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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Zuletzt geändert: Samstag, 12. Oktober 2019
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Petersen spricht nicht von Klassen, sondern von Gruppen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Stammgruppe zu.
In den 1920er Jahren schrieb Petersen schon „Das heutige Schulsystem zeigt auf jede Weise den Bankerott des Jahresklassensystems“. Für ihn ist es fundamental, verschiedenste Begabungen in den Klassen zuzulassen und beisammen zu behalten.
Der Pädagoge ist überzeugt, dass die Mischung von Schülern beiden Geschlechts und verschiedener Jahrgänge das Beste ist. So gibt es eine sehr viel größere Bandbreite an Leistung und die Schüler/innen haben weniger das Gefühl, in ihren Leistungen immer ungefähr den Leistungen ihrer Mitschüler/innen entsprechen zu müssen. Einige arbeiten an Kompetenzen, die viele andere ihrer Jahrgangsstufe schon erreicht haben, was aber nicht auffällt, weil die jüngeren Kinder auch daran arbeiten. Andere befassen sich mit Inhalten, die für andere Gleichaltrige noch zu komplex sind. Sie arbeiten dann einfach mit älteren Kindern zusammen.
Es gib in Jena viele Versuche über die ideale Zusammensetzung der Stammgruppen. Diese kamen zu folgendem Ergebnis:
Untergruppe: Hier sind die Kinder des 1. – 3. Schuljahres.
Mittelgruppe: Diese besteht aus Schülern des 4.-6. Schuljahres.
Obergruppe: Diese besuchen die Kinder des 6.-8. Schuljahres.
Jugendlichengruppe: Hier sind die Jugendlichen des 8.-10. Schuljahres.
In den Lebensjahren, in denen sich die Stammgruppen voneinander abgliedern, finden einschneidende seelisch- körperliche Entwicklungen statt. Deshalb stellten sich diese Kombinationen als am zielführendsten heraus. So gab es verstärkte Bildungsunterschiede (im Vergleich zu Jahrgangsklassen), ohne dass diese zu groß geworden wären. Gäbe es in den Klassen nun Sitzenbleiber, die emotional und physisch in einer anderen Entwicklungsstufe sind, störe und beeinträchtige dies das Funktionieren der Gemeinschaft.
Für Petersen ist die Stammgruppe eine „Sozialform“, die sich unter Anleitung eines Erwachsenen planvoll „als Mittel der geistigen Gemeinschaft weiß und will“. (S. 54) Dabei arbeiten die Schülerinnen frei und eigenständig, nutzen ihre Bewegungsfreiheit, beugen sich aber dem „Gesetz der Gruppe“ (s. 2.2.2.). Schnell bilden sich in den Zeiten der Gruppenarbeit Tischgruppen auf Grund von Sympathien, gemeinsamer Interessen oder auch auf Geheiß des Gruppenführers (, wobei die Schüler/innen vom Nutzen überzeugt sein müssen. Gruppenbildung unter Zwang und mit dem Widerwillen der Schüler/innen betrachtet der Pädagoge als wertlos). Diese Tischgruppen verändern sich im Laufe des Jahres auch laufend, weil die Gruppe eine freie Dynamik im Inneren hat und die Kinder innerlich verschieden wachsen. (Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.32, 51ff, 69).
