wachsstock bekam, zu Allerheiligen   eine gezuckerte Henne oder zu Kathreini Köschtn. Dies zog sich oft zwei bis drei   Jahre hin. Wenn es dann „ernst“ werden sollte, ließ der Bursch das Mädchen zu   Weihnachten wissen, dass er zum „Straubenessen“ komme. Dies wurde aber geheim   gehalten. 
                                               
                                              Mancherorts (bekannt im Deutschnofnergebiet) brauchte es keine   lange Bekanntschaft, um eine Jungbäuerin zu finden. Man wählte seine Frau bei   der Sonntagsmesse aus. Am Nachmittag ging der Bursch dann auf Werbung mit einem   weißen Weggen, den er extra beim Bäcker backen ließ. Von Liebe wurde nicht   geredet. Waren sich beide einig, ging man die kommende Woche zum Pfarrer und   feierte „Handschlag“. Dazu lud man Verwandte und Freunde. Am nächsten Sonntag   wurde die Hochzeit von der Kanzel verkündet. Nach dem dritten Verkünden war die   Hochzeit. Schüchterne Burschen ließen die Werberei von einem Brautwerber   besorgen. 
                                               
                                              Nicht immer kam es von der Verlobung auch zur Hochzeit. Da   wurde dann bei der Hochzeit vom „Ehemaligen“ Sägemehl oder Stroh gestreut. Wurde   die Verlobung gelöst, wurden alle Geschenke zurückgegeben.  
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