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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 24. April 2012
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Die Begleitung und Beobachtung der vielfältigen Lesetätigkeit bei unseren Erstklässlern stellt für uns Lehrerinnen eine besondere Herausforderung dar. Vorbei sind die Zeiten, in denen alle gleichzeitig den gleichen Text lasen oder sich derselben Leistungserhebung stellten. Gezielte Begleitung ist beim individualisierten Lesen Lernen unumgänglich und stützt sich auf genaue Planung und Registerführung. Dies wussten bereits Maria Montessori mit ihrem Pensen-Buch, Celesten Freinet mit seiner Fieberkurve oder Helen Parkhurst mit ihrem Graphen-System.
Die Größe der Gruppe ermöglicht einen sehr differenzierten Einblick in die Leseentwicklung eines jeden einzelnen Kindes. Die Aufzeichnung von Lernfortschritten und Tipps (nach dem Motto: Schatzsuche statt Fehlerjagd) erfolgt transparent mit den Kindern im Anschluss an die Lesetätigkeit. Die Notizen sind dann auch Gesprächsthema bei den individuellen Lernberatungsgesprächen. Häufig kommen die Kinder dabei auch selbst darauf zurück, sprechen über ihre Überlegungen, Vorsätze, Erfahrungen.
Eine wesentliche Rolle spielt bei uns das Vorlesen von Kinderliteratur. Vorrangig ist hier das Vermitteln von Lust auf Lesen, das Kennen Lernen von Büchern, Geschichten, Märchen, Autoren aller Art. Oft entstehen während des Vorlesens oder im Anschluss daran interessante Gespräche, in denen sich die Kinder mit den Informationen und Geschehnissen aus den Texten auseinandersetzen. Interessant ist dabei auch der Austausch von Ansichten und in der Folge das Übernehmen von Ideen und Erzählmustern fürs eigene Schreiben.
Die Bedeutung des Lesens für lebenslanges Lernen hat Elias (sechs Jahre) während eines Gesprächs über Zirkuskünstler verdeutlicht: „Ich kann nicht jonglieren und auf dem Seil tanzen auch nicht. Aber ich kann lesen, und das ist auch ein Kunststück!“
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 17. April 2012
Zuletzt geändert: Mittwoch, 30. Mai 2012
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Ganz von selbst ergeben sich während der Lernarbeitszeit Austauschgespräche unter Kindern zu Erfahrungen mit dem Lesen und Schreiben. Diese natürliche Neugier schätzen wir sehr, Raum und Zeit hierfür sind stets gewährleistet.
So finden sich Lesepartnerkinder (meist zwei bis vier) zusammen, welche gemeinsam lesen. Verbindendes Glied ist zumeist das ähnliche Lesetempo und gemeinsames Interesse an Themen und Geschichten. Zusehends werden diese spontanen Treffen fester Bestandteil der freien Lesetätigkeit der Kinder. In einem der Lernräume sind die Mitglieder der Lesegruppen aufgelistet und für alle ersichtlich. Auch hier kommen die Farben von rot bis violett vor, sie ordnen die Gruppen fünf Leseniveaus zu.
Jeder Lesetext steht nur einmal zur Verfügung, dies fördert die Zusammenschau und ist in derartigen Kleingruppen kein Hindernis. Während des gemeinsamen Lesens wird genau hingehört, das Lesetempo der anderen beobachtet und die Aussprache mitverfolgt. Wichtig dabei ist, dass kein Kind beim Lesen unterbrochen werden darf. Rückmeldungen und Tipps erfolgen am Ende, etwa: „Sami, ich finde, du liest schneller als wir, du solltest Gruppe wechseln.“ oder „Lorenz, du musst die Buchstaben zuerst alle denken, dann erst sagen.“
Die Lesegruppen werden flexibel gehandhabt, nach jedem Treffen können Wechsel stattfinden.
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 17. April 2012
Zuletzt geändert: Mittwoch, 30. Mai 2012
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Meist schon am ersten oder zweiten Schultag erhalten die Kinder aus der 1. Klasse eine Anlauttabelle, welche ganz nach individuellem Vorwissen und Sprachansatz geändert werden kann. Dies ist vor allem für jene Kinder wichtig, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Auch stellen wir den jungen Leserinnen und Lesern von Beginn an Leitfäden zur Verfügung, welche auf kindgerechte Art und Weise aufzeigen, wie die Lese- und Schreibfertigkeit individuell weiterentwickelt und ausgebaut werden kann.
Anlauttabelle und Leitfaden geben den Kindern Überblick über das, was sie schon kennen und machen neugierig auf Neues. Zudem lernt das Kind, sich selbst und seine Fähigkeiten einzuordnen und einzuschätzen.
