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Du bist ein Straßenkind in Südamerika, erzähle aus deinem Leben
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Alina Stadler
Freitag, 10. Mai 2013
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Hallo,
mein Name ist Shamira. Jetzt bin ich schon eine alte Frau, aber ich habe in meinem Leben sehr viel durchmachen müssen. Denn ich war nämlich ein Straßenkind in Brasilien wo genau? Das weiß ich gar nicht mehr, und ich möchte mich daran auch nicht mehr erinnern.
Heute erzähl ich euch wie es den Kindern dort geht bzw. wie es mir ergangen ist.
Als ich noch ein kleines Kind war gerade einmal 4 oder 5 Jahre alt, und ich hatte gerade erst das Sprechen gelernt. Ich kam aus einer sehr kinderreichen Familie. Da ich die Jüngste war, wurde ich immer von den anderen hinunter gemacht und geschlagen. Meine Eltern wollten mich auch nicht und so verkauften sie mich an einen 60 jährigen alten, faltigen und hässlichen alten Mann.
Der war so schrecklich mit mir, er schlug mich und gab mir vielleicht einmal am Tag eine faule Banane. Er schickte mich zum Schuhe Putzen auf die Straße, wo ich sehr viel Spott und Erniedrigung erleiden musste. Als ich dann endlich zu meinem Alten kam, wollte er nur das Eine, das ich nicht aussprechen möchte.
Er war so brutal mit mir, dass ich eines Tages floh.
Auf der Straße lernte ich schnell neue Freunde kennen, sie waren sehr nett aber auch sie mussten eine Menge durchmachen. Wir hatten nicht zum Essen und einige von uns bekamen Wasserbäuche oder andere Krankheiten und lagen eines Tages mit Fliegen übersäht an einer Straßenecke.
Alle waren so verzweifelt, dass sie anfingen zu stehlen. Wir waren ganz schön geschickt, das muss ich schon sagen, aber wenn man einmal in der Sache drinnen war, kam man so schnell nicht wieder heraus.
Ein Freund von mir, Sur, wurde erwischt, er wurde von einem Polizisten geschlagen und dann schlug er ihm auf dem Brustkorb und sprang grob mit ihm um, als wäre es eine Hüpfburg.
Er war sofort tot.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass Menschen so etwas Schreckliches machen konnten.
Zwei Wochen nach diesem Mord kam ein junger Mann auf mich zu und nahm mich einfach mit. Für ihn musste ich in einem Bordell arbeiten, jeden Tag 5-6 verschiedene Männer bedienen. Ich wollte das nicht und ich schaffte es fast, dass ich abhauen konnte. Aber er erwischte mich und steckte mich in ein Gefängnis.
Ihhhhhhh….. das war so eklig, überall war „Urin“ und ich war mit Verbrecherinnen in einer Zelle.
Ich fand das ich so nur noch aggressiver, zorniger und trauriger wurde. Nach zwei Monaten ließen sie mich frei und wie ich bereits befürchtet hatte, wurde ich rückfällig.
Vor dem Gefängnis wartete eine hübsch gekleidete, junge Frau auf mich. Sie sah mich, schaute mir in die Augen und fragte mich, ob ich denn keine Familie hätte. Daraufhin musste ich anfangen zu weinen, es tat so gut alles herauszulassen. Die Frau nahm mich in den Arm und ich spürte zum ersten Mal wie sich Liebe anfühlte. Die Frau sagte, dass sie von der Hilfsorganisation UNICEF sei und sie möchte, mir eine ordentliche Familie geben .
Ich bekam eine Pflegefamilie und ich konnte zur Schule gehen.
Ich möchte allen danken die mir das ermöglicht haben. Ich möchte allen aber sagen, dass ich ein riesen großes Glück hatte und nicht alle Straßenkinder gerettet werden.
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Kategorie:
Erlebnisbericht