Auf der Suche nach Einsamkeit zogen die fünf   Männer in die Wüste. Dort errichteten sie in der Nähe einer Oase notdürftig   einen Unterschlupf. Jeder wollte für sich allein sein, nur zu bestimmten Zeiten   trafen sie sich gemeinsam. Ihr Ziel war es, den vergänglichen Leib vom Geist zu   trennen. Durch Fasten, Ausharren in der prallen Wüstensonne am Tage sowie in den   kalten Nächten und strengster Bedürfnislosigkeit wollten sie die Freiheit der   Seele erlangen und damit den Weg zu Gott finden. Einsamkeit, Gebet, Meditation,   Abtötung menschlicher Bedürfnisse und Aussetzung gegenüber den Naturgewalten   sollten sie diesen Weg finden lassen. Das Menschliche sollte absolut in den   Hintergrund treten, das Geistige und Göttliche das Leben bestimmen. 
                                               
                                              Schon im frühen Christentum suchten verschiedene Menschen ein gottgefälliges   Leben. Einerseits suchten sie die Einsamkeit, andererseits aber auch das Leben   nach einer bestimmten Regel in der Gemeinschaft. Am Beginn stehen   Einsiedlermönche, die sich in die ägyptische Wüste zurückzogen, um durch harte   Askese die Bedürfnisse ihres Körpers abzutöten und sich der Zwiesprache mit Gott   hinzugeben. In den ersten Klostergemeinschaften entstanden Dörfer, in denen   jeder Mönch eine Hütte besaß. Gemeinsam traf man sich zum Gebet, zur Arbeit und   zum Essen. 
                                                
                                                Hl. Augustinus (Foto A. Prock) 
                                              Bald entstanden überall im Abendland solche Mönchsgemeinschaften, die ihre   Klostersiedlungen langsam mit Mauern umgaben. Ihre Ideale waren Armut, Askese   und Abgeschiedenheit, ein Leben für Gott.  
Zwei Männer gründeten eine Art Regel   für das Zusammenleben in einer solchen Gemeinschaft: der hl. Augustinus (um 400)   und der hl. Benedikt   von Nursia (um 500). Der hl. Benedikt gab schon Anleitungen zum Bau solcher   Klosteranlagen. Maßgebend für alle Klöster ab dem 9. Jahrhundert war der so   genannte Klosterplan   von St. Gallen (um 820). 
  
                                                Benediktinerstift Fiecht (Foto A. Prock) 
                                              Kaiser Karl der Große legte allen Klöstern seines Reiches die Regel des hl.   Benedikt auf. Weltliche und geistliche Macht lag in den Händen des Kaisers,   wodurch die Klöster neue Aufgaben erhielten: Zentren der Rodung und der   Landwirtschaft, Etappenstationen der Verteidigung, Unterkunft für den reisenden   Königs- bzw. Kaiserhof, Errichtung von Schulen und Schreibstuben,   Forschungsstätten und Zentren für die Christianisierung. Klöster waren aber auch   Zentren der menschlichen Versorgung (Arzneimittel, Krankenhäuser, Altersheime,   Versorgung von Armen etc.). 
                                                
                                                Franziskanerkloster Schwaz (Foto A. Prock) 
                                              Grundgedanke war, dass ein Kloster arm sein und die Mönche bedürfnislos leben   sollten. Allerdings erhielten die Klöster vom Adel und vom Herrscherhaus reiche   Schenkungen (Geld, Grundstücke, Kunstwerke etc.), sodass sich in den Jahrzehnten   um das Jahr 1000 eine starke Verweltlichung bemerkbar machte: Bequemlichkeit,   Luxus, Prunk, Nichteinhaltung der mönchischen Lebensregeln etc.  
Verschiedene   Mönche wollten wieder zu den Ursprüngen des Mönchstums zurückgelangen, verließen   ihre Klöster und gründeten neue Anlagen. So entstanden etwa die Zisterzienser   kurz vor 1100 als Reformorden der Benediktiner.  
Gegen 1200 erfolgte die Gründung   der Bettelorden – Franziskaner und   Dominikaner. Auf Norbert von Xanten (um 1100) geht der Orden der   Prämonstratenser zurück, auf die so genannten „Sieben heiligen Väter“ 1233 der   Servitenorden. 
                                                   
                                                Im Zuge der Gegenreformation nahmen die von Ignatius von   Loyola 1534 gegründeten Jesuiten eine wichtige Rolle für die Stärkung des   katholischen Glaubens ein. Sie gründeten Gymnasien (z. B. Innsbruck und Hall),   Universitäten (z. B. Innsbruck, Graz und Wien), waren die Beichtväter des Adels   und übernahmen die Ausbildung der adeligen Jugend. Dadurch konnten sie großen   Einfluss auf die führende Schicht des Landes nehmen. Waren die Jesuiten für die   Ausbildung der männlichen Jugend zuständig, so übernahmen die Ursulinen und   Englischen Fräulein diese Aufgabe für die weibliche Jugend. 
    
                                                Chorherrenstift Gries   bei Bozen - Prämonstratenserstift Wilten (Fotos A. Prock) 
                                              Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden aus den einfachen Klosteranlagen die   prächtigen Barockstifte oder   Abteien, wie die großen und kunstvoll ausgestatteten Anlagen in Österreich,   der Schweiz und Süddeutschland bezeichnet werden. Dazu gehören in Südtirol   Neustift bei Brixen, Marienberg und Gries bei Bozen, in Nordtirol Wilten, Fiecht   und Stams, aber auch das ehemalige Augustinerkloster San Michele in   Welschtirol. 
                                                   
                                                Die religiösen Orden haben auch heute eine große Bedeutung   und mannigfaltige Aufgaben: Schulwesen, Krankenfürsorge, Exerzitien,   Fortbildungskurse verschiedenster Art, seelsorgliche Betreuung von Pfarreien   etc.  
                                               
                                               
                                               
Literatur 
Lanczkowski Johanna: Lexikon   des Mönchtums und der Orden, Wiesbaden 1997.  
Schwaiger Georg (Hg.):   Mönchtum-Orden-Klöster – Ein Lexikon, München 1993.  
Homburg Elke, Lucke-Huss   Karin: Schnellkurs Klöster, DuMont-Verlag, Köln 2007.  
Caramelle Franz,   Frischauf Richard: Die Stifte und Klöster Tirols, Innsbruck-Wien-Bozen 1985.  
Braunfels Wolfgang: Abendländische Klosterbaukunst, DuMont Verlag, Köln   1980.  
In verschiedenen Klöstern und Stiften sind oft kurz gefasste   Unterlagen zur Geschichte des Klosters und zur Ordensgeschichte erhältlich,   nicht selten auch kostenlos.  
Websites der genannten 6 großen Stifte   (Neustift bei Brixen, Gries bei Bozen, Marienberg, Stams, Wilten, Fiecht) im   Internet für genauere Recherchen 
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