Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Donnerstag, 16. August 2012
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Folgende Fragen sollten Sie sich stellen und für sich eine Antwort finden.
- Was ist das oberste Ziel des Unterrichts?
- Was muss ein Kind in der Schule lernen, um dieses Ziel zu erreichen?
- Denken Sie bitte an Ihre Schüler! Wenn Sie alle Zeit, Kraft und Möglichkeiten der Welt hätten, was müssten Sie tun, um jeden einzelnen angemessen zu fördern?
- Werden Sie Ihren Schülern gerecht?
- Haben die Kinder Freude am Lernen? Haben Sie Freude am Unterrichten?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Unterricht? Was fehlt noch?
- Was möchten Sie ändern?
- Was belastet Sie an Ihrem Beruf am meisten: Vorbereitung, Unterricht, Nachbereitung, Bürokratie?
- Wie realistisch schätzen sich die Schüler selber ein?
- Wie viel wirkliche Freiheit haben Ihre Schüler? Was dürfen sie selbst entscheiden?
- Wer trägt Verantwortung für den Lernprozess der Schüler? Wer sollte ihn tragen?
- Was ist Ihre Rolle als Lehrperson? Wie möchten Sie, dass Ihre Rolle ist?
In der Literaturliste finden Sie Bücher, in denen die Reformpädagogen ihre Antwort auf einige dieser Fragen darstellen.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Wenn Sie Interesse an Hintergrundwissen haben, gibt es einige allgemeine Bücher zur Einführung. Dazu eignen sich folgende Bücher:
- K. Both, Jenaplan 21. Schulentwicklung als pädagogisch orientierte Konzeptentwicklung. Hohengehren, 2001. Dieses Buch präsentiert Ideen des Jenaplans von Peter Petersen und stellt sich Fragen zum Thema Schulentwicklung. Hier finden sich eine Menge neuer Vorschläge, auch wenn Sie schon eine Zeit lang reformpädagogisch arbeiten.
- H. Eichelberger, Freiheit für die Kinder, Freiheit für die Schule. Innsbruck, 2008. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ideen der wichtigsten Reformpädagogen.
- H. Eichelberger/C. Laner (Hrsg), Zukunft Reformpädagogik. Neue Kraft für eine moderne Schule. Innsbruck, 2007. Der letzte Teil des Buches enthält die deutschsprachige Übersetzung des Daltonplans von Helen Parkhurst.
- C. Freinet, Die moderne französische Schule. Paderborn, 19792. Dies ist das Standardwerk des berühmten Reformpädagogen.
- M. Montessori, Die Entdeckung des Kindes. Freiburg im Breisgau, 196918. Da Maria Montessori sehr viel geschrieben hat, habe ich nur ein Buch ausgewählt. Hier finden Sie eine allgemeine Einführung in ihr Denken.
Wenn Sie konkrete Schritte anpeilen, helfen Ihnen folgende Bücher:
- B. Badegruber, Offenes Lernen in 28 Schritten. Linz, 19977
- B. Badegruber, Offenes Lernen… und es funktioniert doch! 53 Pannenhilfen. Linz, 1999
Wenn es um Respekt und Achtung vor den Kindern geht, besonders um gewaltfreie Kommunikation und aktives Zuhören, wie Sie es vor allem im Klassenrat brauchen werden, nützen Ihnen diese Bücher:
- T. Gordon, Lehrer-Schüler-Konferenz. Wie man Konflikte in der Schule löst. Hamburg, 1982. Besonders interessant erscheint mir der Abschnitt „Wer besitzt das Problem?“
- M. B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Gestalten Sie Ihr Leben, Ihre Beziehungen und Ihre Welt in Übereinstimmung mit Ihren Werten. Paderborn, 20098. Rosenberg behandelt sehr detailliert und praxisnahe eine Art der Kommunikation, die in der Schule sehr hilfreich sein kann.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Kurs:
Wenn Sie Interesse an der Reformpädagogik und ihren Hintergründen haben, sollten Sie auf alle Fälle eine Teilnahme am Kurs des pädagogischen Institutes in Erwägung ziehen. Er dauert fast 3 Jahre, ist in Präsenzphasen und Onlinephasen gegliedert und bietet einen guten Überblick über die Reformpädagogen, ihre Ideen und eine mögliche heutige Umsetzung an Ihrer Schule. Weitere Informationen: christian.laner@provinz.bz.it
Praktika in andere Schulen:
Versuchen Sie einige Stunden an anderen Schulen, die reformpädagogisch arbeiten, zu hospitieren. Man lernt neue Sichtweisen und Materialien kennen und gewinnt Vertrauen in diese andere Art des Unterrichts.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Den Reformpädagogen ist, so unterschiedlich sie auch sein mögen, eines gemeinsam: Sie stellen das Kind in den Mittelpunkt, denken vom Kind her und gehen konsequent weiter.
