blikk-home Logo  

PISA 2003 in Südtirol

         
  zum forum zur galerie zur übersicht  
infos zum arbeitsbereich infothek  

blikk infothek

       
   
   

PISA in der Presse

  zum anfang zurückblättern umblättern ans ende eine ebene nach oben
     
Dr. Walter Stifter
Dr. Walter Stifter
 

„Könnte die ganze Welt umarmen“
Exschulamtsleiter Walter Stifter: Spitzenschule dank optimaler Rahmenbedingungen

Bozen – 17 Jahre leitete Walter Stifter Südtirols deutsche Schule. Ihr Erfolg ist Anerkennung für sein Lebenswerk. Gestern wollte Stifter dann auch „die ganze Welt umarmen“. Südtirols Schule arbeite unter optimalen Bedingungen: „PISA signalisiert der Politik, dass sich die großen Investitionen in Bildung lohnen.“

     
Herr Stifter, Sie hatten gewettet, dass Südtirol bei der PISA-Studie mittelmäßig abschneidet – und verloren.
  Noch nie habe eine Wette so gern verloren. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass wir Vorbilder wie Österreich und Deutschland überflügeln. Wir haben viel in Bildung investiert. Nachhaltigkeit aber kann nicht wie ein Licht angeknipst werden.
     
Um beim Licht zu bleiben, warum sind Südtirols Schüler Leuchten?
  Südtirols Schule verfügt über optimale Bedingungen. Das Land lässt sich jeden Schüler 15.000 Euro kosten. Das ist doppelt so viel wie im übrigen Staatsgebiet und europaweite Spitze. In Südtirol entfällt auf acht Schüler ein Lehrer. Bei den personellen Ressourcen sind wir also sogar Weltmeister. Wir haben engagierte Lehrer und die Familienstruktur ist noch so, dass man mit den Eltern kooperieren kann. Kurzum, das Betriebsklima stimmt, und die PISA-Studie bestätigt, dass sich die Investition lohnt.
     
Das ist das Signal an die Politik. Welches geht an die Eltern und Schüler?
  Dass in Südtirol jeder, unabhängig von seiner familiären Herkunft, gute Bildung genießen kann. Ich habe größte Hochachtung vor Südtirols Privatschulen. Sie werden in Nischen gebraucht, wo die öffentliche Hand nicht hinkann. Anders als in Amerika oder Teilen Italiens muss bei uns aber niemand in Privatschulen flüchten, weil die öffentliche Schule unter „ferner liefen“ rangiert.
     
Im Lesen sind Südtirols Schüler Weltspitze. In Mathematik sind sie sehr gut, könnten aber noch zulegen.
  Unsere Schule ist sehr sprachlastig. Deswegen schlagen wir uns auch bei den Sprach-Olympiaden recht gut. In Mathematik haben wir aufgeholt. Ich erinnere an die TIMS-Studie, bei der wir vor einigen Jahren noch durch Mittelmäßigkeit glänzten.
     
Buben schneiden etwas schlechter ab als Mädchen.
  Das ist sogar bei den Finnen so. Einige Buben sind Spitze. In der Pubertät sind bei ihnen Durchhaltevermögen und Fleiß aber nicht so ausgeprägt wie bei den Mädchen.
     
2006 gibt’s die nächste PISA-Studie. Welche Herausforderungen kommen bis dahin auf Südtirols Schule zu?
  Jungen Leuten nicht so sehr Wissen, sondern Kompetenzen zu vermitteln, mit denen sie sich Wissen immer wieder neu erschließen können. Dazu ist die Sprache das Portal. Dies alles mit der Gewissheit, das die Voraussetzungen morgen nicht mehr so optimal sein werden. Schüler mit Funktionsdiagnosen nehmen zu, und die Integration der Ausländer stellt sich verstärkt. Stellen müssen wir uns aber auch der Begabtenförderung. Jeder hat das Recht, bestmöglich gefördert und gefordert zu werden.
     
PISA, ein Wagnis, das sich bezahlt macht.
Int.: Barbara Varesco
 

Unbedingt. Selbst wenn wir schlecht abgeschnitten hätten. Man muss über den Tellerrand hinausschauen. Insofern bedaure ich auch, dass die ladinische Schule nicht bei PISA mitgemacht hat.

     
Quelle: Tageszeitung "Dolomiten", 10.12.2004
   
          seitenanfang
Letzte Aktualisierung: 03.05.2005
© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2003