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Zuletzt geändert: Samstag, 12. Oktober 2019
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Peter Petersen hatte an seiner Schule das System der Patenschaften: Dazu können ältere Schüler, die gerne anderen helfen, zum Paten für ein Kind werden, um es in den nächsten Schuljahren zu unterstützen. Dabei suchen die Schüler/innen frei aus, wer ihr Schützling sein sollte. Es ist nichts Arrangiertes: Jeder ältere Schüler darf frei entscheiden, ob und für wen er eine Patenschaft übernehmen will. Gleichzeitig dürfen auch die Jüngeren entscheiden, ob sie die Patenkinder der Großen sein wollen. Diese Maßnahme hilft einerseits die Kluft zwischen den Großen und den neuen Schülern/innen zu überbrücken, andererseits den Kleinen zu einem guten Start in der Bildungseinrichtung. Es schult aber auch die älteren Schüler in einem hilfsbereiten und respektvollen Umgang mit Jüngeren. So ist es ein „wertvolles Hilfsmittel der gegenseitigen Erziehung“. Bei gemeinsamen Feiern sitzen die Großen neben ihren Schützlingen, aber auch in schwierigen Phasen bekommt das Patenkind die Unterstützung seines Paten, darf neben ihm arbeiten. Auch ist der Pate Ansprechpartner des Lehrers, wenn er das Gefühl hat, dass das Kind der besonderen Unterstützung von Seiten seines Paten bedarf. (Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.75f)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
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Das Gesetz der Gruppe ist die Grundsatzregelung der Stammgruppe, an die sich stets alle zu halten haben und lautete bei Petersen wie folgt: „Im Raume darf nur geschehen, was alle gemeinsam wollen und was das Zusammenleben und die Schularbeit in Ordnung, Sitte und Schönheit allen in diesem Raum gewährleistet.“ Mit „allen“ ist in diesem Zusammenhang auch der Lehrer gemeint. Das Gesetz der Gruppe begrenzt die Freiheit des einzelnen und der Gruppe. Petersen erwähnt aber auch noch andere Grenzen der Freiheit des Schülers in der Gemeinschaft:
2.2.2.1. Alle Schüler haben die gleichen Rechte und Pflichten.
2.2.2.2. Viele Menschen leben und arbeiten auf einem begrenzten Terrain. Dies bedingt gegenseitige Rücksichtnahme.
2.2.2.3. Manche Arbeitsmittel sind nicht in großer Zahl verfügbar und deshalb mitunter in dem Moment nicht verfügbar. (Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.58)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
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Einer der wichtigsten Bildungsaufträge der Schule ist für Petersen die Festigung von menschlichen Beziehungen. Das Kind soll befähigt werden, sich der Wertewelt einer Schule einzuordnen, die die Idee der Gemeinschaft pflegt und lebt. Dazu bedarf es nach Petersen fünf Hauptmittel:
Die Aussprache: Man muss so offen miteinander umgehen, dass alles zur Aussprache kommt und alle offen füreinander sind.
Anerkennung des gleichen Rechtes für alle: Alle Kinder haben das Recht, ihre Meinung frei zu äußern und dabei gehört zu werden. Dieses Recht wird nur begrenzt vom Recht der anderen.
Die Behandlung aller „Fälle“ durch die Gruppe: Dabei ist die Führung des Lehrers sehr wichtig. Er sollte die Schüler anleiten, taktvoll miteinander umzugehen. Das Gespräch muss aber auch zielführend sein. Mitunter kann es auch sein, dass sich etwas nicht in der Gruppe lösen lässt, dann muss die Schulgemeinde den „Fall“ thematisieren. Diese Involvierung der Schulgemeinde sollte aber nur in sehr schwierigen Fällen erfolgen. Petersen berichtet, dass er einen sehr großen Unterschied feststellen konnte, ob Vorkommnisse in der Gemeinschaft der Stammgruppe besprochen wurden oder in den Jahrgangsklassen, wie es seinen ersten Unterrichtserfahrungen entsprach.
Die Warnung oder Mahnung: Petersen spricht davon, dass diese Warnung am besten nonverbal erfolge. Der Lehrer sollte darin den Schülern/innen ein Vorbild sein. Er sollte Gesten wie einen Finger auf den Mund legen, die Hand hochhalten u.ä. nutzen und auch gemeinsam vereinbarte Merkzeichen verwenden, wie einen Gong, wenn es zu laut wird. Dabei sei darauf zu achten, dass sich Zeichen abnutzen, wenn sie zu häufig gebraucht werden. Deshalb solle man variieren und Zeichen abwechselnd benutzen.
