Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Donnerstag, 16. August 2012
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Vielleicht ist Ihnen bei der Literaturliste schon aufgefallen, dass es einen eigenen Punkt zur Gesprächsführung gibt. Die Arbeitsform des Gesprächs nimmt in reformpädagogischen Klassen breiten Raum ein. Vor allem dienen Gespräche dazu, die gesamte Gruppe zu versammeln, da die Kinder ansonsten sehr oft einzeln arbeiten. Deshalb sollten Sie in dem Ausmaß, in dem die Kinder frei arbeiten dürfen, Gesprächskreise einführen. Der Klassenrat soll als Beispiel für viele andere, teilweise schon genannte Gesprächsanlässe stehen.
Der Klassenrat ist ein Element der demokratischen Erziehung. Es versammeln sich einmal wöchentlich alle Kinder einer Gruppe und eine Lehrperson. Schon im Lauf der vorherigen Woche wurden auf einem Plakat die Tagesordnungspunkte gesammelt. Nun wird ein Gesprächsleiter bestimmt. Alle, einschließlich der Lehrperson, haben je ein Stimmrecht. Es werden nun alle Themen diskutiert, die vorher festgelegt wurden mit Ausnahme von Dingen, die in einem größeren Rahmen vorgebracht werden müssen (z. B. Projekte der gesamten Schule oder Ausflüge mehrerer Gruppen) oder nicht verhandelbar sind (z. B. Inhalte des Lehrplanes oder Bestimmungen der Schulführungskraft)
Zu den Tagesordnungspunkten kommen wir, indem wir ein Plakat vorbereiten, auf dem vier Kategorien angegeben sind (siehe Foto). Die Schüler tragen ihren Namen auf kleinen selbstklebenden Zetteln ein und reservieren so einen Redebeitrag in einer der Spalten.
Meiner Erfahrung nach werden von den Schülern sehr bald Konflikte untereinander im Klassenrat gelöst. Dabei ist die Lehrperson als Vorbild in einer gewaltfreien Sprache besonders wichtig. Anfangs sollte dabei die Lehrperson den Vorsitz übernehmen, damit alle Schüler angemessen zu Wort kommen. Später sollte sie dann ebenso wie die Schüler sich mit Handzeichen melden. Das ist anfangs sicher ungewohnt, ich habe aber dadurch gelernt, die Kinder ausreden zu lassen und sie ihre eigenen Lösungen für ihre Probleme suchen zu lassen.
Das wichtigste im Klassenrat ist die Ehrlichkeit. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass ich Mühe hatte, meine Meinung ehrlich zu vertreten, ohne einfach auf meine althergebrachte Entscheidungsbefugnis zu pochen. Wenn mir ein Vorschlag der Kinder zu weit ging oder mir vorkam, dies sei meine Entscheidung, so habe ich das zugegeben. Ich musste es aber manchmal mehrmals erklären und meine Macht legitimieren. Dabei musste ich vor allem mit mir selbst sehr ehrlich sein.
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