Ich bin einen anderen Weg gegangen: Ich habe meinen Unterricht reflektiert und war damit unzufrieden. Ich habe die zwei großen Bereiche unseres Berufes beleuchtet: Unterricht und Erziehung. Im Folgenden möchte ich Ihnen meine Überlegungen darstellen.
Meiner Meinung nach entspricht der Offene Unterricht am ehesten dem natürlichen Lernen der Kinder. Viele moderne, pädagogische Schlagwörter können im reformpädagogischen Unterricht erfüllt werden.
Die Lehrperson soll den Kindern Fertigkeiten und Wissen beibringen: das Was und Wie des Lernens. Dabei geben uns die Rahmenrichtlinien vor, was auf dem Programm steht. In der Grundschule sind dies die Kulturtechniken, Allgemeinwissen und einige Schlüsselqualifikationen.
Gerade entdeckendes Lernen ist sehr viel leichter möglich, wenn ich mit Projekten arbeite. Kinder in Reformpädagogikklassen entwerfen selber Projekte und führen sie aus, weil das ihrer natürlichen Lernweise entspricht, die nicht eingeschränkt wird.
Wenn ich die Forderung nach ganzheitlichem Lernen ernst nehme, muss ich versuchen Kinder mit allen Sinnen, mit den Gefühlen und mit dem Körper anzusprechen. Arbeitsformen, die alle Sinne ansprechen, gibt es sehr wenige. Körper, Geist und Gefühle spreche ich leichter an, wenn ich den Kindern die Möglichkeit der Wahl lasse. Auch hier gilt wieder, dass die Kinder selbst ihre natürliche Lernform am besten kennen. Sie wählen nach ihrem derzeitigen Befinden.
Noch dazu sollte ich die verschiedenen Lerntypen und –geschwindigkeiten berücksichtigen (Differenzierung). Im herkömmlichen Unterricht kann ich mich darum bemühen, immer wieder die Methoden zu wechseln und so vielleicht diese Ziele zu erreichen. In der Freiarbeit wählen die Kinder selbst die Art ihrer Arbeit. Sie differenzieren sozusagen selbst und wählen (meist) das für sie angemessene aus.
Ein weiteres Schlagwort ist jenes des exemplarischen Unterrichts. Kinder in Reformpädagogikklassen lernen an ausgewählten Themen viel Allgemeinwissen und Schlüsselqualifikationen. Dabei wählen sie oft nach ihrem eigenen Interesse ein Thema. Dadurch geschieht notgedrungen exemplarisches Lernen und Überfrachtung des Unterrichts ist nicht so leicht möglich. Der Inhalt des Unterrichts orientiert sich am Interesse und an den Bedürfnissen der Kinder und geschieht also nicht an den Schülern vorbei.
Zugleich entsteht für die Kinder kein Leistungsdruck, weil es kaum einen Wettbewerb gibt. Und doch freuen sich die Schüler, wenn sie eine Leistung erbracht haben (Leistungsdruck vs. Leistungsfreude). Das ist das beste Argument gegen die Befürchtung, dass die Kinder in Reformpädagogikklassen weniger lernen als im herkömmlichen Unterricht.