Die Pflege der Innerlichkeit: Diese dient dem Zweck, dass sich alle wohl fühlen. Petersen versteht darunter die Behaglichkeit des Schulraumes, aber auch die Feier aller Geburtstage der Kinder, die Vorbereitung verschiedener Feste, im Besonderen aber die menschliche Wärme im Umgang miteinander und mit dem Lehrer. Auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle: So beschreibt der Pädagoge die positiven Auswirkungen, wenn Eltern die Kinder dann und wann in der Schule besuchen und mit ihnen arbeiten dürfen. Der Lehrer bleibt aber der Leiter der Gruppe und muss gegebenenfalls kurz und bündig eingreifen „mit festem Wort und klarer Tat“. (Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.61ff
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Zuletzt geändert: Samstag, 12. Oktober 2019
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Der Klassenraum sollte wie eine Wohnstube gestaltet sein. Der Pädagoge verwendet dafür den Begriff der „Schulwohnstube“. Dazu sollte der Raum mit selbst Gemaltem und Gebasteltem dekoriert werden. Die Kinder sollten auch ihre großen und kleinen Schätze dort aufstellen dürfen. Petersen führt als Beispiele auch singende Vögel, Blumen, eine tickende Uhr an. Für ihn liegt die wichtigste Bedeutung darin, dass es für eine zusammenlebende Gemeinschaft wie der Stammgruppe wichtig sei, einen Raum zu haben, zu dem man einen großen persönlichen Bezug hat und in dem man sich wohl fühlt. Gleichzeitig müsse den Schülern/innen aber auch klar sein, dass es keine reine Wohnstube ist, sondern einer besonderen Aufgabe dient.
Dem gegenüber stehen die Schulwerkstätten. Diese sind mit Hobelbänken, Sandkasten oder ähnlichem bestückt. Auch die Schulwerkstätten förderen die soziale Gesinnung und bilden die Persönlichkeit, aber nicht im gleichen Maße wie die Schulwohnstube. Für Petersen unterscheidet die zwei Arten von Räumen v.a. der Ethos in diesen Räumen. (Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.60, 64)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
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Es gibt nach Peter Petersen vier „Grundformen des Lernens“, welche durch die „pädagogische Absicht“ zu „Bildungsgrundformen“ werden. Der Pädagoge ordnet sie nach dem Auftreten in der kindlichen Entwicklung: Spiel Gespräch Arbeit Feier Diese Formen natürlichen Lernens, wie sie alle Kinder schon lange vor Ihrem Eintritt in die Schule beherrschen, sollten in der Schule erhalten und innerlich fortentwickelt werden. (Eichelberger, Harald, Wilhelm, Marianne: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, Innsbruck, Wien, München, Studien- Verlag, 2000, S.40ff)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
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Ein Kleinkind lernt v.a. spielend, bis es die nötigen Entwicklungsschritte erreicht hat und für die anderen Bildungsgrundformen bereit ist. Die Nennung des Spiels als Bildungsgrundform mag im ersten Moment überraschen, impliziert für Peter Petersen aber viel mehr als wir gemeinhin mit diesem Begriff verbinden. So versteht der Pädagoge das Freie Spiel darunter, aber auch das Lernspiel, das Zweckspiel im Sport und in der Pause, das Schauspiel. Der pädagogische Wert des Spiels liegt für Petersen im „Sich- an- das- Spiel- verlieren- können“: Das Kind geht als ganzes Lebewesen hinein und nimmt dadurch umso tiefer auf, lernt umso schneller. Deshalb sollten Formen des Spiels auch bei älteren Schülern/innen angeboten werden. (Eichelberger, Harald, Wilhelm, Marianne: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, Innsbruck, Wien, München, Studien- Verlag, 2000, S.40ff)
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Daporta Anita
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Das Gespräch ist die zweite Bildungsgrundform. Sie vereint die Teilkompetenzen „Hören, Aufnehmen, Verstehen, Sich- Einbringen“ und das „Aufeinander- Eingehen“ miteinander und befähigt das Kind im besonderen Maße zur Kommunikation. Für Petersen schließt der Oberbegriff „Gespräch“ den Dialog, das natürliche Gruppengespräch sowie alle „unterrichtlichen“ Gesprächsformen wie z.B. Kreisgespräche mit ein.
