Das Volkslied wird wesentlich durch das religiöse Brauchtum im Lebens- und Jahreskreis bestimmt.
In Tirol findet sich ein besonders reiches weihnachtliches Liedgut, das mit den vielen mittwinterlichen Umzugsbräuchen, wie dem "Anklöpfeln", oder dem "Sternsingen" in Verbindung steht. Gerade mit der Weihnachtsbotschaft, die ja zuerst an die Hirten ergangen ist, konnten sich die Menschen der Alpenländer besonders identifizieren.
Die vielen Lieder und Instrumentalstücke des alpenländischen Weihnachtskreises werden heute in dem neu entstandenen Brauch des "Adventsingens" weitergepflegt.
Liebeslieder, Almlieder, Vierzeiler
Der Liederschatz des Landes Tirol umfasst alle Bereiche des menschlichen Lebens. Wenn auch die Ausdrucksweise oft Bilder aus dem bäuerlichen Leben verwendet, sind die grundlegenden menschlichen Gefühle wie Liebe, Trauer, Lebensfreude und Naturerlebnis allgemein gültig und zeitlos.
Die Sprache des Volksliedes ist voll von Poesie. Sehr häufig ist der Dialekt. Einen großen Bereich bildet das Liebeslied. Hier ist die Sprache besonders reich an Metaphern, sie ist oft verschlüsselt und vermeidet Direktheit.
Ein herausragender Bereich des Volksliedes ist das Almlied. Trotz der harten Arbeit auf den Almen und trotz der primitiven Lebensweise wird das Almleben verherrlicht. Dies mag seinen Grund vor allem im besonderen Gefühl der Freiheit haben, das die Dienstboten, die ja vor allem das Almpersonal bildeten, empfanden, da sie für einige Zeit dem unmittelbaren Einfluss des Bauern am heimatlichen Hof entgehen konnten. Die Vorfreude auf die Almauffahrt, die Sommerzeit auf der Hoch- und Niederalm, aber auch die Wehmut über das Ende der Almzeit im Herbst ist Inhalt zahlreicher Lieder.
Eine weitere wichtige Gattung des Tiroler Volksliedes ist der Vierzeiler, auch Gstanzl genannt. Beim Vierzeiler wird in kürzester Form eine meist lustige, oft auch spöttische oder kritische Aussage gemacht. Usprünglich hatten diese Gstanzln ihre Funktion während des Tanzes, wobei die Tänzer ihre oft spontan erdachten Vierzeiler manchmal auch im Wettstreit sangen.
Der Jodler
Auch er hat seine Wurzel in der Almkultur. Aus den ursprünglichen Verständigungsrufen ("Schroa") oder den spontanen Schreien aus lauter Lebensfreude ("Juchezer") hat sich eine hochentwickelte Gesangskunst entwickelt. Die Stimmgebung ist geprägt durch den ständigen Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme (Falsett). Besonders bemerkenswert ist die Mehrstimmigkeit, die von der einfachen, austerzenden Zweistimmigkeit bis zur vielstimmigen Polyphonie reicht.
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