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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Wenn Sie Interesse an Hintergrundwissen haben, gibt es einige allgemeine Bücher zur Einführung. Dazu eignen sich folgende Bücher:
- K. Both, Jenaplan 21. Schulentwicklung als pädagogisch orientierte Konzeptentwicklung. Hohengehren, 2001. Dieses Buch präsentiert Ideen des Jenaplans von Peter Petersen und stellt sich Fragen zum Thema Schulentwicklung. Hier finden sich eine Menge neuer Vorschläge, auch wenn Sie schon eine Zeit lang reformpädagogisch arbeiten.
- H. Eichelberger, Freiheit für die Kinder, Freiheit für die Schule. Innsbruck, 2008. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ideen der wichtigsten Reformpädagogen.
- H. Eichelberger/C. Laner (Hrsg), Zukunft Reformpädagogik. Neue Kraft für eine moderne Schule. Innsbruck, 2007. Der letzte Teil des Buches enthält die deutschsprachige Übersetzung des Daltonplans von Helen Parkhurst.
- C. Freinet, Die moderne französische Schule. Paderborn, 19792. Dies ist das Standardwerk des berühmten Reformpädagogen.
- M. Montessori, Die Entdeckung des Kindes. Freiburg im Breisgau, 196918. Da Maria Montessori sehr viel geschrieben hat, habe ich nur ein Buch ausgewählt. Hier finden Sie eine allgemeine Einführung in ihr Denken.
Wenn Sie konkrete Schritte anpeilen, helfen Ihnen folgende Bücher:
- B. Badegruber, Offenes Lernen in 28 Schritten. Linz, 19977
- B. Badegruber, Offenes Lernen… und es funktioniert doch! 53 Pannenhilfen. Linz, 1999
Wenn es um Respekt und Achtung vor den Kindern geht, besonders um gewaltfreie Kommunikation und aktives Zuhören, wie Sie es vor allem im Klassenrat brauchen werden, nützen Ihnen diese Bücher:
- T. Gordon, Lehrer-Schüler-Konferenz. Wie man Konflikte in der Schule löst. Hamburg, 1982. Besonders interessant erscheint mir der Abschnitt „Wer besitzt das Problem?“
- M. B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Gestalten Sie Ihr Leben, Ihre Beziehungen und Ihre Welt in Übereinstimmung mit Ihren Werten. Paderborn, 20098. Rosenberg behandelt sehr detailliert und praxisnahe eine Art der Kommunikation, die in der Schule sehr hilfreich sein kann.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Damit sind wir schon beim zweiten großen Komplex: Die Lehrperson soll die Kinder erziehen, das bedeutet für mich Werte vorleben und weitergeben. Da die Lehrperson viel mit den Kindern agiert und viel mehr beobachtet, hat sie auch mehr Einfluss auf die Wertvorstellungen der Kinder. Sie wird als Mensch mit Gefühlen wahrgenommen und erreicht eine bessere Beziehung zu ihren Schülern.
Vor allem durch den Klassenrat (siehe eigenen Punkt) und die Grundform „Gespräch“ geschieht demokratische Erziehung. Dabei ist dies für mich ein Überbegriff für Konfliktbewältigung, angemessene Kommunikation, Gleichberechtigung, Integration und Nachhaltigkeit.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Nach einiger Zeit, in der Sie reformpädagogisch arbeiten, sollten Sie den Eltern Bescheid geben. Tun Sie dies nicht zu früh, denn Sie selbst sollten von Ihrer neuen Unterrichtsart überzeugt sein. Außerdem brauchen Sie etwas Übung und Erfahrung, um auf die Fragen antworten zu können.
Eltern haben oft Ängste der Reformpädagogik gegenüber. Am besten ist, man nimmt diese wahr und versucht sie mit wissenschaftlichen Argumenten zu widerlegen. Dazu sollte man schon etwas Literatur studiert haben. Erklären Sie Ihre eigenen Ideen, geben Sie einen Ausblick auf die weitere Entwicklung, aber machen Sie auch klar, dass Sie von diesem Weg nicht abweichen werden.
Vor allem bietet es sich an, die Eltern in die Rolle der Kinder schlüpfen und mit dem Material eine zeitlang arbeiten zu lassen. Sie können auch einen Film, den Sie im offenen Unterricht gedreht haben, zeigen. Oder schreiben Sie Schüleraussagen über die neue Art des Lernens an die Tafel.
Regelmäßige Elternabende haben sich an einigen Schulen bewährt. So kann man einige Punkte der Reformpädagogik genauer unter die Lupe nehmen: die Freiarbeit, den Klassenrat, das Material, die persönlichen Themen… Einige Lehrpersonen haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, mit den Eltern gemeinsam Material herzustellen.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Wenn Ihr offener Unterricht sich schon eingespielt hat und die Kinder sich gut orientiert haben, könnten Sie den Eltern Hospitationen anbieten. Sie könnten eine bestimmte (vorher ausgemachte) Zeit bei der Freiarbeit dabei sein. Teilen Sie sie bitte ein, damit nicht zu viele Eltern auf einmal da sind und dadurch die Kinder stören würden.
Außerdem müssen Sie die Eltern auf einige Regeln aufmerksam machen, die bei Ihnen gelten (flüstern, keine Mappen oder Hefte der Kindern anschauen, nichts weiter erzählen, auf Augenhöhe mit den Kinder reden, …).
