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lesen |
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Haben
Sie sich noch nie gefragt, wie Lesen funktioniert?
Wir
lesen nicht fließend, wir gleiten nicht durch den Text, sondern
springen gewissermaßen von einem Punkt zum anderen:
"Lesen
ist eigentlich eine optische Täuschung: Während wir glauben,
fließend zu lesen, hüpfen unsere Auge-Blicke in Wirklichkeit
recht holprig über den Text. Der Leser wirft seinen Blick auf eine
bestimmte Textstelle, bleibt dort je nach Können zwei Zehntelsekunden
bis zu zwei Sekunden und hüpft dann zum nächsten Fixpunkt.
Wirklich
„gelesen“ wird nur auf den Fixpunkten (man nennt sie Fixationen),
beim Springen ist ja das übrige Schriftbild verwischt. |
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Der Fixationspunkt fällt dabei genau wie bei einem Zielfernrohr genau
in die Fovea, den Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut,
und umfasst wiederum je nach Können bis zu etwa 10 Buchstaben. Je
nach Lesefähigkeit benötigt ein Leser zwei, drei bis zu zehn
Sprünge pro Zeile, sogenannte Saccaden.
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Bei
schwierigen Texten müssen unsere Augen manchmal auch
zurückspringen,
um einen Text zu verstehen. Je besser der Leser, desto reibungsloser und
linearer verlaufen die Saccaden, je schwächer die Lesefähigkeit
oder je komplizierter der Text, desto öfter hüpfen die Augen
zurück, um nicht verstandene Botschaften doch wahrzunehmen.
Der
Eindruck des kontinuierlichen Leseflusses täuscht ähnlich wie
die laufenden Bilder eines Filmes, beim Lesen hüpfen wir
von Fixpunkt zu Fixpunkt; eine fröhliche Vorstellung: Lesen
ist nichts Statisches, Unbewegtes, sondern eine känguru- oder froschartige
Fortbewegung durchs Buch." |
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Aus:
Gerhard Falschlehner, Vom Abenteuer des Lesens, Residenz Verlag, Salzburg
und Wien 1997, S. 65 und 66 |
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