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Inklusion   umblättern ans ende eine ebene nach oben
von Gitta Bintinger            

 

 

 

Zusammenhänge

Die Bewegung der Integration ist Teil einer gesellschaftlichen Umorientierung, wie sie durch die großen gesellschaftspolitischen Bewegungen der 60er Jahre -

  • die Bürgerrechtsbewegung in den USA,
  • die sogenannte Normalisierungsbewegung in den skandinavischen Ländern,
  • die Anti - Institutionalisierungsbewegung in Italien sowie
  • die Ökologiebewegung,
  • Frauenbewegung und
  • Friedensbewegung

der 70er Jahre dokumentiert wird.

Das Ziel dieser Bewegung war es Sensibilität dafür zu schaffen, dass der Ausschluss von sozial, kulturell und ökonomisch an den Rand gedrängten Menschen Unrecht ist und die Gesellschaft die Aufgabe hat, diese Menschen in eine menschenwürdige soziale Umwelt zu integrieren, da Ausgrenzung eine unakzeptable Form von Gewaltanwendung gegenüber den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft darstellt und deren Stigmatisierung und Diskriminierung zur Folge hat. Die Idee von der Gleichwertigkeit aller Menschen, von Gerechtigkeit und Solidarität nahm Gestalt an und das Paradigma der Integration begann sich abzuzeichnen, das durch ein Bewusstsein der "Verantwortlichkeit für das Ganze" (Spicher, H. J.: Grundlagen des gemeinsamen Unterrichts - Integration von behinderten Kindern in der Regelschule. Verlag Mainz, Wissenschaftsverlag, Aachen 1998 S.77.) charakterisiert werden kann.

   
   

Der Sog dieser Ideen von Humanisierung und Demokratisierung erfasste alle Bereiche der Gesellschaft, wobei insbesondere auf dem Bildungssektor der Bedarf an Reformen groß war, da die Schließung der Sonderschulen und integrative Konzepte zur Beschulung von so genannten behinderten Kindern eingefordert wurden.

Hub van Zandern, einer der Wegbereiter der niederländischen Jenaplanbewegung, beschreibt diese Zeit des Aufbruchs sehr schön, wenn er sich erinnert:

"Es war wie ein Deichbruch! Alle jahrelang gefühlten und vor allem bei der Jugend aufgestauten Erwartungen, Unlustgefühle, Ideale, Bedürfnisse an sowohl gesellschaftlichen wie sozialen, kulturellen und geistigen Veränderungen überschwemmten ganz Westeuropa und auch unser Land. Die Fenster der alten Burgen wurden schlagartig geöffnet, endlich konnte frische Luft hereinströmen, und dieser frische Wind versuchte den alten Staub, der sich hier oft schon jahrzehntelang angesammelt hatte, wegzublasen. Unter der Parole, dass das Alte nicht mehr tauge, nicht mehr genüge, war man auf der Suche nach dem Neuen, nach dem völlig Neuen. Die Gesellschaft fing an, sich zu ändern, sich zu reformieren."
(Huub van der Zanden: Das Problem der konkreten Gestaltung des Jena-Plans an Hand des Beispiels der Entwicklung des Jena-Plans in den Niederlanden. In: Hofmann, K.: Peter Petersen und die Reformpädagogik. Dreifachkurseinheit Fernuniversität Hagen 1993, S. 209.)

 
     

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000