Breitenberger Julia
Montag, 21. Mai 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 19. Juni 2012
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Mit der Schuldruckerei haben die Kinder die Möglichkeit eigene Texte auf besondere Art zu gestalten und zu drucken. Wir verfügen über zwei Schuldruckereien, eine wird von den Kindern der 1./ 2. und 3. Klasse genutzt (mit großen Lettern), mit der anderen arbeiten die Kinder der 4./5. Klasse (mit kleinen Lettern). Die Druckerei dient in unserer Schule weiterhin als eine wichtige Ergänzung, um das Lesen und das Schreiben zu lernen und zu üben.
„Wir meinen - und die Erfahrung hat es erwiesen -, dass dieses Schriftsetzen in sich schon eine der besten praktischen Übungen ist. Es ist eine unnachgiebige Schule der Aufmerksamkeit und der Willenskraft, und mit seiner Hilfe haben wir viele Schüler gebessert, deren Kräfte in den herkömmlichen Schulen geschwächt und verzettelt worden sind.
Jeder, der in seiner Klasse den Schuldruck einführt, jeder, der die Schüler in der von uns gezeigten Weise drucken und korrespondieren lässt, ändert damit selbst den Geist seiner Klasse und die Bedeutung seines Unterrichts. Die Schule wird nunmehr die wesentlichen Elemente aus dem Leben der Kinder selbst und sogar noch aus ihrem Unterbewusstsein schöpfen.
Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort baut das Kind die makellose Zeile auf, die bald das endgültige Druckwerk liefern wird. In einem Heft drückt sich der Fehler oft in einem Gekleckse aus oder in einem wütenden Strich mit roter Tinte. Hier erfordert der Fehler die Korrektur. Vollkommenheit ist geboten: Das Kind weiß es und erreicht sie sehr schnell.“ Célestin Freinet, Der Buchdruck in der Schule, Boulogne 1927
Celestin Freinet brachte die Schuldruckerei als ein völlig neues Arbeitsmittel ins Klassenzimmer, daher wird Freinet auch der „Vater“ der Schuldruckerei genannt. Die Texte der Kinder in der Schule zu drucken, zu vervielfältigen und mit anderen die Schülertexte auszutauschen (Klassenkorrespondenz), wurde erst durch die Schuldruckerei möglich. So gelang es Freinet, den Aussagen der Kinder durch die gedruckte Form Gewicht zu verleihen, dass sich die Kinder intensiv mit Texten beschäftigten, einen Austausch von Schülertexten zu ermöglichen, die Schule an die Öffentlichkeit treten zu lassen, sowie vielfältige praktische und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuüben.
Obwohl uns heute genügend andere Mittel, wie elektronische Kommunikationsmittel, Computer, Drucker und Internet zur Verfügung stehen, ist die Arbeit mit der Schuldruckerei durch nichts zu ersetzen. Bei dieser intensiven Arbeit werden zahlreiche Lernprozesse angeregt und optimal gefördert:
- die manuelle Fertigkeit durch das Setzten der Lettern
- das selbstständige und praktische Lernen
- die Konzentration und die Aufmerksamkeit, die für längere Zeit auf einen Text gerichtet wird
- das Begreifen der Buchstaben
- das Erlernen der Orthographie
- Ordnung zu halten und genau zu arbeiten
- die Notwendigkeit eine Arbeit zu beenden
- die Rechtschreibung
- das soziale Lernen, gute Übung in gemeinsamer Arbeit
- sich anderen mitteilen, sich mit anderen austauschen
"Es besteht auch kein Zweifel daran, dass diese mechanische Arbeit, die darin besteht, Typen nebeneinander zu setzen und die Worte durch Blancs zu trennen, zum Erlernen des Lesens und der Orthographie beiträgt. Also: Lange auf einen Text gerichtete Aufmerksamkeit, Notwendigkeit einer perfekt durchgeführten Arbeit, mechanisches Erlernen der Orthographie, das sind, meines Erachtens, die unmittelbaren Vorteile der Druckerei." Celestin Freinet, Gegen einen Buchunterricht. Die Schuldruckerei In: Clarte‘ ?.6.1925
In der Schuldruckerei entsteht ein eigenständiges Werk des Schülers, das er geplant und „handwerklich“ geschaffen hat. So wird den Schülern die Gelegenheit gegeben, Primärerfahrungen zu sammeln und den Entstehungsprozess eines Werkes von Anfang bis Schluss mitzuverfolgen und mitzutun. Aus „Arbeiten und Gestalten in der Schuldruckerei“ von Bernhard Müller; Hrsg, LERNEN FÖRDERN Landesverband Rheinland Pfalz e.V. 1991
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Kategorie:
Lernen