"Die Schüler sollen sammeln, experimentieren, bauen und suchen. Sie sollen ihre eigenen Erfahrungen machen, denn 'wir vergessen zwar sehr schnell, was wir auswendig gelernt haben, wir vergessen aber nie, was wir einmal selbst gefunden haben', sagt Emile de Girardin."                                                                                                                (Jörg, Hans: Celestin, Freinet, die Bewegung "Moderne Schule" und das französische Schulwesen heute. In: Freinet, Celestin: Die moderne französische Schule. 1979, S. 159)
 

Das tastende Versuchen, das Erforschen, Erkunden und Experimentieren ist die natürliche Methode sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und sich in ihr zurechtzufinden.

Durch das tastende Versuchen erhalten die Kinder die Möglichkeit, nicht nur zu reproduzieren, sondern zu erfinden.

Der Ausgangspunkt des Lernens ist kindorientiert, da sich die Fragen aus den Interessen der Kinder heraus entwickeln. Um tastendes Versuchen zu ermöglichen, sollten die Kinder Lerntechniken beherrschen, die ihnen ermöglichen, Antworten auf ihre Fragen selbst herauszufinden, sie brauchen eine vorbereitete Lernumgebung und den nötigen Freiraum bzw. die notwendige Zeit um sich individuell entwickeln zu können und  die Welt durch tastende Versuche zu verstehn.

"Durch tastende Versuche eignet sich der Mensch die Wirklichkeit an und entwickelt allmählich feste Lebensregeln, d.h. Verhaltensweisen, die zum großen Teil unbewusst bleibend, sich tief in seelischen Strukturen verankern und das spätere Verhalten bestimmen."                                                                                                                                                              (Freinet, Celestin: Pädagogische Texte mit Beispielen aus der praktischen Arbeit nach Freinet. Boenche, H./Hennig C. 1980, S.53)
 

Dietlinde Baillet beschreibt die Etappen, die ein Kind beim Tastenden Versuchen durchläuft:

1. Feststellungen oder Beobachtung werden aufgrund von Neugierde, Staunen oder dem Bedürfnis zu verstehen gemacht.
   
2. Feststellungen oder Beobachtungen werden dargelegt und in einen Zusammenhang gebracht.
3. Weitere Beispiele werden gesucht, diskutiert und Hypothesen aufgestellt.
4. Durch Untersuchungen und Experimente werden die aufgestellten Hypothesen geprüft und belegt.
5. Die Beobachtung oder Feststellung wird neu formuliert und es entstehen neue Fragen.
6. Es folgt eine erneute Untersuchung der neu formulierten Erkenntnisse.