Ich habe unsere Besucherregeln hier eingefügt:Gast.doc
Anschließend ist es ratsam, sich noch Zeit zu nehmen und sich die Fragen der Eltern anzuhören und zu beantworten.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Donnerstag, 16. August 2012
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Vielleicht ist Ihnen bei der Literaturliste schon aufgefallen, dass es einen eigenen Punkt zur Gesprächsführung gibt. Die Arbeitsform des Gesprächs nimmt in reformpädagogischen Klassen breiten Raum ein. Vor allem dienen Gespräche dazu, die gesamte Gruppe zu versammeln, da die Kinder ansonsten sehr oft einzeln arbeiten. Deshalb sollten Sie in dem Ausmaß, in dem die Kinder frei arbeiten dürfen, Gesprächskreise einführen. Der Klassenrat soll als Beispiel für viele andere, teilweise schon genannte Gesprächsanlässe stehen.
Der Klassenrat ist ein Element der demokratischen Erziehung. Es versammeln sich einmal wöchentlich alle Kinder einer Gruppe und eine Lehrperson. Schon im Lauf der vorherigen Woche wurden auf einem Plakat die Tagesordnungspunkte gesammelt. Nun wird ein Gesprächsleiter bestimmt. Alle, einschließlich der Lehrperson, haben je ein Stimmrecht. Es werden nun alle Themen diskutiert, die vorher festgelegt wurden mit Ausnahme von Dingen, die in einem größeren Rahmen vorgebracht werden müssen (z. B. Projekte der gesamten Schule oder Ausflüge mehrerer Gruppen) oder nicht verhandelbar sind (z. B. Inhalte des Lehrplanes oder Bestimmungen der Schulführungskraft)
Zu den Tagesordnungspunkten kommen wir, indem wir ein Plakat vorbereiten, auf dem vier Kategorien angegeben sind (siehe Foto). Die Schüler tragen ihren Namen auf kleinen selbstklebenden Zetteln ein und reservieren so einen Redebeitrag in einer der Spalten.
Meiner Erfahrung nach werden von den Schülern sehr bald Konflikte untereinander im Klassenrat gelöst. Dabei ist die Lehrperson als Vorbild in einer gewaltfreien Sprache besonders wichtig. Anfangs sollte dabei die Lehrperson den Vorsitz übernehmen, damit alle Schüler angemessen zu Wort kommen. Später sollte sie dann ebenso wie die Schüler sich mit Handzeichen melden. Das ist anfangs sicher ungewohnt, ich habe aber dadurch gelernt, die Kinder ausreden zu lassen und sie ihre eigenen Lösungen für ihre Probleme suchen zu lassen.
Das wichtigste im Klassenrat ist die Ehrlichkeit. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass ich Mühe hatte, meine Meinung ehrlich zu vertreten, ohne einfach auf meine althergebrachte Entscheidungsbefugnis zu pochen. Wenn mir ein Vorschlag der Kinder zu weit ging oder mir vorkam, dies sei meine Entscheidung, so habe ich das zugegeben. Ich musste es aber manchmal mehrmals erklären und meine Macht legitimieren. Dabei musste ich vor allem mit mir selbst sehr ehrlich sein.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Ein nicht zu unterschätzendes Element in unserem reformpädagogischen Unterricht ist die Stille. Die Wichtigkeit der Stille betonte Maria Montessori schon vor hundert Jahren. Umso wichtiger erscheint sie uns in unserer lauten Zeit. Für uns ist die Stille deshalb so wichtig, damit die Kinder eine Rhythmisierung des Unterrichts erleben, die Abwechslung von Spannung/Arbeit und Entspannung/Ruhe bietet.
Eine Möglichkeit ist es, die „Stille Zeit“ in den Morgenkreis oder Abschlusskreis aufzunehmen. Möglich ist sie auch zwischen durch. Ich habe meist mit kurzen Hörübungen begonnen. Montessori schreibt, dass sie selbst unbeweglich im Raum stand und die Kinder aufforderte, es ihr nachzumachen. Denkbar sind auch Phantasiereisen oder leise Musik.
Allmählich kann man die Zeitspannen ausdehnen. Vielleicht klappt es auch langsam, dass die Lehrperson einzelnen Kindern über den Rücken streicht und sie damit auffordert, mit der Arbeit zu beginnen. Beachten Sie aber bitte, dass die Kinder anfangs die Augen nicht lange geschlossen halten. Dies ist eine große Vertrauensübung und muss gelernt werden wie das Aushalten der Stille auch.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Nun möchte ich Ihnen nur noch einen kurzen Ausblick geben, was noch möglich wäre. Leider kann ich hier noch nicht von meiner Erfahrung sprechen, da wir diese Dinge (noch!) nicht umgesetzt haben.
Läuft die Freiarbeit so weit gut, kann man es wagen, den Kindern offene Pausen anzubieten. Das heißt, dass sie nicht mehr auf das Glockenzeichen warten müssen, sondern dann, wenn sie eine Pause brauchen, diese machen dürfen. Diese Freiheit sollte aber eine gewisse Begrenzung erfahren. Zum Beispiel kann man beschließen, dass man erst ab 8.30 Uhr Pause machen darf. Auch kann man die gesamte Pausenzeit oder die Häufigkeit einschränken.
Wenn man einen Jausentisch hat, muss man darauf achten, dass es nicht zu laut wird und die arbeitenden Kinder so gestört werden.
Sie sollten aber darauf achten, dass jedes Kind mindestens einmal am Vormittag eine Pause macht. Dazu kann man die große Pause als verpflichtend ansehen, damit jedes Kind an die frische Luft kommt.
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Letzte Änderung: 23.11.2024
© Deutsche Pädagogische Abteilung - Bozen. 2000 -
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Kategorie:
Änderung der persönlichen Einstellung