Die "Sanderau" liegt nahe des Dorfes St. Jakob im Pfitschtal, auf ungefähr 1400 m Meereshöhe.
Es handelt sich um eine mehrere ha große Bachschotteraue entlang des Pfitscherbaches. Das Biotop beherbergt einen der größten geschlossenen Bestände der Deutschen Tamariske (Myricaria germanica) in Südtirol. Da auf eine intensive Bachbegradigung im Bereich der Aue verzichtet wurde, konnt sich die Tamariske hier halten. Wesentlich ist, daß der Anschluß an das Grundwasser für die Wurzeln gewährleistet ist.
fotos hph
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Drei Pflanzenarten dominieren in dieser Bachschottergesellschaft: Deutsche Tamariske, Gewimperter Steinbrech (Saxifraga aizoides) und Alpenwundklee (Anthyllis vulneraria).
Die Deutsche Tamariske ist ein immergrüner, bis zwei Meter groß wachsender Strauch der kleine längliche Blätter ausbildet und zarte, rosafarbene Blüten entfaltet. Die Samen bilden lockere Haarbüschel. Bevorzugte Standorte sind unverbaute, kalkhaltige Kiesbänke an Bächen und Flüssen, welche von kaltem und sauerstoffreichem Wasser durchspült werden.
Weitere Pflanzen sind: Alpenleinkraut (Linaria alpina; typische Pflanze auf Felsschutt und Flußschotter), Felsenleimkraut (Silene rupestris), Taubenkropfleimkraut (Silene vulgaris), Blaugrüner Steinbrech (Saxifraga caesia), Lebendgebärender Knöterich (Polygonum viviparum), Gemeine Pestwurz (Petasites hybridus), Alpenmaßliebchen (Aster bellidiastrum), Kleine Glockenblume (Campanula cochleariifolia), Scheuchzer's Glockenblume (Campanula scheuchzeri), Alpentragant (Astragalus alpinus), Grünerle (Alnus viridis), Birke (Betula pendula).
Bild oben: Talboden des Pfitschertales vom Pfitscherjoch aus gesehen.
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Die Deutsche Tamariske ist häufiger Bestandteil der Weichholzauen mitteleuropäischer Niederungsflüsse (Rhone, Rhein), konnte sich aber besonders an Gebirgsflüssen Europas und Westasiens behaupten. Bevorzugte Standorte sind unverbaute, kalkhaltige Kiesbänke an Bächen und Flüssen, welche von kaltem und sauerstoffreichem Wasser durchspült werden. Auf den verbauten Bachstrecken oberhalb und unterhalb des Biotops ist die Deutsche Tamariske nahezu verschwunden. Die landauf landab propagierte Bachbegradigung hatte also auch hier ihre Folgen. Die Versorgung der Tamariske mit sauerstoffreichem Wasser wurde dort unterbunden.
Da Flußbette und Überschwemmungsgebiete von Flüssen einer zunehmenden Verbauung und Begradigung unterworfen sind, ist die Art in ihrem Bestand gefährdet.
Mit seiner weiten Tamariskenflur stellt das Biotop einen sicheren Zufluchtsort für eine bedrohte Pflanze dar, erhöht die landschaftliche Vielfalt, trägt zur Gesunderhaltung benachbarter Ökosysteme bei, und verleiht dem Dorf hohen ökologischen und landschaftlichen Wert.
Das Biotop steht in der Liste der gesetzlich geschützten Biotope.
Bild oben: Schüler der 4. RG Natw. Sterzing bei einer Probennahme in der Sanderau (Schulprojekt der Oberschule Sterzing)
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