Diese zerzausten Küken hier, die frisch aus dem Ei im Brutkasten geschlüpft kommen, sind in diesem ersten geheizten und überheizten Raum.
In dem Maße, wie sie größer werden, halbieren wir die Käfige: wir wechseln die Räume. Wir kümmern uns besonders um die Ernährung, die jedem Alter angepaßt wird und die wis-sen-schaft-lich ausgearbeitet ist - mit Vitaminen, die 1000 Francs pro Gramm kosten!
In einer Rekordzeit werden die Hühnchen dick und fett. Hören Sie die Tiere in den letzten Räumen! Das zetert und kreischt wie Kinder in der Pause auf einem Schulhof, der zu klein ist für ihr Herumtollen."
"Und wenn eins mal abhaut?" fragt ein Kind, ganz bedrückt von dieser Konzentrationslager-für-Hühner-Atmosphäre.
"Kein Problem. Wenn eins zufällig aus dem Käfig entwischen sollte, so kann es weder laufen noch sich selbst Nahrung suchen. Sie können nicht anders, als hier bleiben, ihre Körner fressen und auf das Schlachtmesser warten ..."
Dahinten, in der Nähe der Hühnerfarm, schnattern und gackern friedlich die Hühner und Hähne in Freiheit und spazieren unter den Olivenbäumen. Weiter unten, am Rande des Pinienwaldes, ruft ein Rebhuhn seine Jungen, um sie, bevor es dunkelt, in Sicherheit zu bringen.
Ich ziehe keine Schlußfolgerungen. Aber ich glaube, daß es leider Gottes immer noch Schulen gibt, die ordentlich und wissenschaftlich den modernen Grundsätzen der Hühneraufzucht entsprechend ausgerichtet sind, und daß die Kinder, die aus ihnen herauskommen, ihrerseits im Leben weder laufen können noch wissen, wo sie ihre Nahrung finden. Sie warten ebenfalls auf die Körner ... und das Schlachtmesser.
Text aus: J. Hering u W. Hövel (Hrsg): Immer noch der Zeit voraus, 19961, Bremen
Original in: C. Freinet: Les dits de Mathieu, 1967 . Internet: http://freinet.paed.com |