Auch mit dem „Lesefutter“ halten wir nicht zurück, es ist wesentlicher Bestandteil der vorbereiteten Lernlandschaft. Verschiedene Bilderlesebücher, Regenbogenlesekisten, einzelne Exemplare von klassischen „Schullesebüchern“ sowie selbst geschriebene Geschichten der anderen Kinder.
Sämtliche Materialien sind farblich strukturiert, von rot- dem leichtesten Level- über gelb, grün, blau bis hin zu violett – dem höchsten Niveau. Dadurch orientiert sich das Kind leichter bei der Auswahl des Lesematerials und die Lernarbeit kann unabhängiger und trotzdem Ziel führend erfolgen.
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 10. April 2012
Zuletzt geändert: Donnerstag, 2. August 2012
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Zwanzig Kinder, zwanzig Stühle, in Reihen angeordnet, alle mit Sicht zur Tafel und zur Lehrerin. Gerader Rücken, beide Füße fest am Boden und kein Zappeln. Wie viele Lehrerinnen verlangen das noch von den Kindern? Wie sieht es diesbezüglich bei Plenarsitzungen des Kollegiums aus? Macht das noch Sinn?
Vielfältige Forschungen zeigen auf, dass langes Sitzen nicht nur der Haltung und dem Wachstum schaden, sondern auch für das Lernen in keiner Weise förderlich ist. Sporadisches Aufstehen und kurze Bewegungseinheiten nach jeder Stunde machen hier keinen Unterschied.
Bei uns findet bewegtes Lernen tatsächlich statt. Die Kinder suchen sich ihre Arbeitsplätze immer wieder neu aus und sie bewegen sich frei in den Lernräumen. Es wird an Gruppentischen, am Boden, auf den Treppen, in den Klassenräumen und außerhalb, in den verschiedensten Nischen und Ecken gearbeitet.
Die Tatsache, dass weniger Stühle und Arbeitsplätze als Kinder in den Klassenräumen vorhanden sind, verstärkt die Notwendigkeit der Bewegung zudem. Dieser Aspekt ist bei uns momentan noch nicht umsetzbar, da in den Fächern Italienisch, Englisch und Religion noch viel in Großgruppen gearbeitet wird und Fachräume hierfür fehlen.
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 10. April 2012
Zuletzt geändert: Donnerstag, 2. August 2012
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Die Zeiten, in der die Schule für sich allein den Bildungsanspruch erhob, sind längst vorbei. Eltern sind für die Schule die ersten und wichtigsten Partner in der Begleitung der Lern- und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder. Deshalb versuchen wir, dieExpertise der Eltern bestmöglich zu nutzen.
So hatten wir eine Mutter bei uns, welche mithilfe von Tierfiguren die Bedeutung der Gruppe und den Respekt vor den einzelnen spielerisch verdeutlichte. Eine andere Mutter stellte gemeinsam mit den Kindern eine Ringelblumensalbe her und erklärte die Wirkung derselben. Weitere Tätigkeiten mit Eltern waren Filzen, Adventskranz binden, Kekse backen, Falten, Vorlesen in der Klasse, Fische beobachten an der Talfer, usw.
Dadurch wird die Handlungsorientierung wesentlich verstärkt, das Lernen und Arbeiten ist weniger theorielastig. Lernen findet nicht nur in der Schule mit Lehrpersonen statt, sondern vor allem auch vor Ort und mit Fachleuten. So werden die vorhandenen Ressourcen genutzt.
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Grazio Evelyn
Dienstag, 27. März 2012
Zuletzt geändert: Mittwoch, 30. Mai 2012
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Celestin Freinet sieht in den freien Texten für die Kinder die Möglichkeit,
„ihre eigenen Gefühle und Gedanken auszudrücken, sich nach außen zu wenden, …“.
Schon Schulanfänger beginnen, freie Texte zu schreiben. Einige nur mit Wörtern, andere schon mit einfachen Sätzen. Ausgangspunkt für freie Texte sind Alltagserlebnisse, Erfahrungen in der Familie und der Umwelt und individuelle Interessen.
Auch in unserer Arbeit haben freie Texte einen großen Stellenwert. Dabei achten wir erstrangig nicht auf Rechtschreibung und Grammatik, es geht viel mehr um die Erzählfreude und die Fähigkeit, sich so auszudrücken, dass andere mich verstehen. Im Laufe der Zeit werden zusehends rechtschriftlich korrekte Texte als Ziel gesetzt. Die Rolle der Lehrperson ist hierbei die der Leserin, im Idealfall gemeinsam mit dem Kind, die Rückmeldungen gibt.
Der Austausch unter Kindern ist hierbei auch ein wichtiges Element: So werden Texte gemeinsam geschrieben, gelesen, besprochen und überarbeitet, z. B. in Schreibkonferenzen.