Außerdem lernen solche Schüler sehr viel mehr Schlüsselqualifikationen: Umgang mit dem PC, Teamfähigkeit, Fragen stellen können, Selbstständigkeit, usw. Diese Aspekte betreffen vor allem das Wie des Lernens. Dazu gehören auch das Verantwortungsbewusstsein und damit die Motivation. Kinder in Reformpädagogikklassen übernehmen durch die Freiheit, in der sie ihre Entscheidungen treffen, viel Verantwortung für ihren Lernprozess. Damit liegt sie dort, wo sie meines Erachtens liegen sollte: bei den Schülern. Dadurch, dass ihnen mehr Vertrauen entgegen gebracht wird, entwickeln sie mehr intrinsische Motivation und Freude am Arbeiten.
Ein letzter wichtiger Punkt ist die Reflexion. Sie ist ein Schwerpunkt in der reformpädagogischen Arbeit. Dadurch werden viele der vorher genannten Ziele erreicht. Zugleich werden die Kinder selbstkritischer und schätzen sich besser ein.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Damit sind wir schon beim zweiten großen Komplex: Die Lehrperson soll die Kinder erziehen, das bedeutet für mich Werte vorleben und weitergeben. Da die Lehrperson viel mit den Kindern agiert und viel mehr beobachtet, hat sie auch mehr Einfluss auf die Wertvorstellungen der Kinder. Sie wird als Mensch mit Gefühlen wahrgenommen und erreicht eine bessere Beziehung zu ihren Schülern.
Vor allem durch den Klassenrat (siehe eigenen Punkt) und die Grundform „Gespräch“ geschieht demokratische Erziehung. Dabei ist dies für mich ein Überbegriff für Konfliktbewältigung, angemessene Kommunikation, Gleichberechtigung, Integration und Nachhaltigkeit.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Manchmal hört man, dass nur leistungsstarke Schüler mit dem offenen Unterricht zurechtkämen. Es stimmt, dass solche Kinder sich meist sehr gut in einer freien Umgebung entfalten können.
Ich bin aber der Meinung, dass gerade leistungsschwache Schüler nach ihrer Geschwindigkeit arbeiten können, ohne ständigem Druck ausgesetzt zu sein. Noch dazu hat die Lehrperson meist noch mehr Zeit, diesen Schülern zu helfen. Sie haben leichter Erfolgserlebnisse und gewinnen so an Motivation.
Nur Schüler, die Schwierigkeiten haben mit der Organisation ihrer Materialien, brauchen längere Zeit und Hilfe, bis sie ein angemessenes Arbeitsverhalten gelernt haben.
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Dissertori Ingrid
Montag, 6. August 2012
Zuletzt geändert: Dienstag, 14. August 2012
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Das Verständnis der Rolle der Lehrperson in der Reformpädagogik ist ein völlig anderes als im herkömmlichen Unterricht. Wir verstehen uns nicht mehr als Lehrerinnen, als diejenigen, die die Kinder alles lehren müssen. Wir verstehen uns als Helfer, damit sie ihren eigenen Lernweg beschreiten können, damit sie zu der Persönlichkeit werden, die in ihnen grundgelegt ist.
Die Lehrperson zeichnet sich vor allem durch eine Achtung vor dem Kind aus. Sie kennt die Besonderheiten des Kindes und hilft sie zur Entfaltung zu bringen. Dies trifft sicher auch auf Lehrpersonen im normalen Unterricht zu, doch stellt es für Reformpädagogen eine Voraussetzung dar. Das drückt sich in einer anderen, wertschätzenden und respektvollen Sprache aus und dem Vertrauen, das dem Kind entgegen gebracht wird. Meine Sprache reflektiere ich, indem ich mich frage, ob ich das, was ich gerade zu einem Kind sage, auch zu einem Erwachsenen sagen würde.
Das wichtigste Wort in diesem Zusammenhang ist „Vertrauen“. Da ich als Lehrerin sehr viel Macht habe, muss ich das Vertrauen der Kinder in mir hüten wie eine junge Pflanze. Und auch ich bemühe mich den Kindern zu vertrauen und ihnen immer mehr Verantwortung zu übergeben.
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Kategorie:
Änderung der persönlichen Einstellung