Als Organisationsform für Gruppengespräche empfiehlt der Pädagoge den Kreis. Dieser bildet eine Einheit, es gibt keine besseren oder schlechteren Plätze, jeder kann jeden sehen. Alle schulischen Inhalte, die über zuhören und das Gespräch vermittelt werden sollen, sollten in der Organisationsform „Kreis“ ihren pädagogischen Ort finden.
Bei Petersen haben Gesprächskreise je nach Inhalt verschiedene Namen: Vorlesekreis, Planungskreis, Rückmeldekreis, Montagmorgenkreis,… Letzterer hat auch eine große soziale Bedeutung: Er vereint die Schüler/innen nach einer Phase der Trennung, Schüler/innen erzählen Persönliches und erhalten einen Überblick über die Aufgaben und Geschehnisse der Woche. (Eichelberger, Harald, Wilhelm, Marianne: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, Innsbruck, Wien, München, Studien- Verlag, 2000, S.40ff)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Zuletzt geändert: Samstag, 12. Oktober 2019
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Bei Peter Petersen hat die Arbeit in erster Linie einen pädagogischen Sinn und dient dann in zweiter Linie dem Wissens- und Könnenserwerb. Deshalb ist sie auch die dritte Bildungsgrundform.Einen großen Stellenwert hat dabei die „Freie Arbeit“: In dieser Zeit können die Kinder sich selbst Aufgaben stellen bzw. aussuchen und nach ihren Interessen und ihrem Können arbeiten. Sie übernehmen im großen Maße selbst Verantwortung für ihr Lernen und ihre Entwicklung. So leistet die Arbeit auch einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung jedes Kindes.
Peter Petersen unterscheidet „Gruppenarbeit“ und „Kurse“. Die Gruppenarbeit findet in der Stammgruppe statt und wird jeweils von mindesten zwei Lehrerinnen begleitet. Die Schüler/innen sollten in Tischgruppen zusammensitzen, wobei sie ihren Platz und ihre Lernpartner selbst aussuchen dürfen. Die Gruppenarbeit findet täglich statt und dauert mindestens 100 Minuten. Die Kinder beschäftigen sich mit Mathematik, Sprache, GGN, bereiten die Schulfeier vor… Häufig wird ein „Arbeitskontrakt“ geschlossen, für dessen Einhaltung das Kind dann zuständig ist.
Die Kurse sind zur Vermittlung verbindlicher Inhalte. Meist finden sie in Gruppen statt, in denen die Kinder in Bezug auf das aktuelle Thema im Können, Lernfortschritt und Entwicklungsstand ungefähr gleich sind. Neben dem Vermitteln von Neuem haben die Schüler/innen auch Zeit zu üben und zur Festigung. Diese Niveaukurse können also Einführung- oder Übungskurse sein. Dann gibt es noch die Wahlkurse, in denen Kinder Arbeitsgemeinschaften auf freiwilliger Basis bilden. Zeiten für Gruppenarbeiten und Kurse sind auf dem rhythmisierten Wochenplan ersichtlich. (Eichelberger, Harald, Wilhelm, Marianne: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, Innsbruck, Wien, München, Studien- Verlag, 2000, S.40ff)
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Daporta Anita
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Zuletzt geändert: Samstag, 12. Oktober 2019
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Da die Schule eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ist, gehört nach Peter Petersen die Feier unbedingt dazu, denn sie schafft Gemeinschaft. Die Schüler/innen gestalten sie selbständig in der Stammgruppe, Schulstufe oder Schulgemeinschaft, der Lehrer unterstützt wo nötig.
Wir an unserer Schule feiern Schulfeiern, an welchen alle Schüler/innen der Klassen mit reformpädagogischer Ausrichtung teilnehmen. (Eichelberger, Harald, Wilhelm, Marianne: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, Innsbruck, Wien, München, Studien- Verlag, 2000, S.40ff)
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Letzte Änderung: 04.12.2024
© Deutsche Pädagogische Abteilung - Bozen. 2000 -
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Kategorie:
Petersen