Die besten Geschichten/Texte werden gewählt und der Gruppe präsentiert. Das kann in der Stammgruppe oder in der Monatsfeier vor größerem Publikum geschehen.
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 20. März 2012
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Bezüglich Hausaufgaben ist das eigenverantwortliche Handeln eine besonders große Herausforderung für einige Kinder. Hier spielt bei uns die Stammgruppe eine wesentliche Rolle. Bei den täglichen Treffen wählt das moderierende Kind zwei Mitschüler/innen aus, welche ihre/seine Hausaufgaben der Gruppe präsentieren.
Die Rückmeldungen der Gruppe sind sehr klar und offen. Die getroffenen Vereinbarungen werden dabei fast täglich in Erinnerung gerufen und die natürlichen Folgen bei Nichteinhaltung treffen dann pünktlich zu.
Ein Beispiel: Maxi hatte das Glück, seine Hausaufgabe der Gruppe vorlegen zu dürfen. Er konnte keine schriftliche Arbeit vorweisen mit der Begründung, er hätte die Unterlagen in der Schule vergessen. Die Antworten der Gruppe waren u. a. „Du hättest auf einem Blatt schreiben können.“ „Du hättest es gleich am Morgen vor dem Morgenkreis nachholen können.“ „Du hättest es der Gruppe, bevor du ausgewählt wurdest, sagen können.“
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 20. März 2012
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Sehr viele Eltern haben das Bedürfnis, mehr Einblick in die Lernarbeit ihrer Kinder zu erhalten. Dies geschieht in erster Linie durch die individuellen Lernpläne, welche die Kinder wöchentlich zur schriftlichen Rückmeldung der Eltern mit nach Hause nehmen. Dies beleuchtet aber nur den Aspekt der geplanten und erledigten Arbeiten, ihren Umfang, mögliche Partnerkinder. Inhaltlich erhalten die Eltern dabei aber keine Information und könne oft Lernfortschritte ihres Kindes nur schwer nachvollziehen.
Nach individuellen Gesprächen und in Absprache mit den Elternvertreterinnen wurde ein Kompromiss gefunden: Die Kinder planen weiterhin selbstständig ihre Arbeiten für zu Hause ein. Sie und ihre Eltern wissen, dass es an den unterrichtsfreien Nachmittagen Hausaufgaben gibt, davon jeweils eine schriftliche Übung. Auf diese Weise nehmen die Kinder z. B. ihre Hefte und Arbeitsbücher mit nach Hause und die Eltern können sich ein Bild von der Lernarbeit ihrer Kinder verschaffen.
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Kuntner Irmtraud
Dienstag, 20. März 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 24. April 2012
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Ausgehend von der Erfahrung anderer Reformschulen haben wir in puncto Hausaufgaben zunächst den Versuch gestartet, auch diesen Bereich der Lernarbeit ganz der Verantwortung der Kinder zu überlassen. Für uns Lehrpersonen ist dies tragbar, weil es mit unseren Überzeugungen übereinstimmt.
Dabei konnten wir unterschiedliche Herangehensweisen beobachten. Es gibt Kinder, welche sich darauf beschränken, die täglichen Pflichtarbeiten zu Hause abzuschließen und andere, die entweder aus Freude an der Arbeit oder auch aus übertriebenem Ehrgeiz sehr viele zusätzliche Aufgaben einplanen. Auffallend ist, dass Kinder, welche Wiederholungen und Übungen notwendig hätten und dies in der Schule nicht schaffen, kaum zu Hause arbeiten.
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Kuntner Irmtraud
Donnerstag, 15. März 2012
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Die Kinder aus der ersten treffen sich gemeinsam mit jenen der zweiten und dritten Klasse in den Stammgruppen. Die Kinder der vierten und fünften Klasse kommen ebenso täglich zusammen.
Die Gruppen bestehen aus 12 bis 15 Kindern, Mädchen und Buben, leistungsstärkere und -schwächere sowie die verschiedenen Jahrgänge sind in etwa gleich stark vertreten. Jedes Jahr werden die Stammgruppen neu zusammengestellt.
Morgens und mittags finden die Stammgruppentreffen statt. Dabei werden organisatorische Aspekte des Tages besprochen, die individuelle Lernarbeit des Tages vom jeweiligen Kind der Gruppe mitgeteilt, Absprachen getroffen (z.B. über Sozialformen, Präsentationen von Arbeiten...) und allgemein lern- und arbeitstechnische Fragen erörtert.
Die Moderation liegt bei einem Kind, die Lehrerin führt anhand des Klassenplanes Protokoll. Am Ende des Tages werden die Lernarbeit und Ergebnisse reflektiert, Beobachtungen und Erfahrungen ausgetauscht.
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Letzte Änderung: 24.11.2024
© Deutsche Pädagogische Abteilung - Bozen. 2000 -
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Kategorien:
LernenRolle Lehrperson