Wenig
Wind, viel heiße Luft
Von
David Schraven
DieZeit 14.8.2003
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Die
Windenergiebranche in Deutschland hat eine gute Zeit hinter sich. Seit
der Einführung des Erneuerbaren Energie Gesetzes vor drei Jahren wuchs
die Leistung alle zwölf Monate um bis zu 40 %. Allein im vergangenen
Jahr wurden 2300 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 3200 Megawatt
aufgebaut - das entspricht dem Leistungsvermögen von mehr als zwei Kernkraftwerken.
"Leider hätten es viele Unternehmen ... aber mit solider kaufmännischer
Planung nicht so genau genommen", sagt Torsten Hinsche, Experte für
Erneuerbare Energien bei der Commerzbank.
In der Branche ist mit Insolvenzen zu rechnen. Der Markt sei zu schnell
gewachsen. ...
Banken halten die angekündigten Windparks in Nord- und Ostsee mit Leistungen
von mehreren hundert Megawatt für eine Vision, zumal noch nicht klar
ist, mit welcher Technik der Wind auf hoher See gebändigt und der Strom
an Land gebracht werden soll. ...
Das Bundesumweltministerium lehnt zur Zeit jegliche Bürgschaften ab:
"Ich gehe davon aus, dass die verbesserte Förderung durch das überarbeitete
Gesetz das Interesse der Kreditwirtschaft an den Wind-Off-Shore-Projekten
weiter steigern und ihnen eine Finanzierung ermöglichen wird", sagt
Umweltminister Jürgen Trittin. |
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Windparks
im Meer
und riesige Solaranlagen -
Kohle
für den Ökostrom
Von
Cerstin Gammelin
DieZeit 14.8.2003
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Umweltminister
Jürgen Trittin will die Nutzung alternativer Energien ausbauen. Vor
allem Windparks im Meer und riesige Solaranlagen sollen gefördert werden.
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Spätestens 2010 soll jede achte Kilowattstunde Strom in Deutschland
aus Sonne, Wind, Biomasse oder Wasser gewonnen werden - und das zu günstigeren
Preisen als heute. ...
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement gehen die ökologischen Ambitionen
zu weit. Man werde entscheiden müssen, ob die Abkehr von fossilen Großtechnologien
hin zu Windmühlen eine gute Idee für die deutsche Industrie- und Exportnation
sei. Auch die Stromwirtschaft interveniert an höchster Stelle. ... Es
müsse energiepolitisch abgewogen werden. ...
Indes will Trittin mit seinem Reformvorhaben die "betriebswirtschaftliche
Logik des Jahres 2020 vorziehen. "Dann nämlich werden die grünen Energien,
die derzeit noch nicht marktfähig sind, im Wettbewerb mit neuen fossilen
Kraftwerken die besseren Chancen haben", sagt er. Effiziente und klimafreundliche
Energieerzeugung entscheiden über die Märkte der Zukunft. Deshalb will
er die heimische Wirtschaft - und den Export - vor allem durch den Bau
gigantischer Windmühlen auf See, großflächiger Fotovoltaikanlagen auf
Agrarbrachen und großer Wasserkraftwerke ankurbeln. ...
Die schöne neue Welt der Ökostromfabriken setzt allerdings die Akzeptanz
von drei Interessengruppen voraus: Unternehmer, Umweltschützer und Stromkunden.
... Neue Standorte für Windmühlen an Land werden sorgfältig geprüft.
... Schon 2012 soll Windstrom nicht mehr kosten als Energie aus Gaskraftwerken.
... Die geplanten Off-Shore-Anlagen sollen vom Strand möglichtst nicht
zu sehen sein und weder Wale, Fische noch Vögel irritieren. ... |
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Messer
im Wind
Von
Kirk Asendorpf
DieZeit 18.6.2003
www.zeit.de/
2003/26/offshore
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In
der deutschen Nord- und Ostsee sollen Tausende Windmühlen entstehen,
die mit der Kraft von zwanzig Atommeilern Strom erzeugen. ... Mit viel
Theorie und wenig Daten erforscht Rainer Knust (Alfred Wegener Institut,
Bremerhaven) neben einem knappen Duzend weiterer Forschungsinstitute
die ökologischen Auswirkungen künftiger Off-Shore-Windparks auf dem
Borkumer Riff. Hier sollen sich schon in zwei Jahren die ersten Windräder
drehen. ...
Für die Wirtschaft sind von besonderem Interesse die Windmessungen in
100 m über dem Meer. "Wir sind sehr gespannt, ob wir dort oben wirklich
deutlich weniger Turbulenzen haben." Denn Luftwirbel verschlechtern
die Energieausbeute und erhöhen die Belastungen der Anlagen, sind also
doppelt kostenwirksam. ... |
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Der
Umweltdezernent, Rainer Kaib, der Stadt Borkum hat beim Verwaltungsgericht
Hamburg eine Klage eingereicht: "Wir wollen das Projekt kaputtkriegen".
Große Sorgen bereiten den Insulanern mögliche Tankerkollisionen mit
einer Windanlage. Gleich zwei Hauptschifffahrtsstraßen führen weniger
als zwei Seemeilen entfernt am geplanten Windpark vorbei. Die Betreiber
des Windparks sollen für alle Schäden haften, die den Urlaubinseln durch
eine Havarie entstünden. ... |
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Windenergie-Branche
geht die Puste aus
RN
10.9.2003
Sturmwarnung
- Windräder als Standortschädlingen
DieZeit
4.9.2003 |
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14000 Rotoren
drehen sich mittlerweile auf deutschen Viehweiden und Bergrücken.
Nach einem stürmischen Aufstieg geht die Windenergie in Deutschland
nun einer schwierigen Zeit entgegen. Anwohner-Initiativen laufen
Sturm gegen neue Anlagen. Selbst Umweltverbände klagen gegen
den ersten genehmigten Off-Shore-Windpark in der Nordsee. Der Propellerbranche
bescheinigt Kohlefreund Clement (Wirtschaftminister) "Subventionsmentalität". Trittin
(Umweltminister) sieht daher in seiner EEG-Novelle vor, den von den
Betreibern der Stromnetze zu zahlenden Prreis für eingespeisten
Windstrom von derzeit durchschnittlich knapp 9 Cent pro Kilowattstunde
bis zum Jahr 2010 auf 5,8 Cent zu senken. |