Langsam rumpelt das Fuhrwerk über   die holprige Landstraße in Richtung der Stadt. Schon von weitem sieht Peter, der   Weinhändler, die hohen Stadtmauern und den Wassergraben davor. Die Straße führt   direkt zum Vorstadttor, wo er wieder einmal Maut bezahlen muss. An jeder Brücke,   in jeder Stadt und auch noch an verschiedenen anderen Stellen werden Abgaben   verlangt. Hoffentlich kann er seinen Wein bei den Gastwirten zu einem guten   Preis verkaufen. 
											  In der Stadt herrscht reges Treiben. Fuhrwerke stehen von den   Gasthäusern, Kinder spielen auf der Straße, Frauen stehen um den großen Brunnen   und waschen ihre Wäsche, einige Bettler sitzen unter den Lauben und überall sind   Hühner, Ziegen und Schafe zu sehen. Es ist ein heißer Sommertag, die Gassen sind   staubig und es riecht nicht besonders gut ... 
                                                 
                                               
											    
                                                Mittelalterliche Stadt   (Altarbild aus Rottenburg ob der Tauber, Foto A. Prock) 
                                              Links und rechts ragen die stattlichen Bürgerhäuser mit ihren Erkern und   Lauben empor, in denen die Handwerker im Erdgeschoss ihre Werkstätten und   Verkaufsläden eingerichtet haben. Direkt am breiten Hauptplatz ist Markt, Bauern   aus der Umgebung bieten Obst, Gemüse und Tierprodukte an. Hier in der Stadt   können sie sich mit Handwerkswaren eindecken. Hoch ragt der Stadtturm auf und   schaut auf das prächtige Rathaus herab.  
Am Stadtrand befindet sich die   Pfarrkirche mit dem Friedhof, etwas davon entfernt das Kloster. Außerhalb der   Stadtmauer kann Peter das Spital sehen. Er ist von der langen Reise aus dem   Süden müde und sucht sich ein Gasthaus, wo er auch seine zwei Pferde   unterbringen kann. Es sind genügend Gasthäuser vorhanden, die Auswahl ist groß,   da ja auch viele Reisende hier übernachten wollen. Das Reisen bei Nacht wäre   viel zu gefährlich, die Straßen sind schlecht und überall könnten Räuber lauern.   Die Stadt bietet Schutz, weshalb sich hier auch ein großes Gerichtsgebäude und   die Burg des Landesfürsten befinden. Am Abend werden die Stadttore geschlossen   und jeder kann sich sicher fühlen. 
  
                                                Mittelalterliche Stadt   (Altarbild aus Rottenburg ob der Tauber, Foto A. Prock) 
                                              Zwischen dem 10. und 14. Jh. entstanden als bedeutende wirtschaftliche   Zentren entlang der wichtigen Verkehrswege im Bereich von Inn und Salzach Städte   mit ähnlichen Merkmalen, daher der Name „Inn-Salzach-Stadt“. Solche Städte sind   in Nordtirol, Südtirol, Osttirol, Oberösterreich, Salzburg, Niederösterreich und   Bayern zu finden. Städte hatten bestimmte Funktionen und   Vorrechte. Meist entstand eine Stadt aus einem Markt, der wiederum   aus einem Dorf hervorging, aber eine größere Bedeutung hatte. 
                                                   
                                                  Stadtmauer   und Stadtgraben umgaben die Siedlung, Stadttore führten hinein und heraus. Oft   bildet die einstige Stadtmauer heute noch die Außenseite der Häuser zum   ehemaligen Stadtgraben. Auf dem Markt- oder Stadtplatz fanden der Markt und   zahlreiche andere Veranstaltungen statt. 
                                                  
                                                Stadttor in Glurns - Stadtmauer in Glurns (Fotos   A. Prock) 
                                              Welche Bauwerke und Einrichtungen bestanden in einer Stadt? Die Bürgerhäuser  stehen meist mit den Giebeln zur Straße, wobei sich die reichen Bürger entlang   der Hauptstraße niederließen. Viele Handwerksbetriebe (Schuster, Seiler, Färber,   Gerber u. a.) waren wegen Geruchsbelästigung und Lärm am Stadtrand angesiedelt.   Dort liegen auch die Pfarrkirche mit dem Friedhof, das Spital mit Spitalskirche   (Ansteckungsgefahr) und die Klöster.  
Spital und Klöster konnten jedoch auch   außerhalb der Stadtmauer liegen. Das Spital war nicht ein Krankenhaus im   heutigen Sinne, sondern eher Versorgung für alte und arme Leute und für Pilger.   Das Pest- oder Seuchenspital befand sich weit außerhalb der Stadt.  
Die Burg des   Stadtherrn wurde entweder in einem eigenen Bereich in erhöhter Lage oder auf   demselben Niveau wie die städtische Siedlung errichtet.  
Das Rathaus findet man   meist an der Hauptstraße, ebenso Verwaltungsgebäude. 
  
                                                Bürgerhäuser in Innsbruck (Foto A. Prock) 
                                              Die Klöster, vor allem Bettelordensklöster wie Franziskaner und Dominikaner,   widmeten sich der Prediger-, Kranken- und Seelsorgetätigkeit.  
Wichtig waren die   Herbergen und Gasthäuser mit Ställen. Eine Stadt hatte auch oft ein Ballhaus zur   Aufbewahrung der zu Ballen gebundenen Güter. Der Transport von Waren stellte eine wichtige Einnahmequelle dar.  
  
                                          Einstige Spitalskirche   in Sterzing (Foto A. Prock)
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