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und nachhaltiges Lernen
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Nachhaltiges Lernen orientiert sich an den subjektiven Interessen der Jugendlichen

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Reale Probleme treffen bei
den Jugendlichen
auf subjektive Interessen.
 

Bei realen Problemen können die Jugendlichen einer Frage nachgehen, die von ihnen selbst ausgewählt worden ist. Solche Fragen knüpfen daher an ihren Interessen an und motivieren sie somit intrinsisch zum Lernen. Von daher sind solche Lernprozesse auch nachhaltiger als solche, die alleine durch das System "Mathematik" motiviert werden.

Das ist die mehrfach begründete Annahme, von der in dieser hypermedialen Lern- und Arbeitsumgebung ausgegangen wird.
Es gibt aber auch Schülerinnen und Schüler, die intrinsisch an der reinen Mathematik - also an innermathematischen Problemen - interessiert sind.

   
 

Interessen können verstanden werden als ein Beziehungsgeflecht zwischen Gegenstandsbereichen und Personen.
Diese subjektiven Person-Gegenstands-Beziehungen sind ausgerichtet auf Erkenntnisgewinn, sie sind mit einer positiven Gefühlslage verbunden und sie sind selbstintentional, also im Gegenstandsbereich selbst begründet.
Interessen werden auf einer genetischen Anlage (Disposition) insbesondere in der frühen Kindheit gelernt und sind dann relativ stabil vorhanden.
ABER: Interessen lassen sich auch durch Lernprozesse erweitern.
UND: Mehr zur Lernmotivation:

   
An den Interessen orientierte Lernprozesse sind erfolgreicher und auch nachhaltiger als diejenigen, die den Lernenden nur
von Außen "schmackhaft" gemacht werden.
 

An den subjektiven Interessen der Lernenden anknüpfende Lernprozesse - die also aus der Person-Gegenstands-Beziehung heraus (intrinsisch) motiviert sind und damit auch an bereits vorhandene subjektive Wissenskonstruktionen anknüpfen - sind erfolgreicher als diejenigen Lernprozesse, die den Lernenden nur von Außen "schmackhaft" gemacht (extrinsisch motiviert) werden.
Häufig werden im vorfindbaren Unterricht zu Beginn einer Lernsequenz "eingekleidete" Sachverhalte zur Lernmotivation genutzt, die dann aber im weiteren Unterricht keine Rolle mehr spielen. Diese methodische (Un-)Art wird von den Lernenden schnell durchschaut und verliert dann ebenso schnell seine Bedeutung.

   
Interessen müssen aber im Unterricht initiiert werden.
Und: Interessenorientierung muss als langfristige Strategie gesehen werden.
 

"Auf der Grundlage empirischer Untersuchen haben Deci und Ryan (IPN Kiel) herausgefunden, dass sich intrinsische Motivation in einem Unterricht dann leicht entwickeln kann, wenn die Aktivitäten im Unterricht einen Sinn haben, wenn der Unterricht Wahlmöglichkeiten enthält, wenn die Unterrichtsatmosphäre so gestaltet ist, dass Gefühle akzeptiert werden."
Auf den Mathematikunterricht bezogen ist festzustellen,

  • dass Interessen initiiert und gefördert werden müssen,
  • dass Interessenorientierung als langfristige Unterrichtsperspektive angesehen werden muss,
  • dass die Vielfalt aller mathematischen Phänomene im MU herausgearbeitet werden muss, damit möglichst viele SchülerInnen die Chance haben, Mathematik mit Interesse zu lernen,
  • dass ein interessenorientierter MU individualisiert stattfinden muss, weil eine Interessenentwicklung mit der Persönlichkeit eines Menschen und seiner Biografie zusammenhängt.
   
 

(Angelika Bikner-Ahsbahs, Beiträge zum Mathematikunterricht, 1998, S125)

Stellen also die Jugendlichen nach einer binnendifferenzierenden Kleingruppenarbeitsphase nach Neigung bzw. Interessen - die immer auch eine arbeitsteilige Gruppenarbeit ist - ihre Problemlösung den anderen in einer Klasse vor, so ist begründet anzunehmen, dass die Gruppenberichte nicht nur rein kognitiv orientiert sind, sondern auch emotional eingefärbt sind.

   
Gruppenberichte lassen andere Mitschülerinnen und Mitschüler "mitschwingen" und wecken vielleicht auch bei ihnen weitere Interessen.
  Die subjektiv erlebte Freude bei der Problemlösung, die erfahrene Widerständigkeit des Problems gegenüber einer Lösung und wie man damit "fertig" geworden ist, sowie die verantwortungsvolle intersubjektive Verständigung in der Kleingruppe über eine von mehreren möglichen Lösungen werden im Bericht der Kleingruppe "aufscheinen" und die anderen Mitschülerinnen und Mitschüler "mitschwingen" lassen.
Neben den kognitiven Erkenntnissen sollten auch die mehr gefühlsmäßigen Erlebnisse im Logbuch (Lerntagebuch) der Lernenden festgehalten werden, damit sie für indivudelle Lernprozesse reflektierbar werden. Diese Reflexion ist eine ganz wichtige Grundlage für eine gezielte Lernberatung durch die Lehrenden.
   
  So kann über die zuerst vorhandenen subjektiven Interessen hinausgehend, auch die Neugier für reale Probleme aus anderen Bereichen geweckt werden. Es ist also anzunehmen, dass auch die Interessen der Lernenden - trotz ihrer relativen Stabilität - erweitert und gefördert werden können. Auf diese Weise kann ein breiteres Weltwissen entstehen, das zugleich für interdisziplinäres Denken und Handeln ein strukturiertes Orientierungswissen sein kann. Vielleicht wird auf diese Weise auch bei vielen ein Interesse an der Wissenschaft Mathematik geweckt.
   
Stoffpläne für Mathe tun so,
als ob alle Jugendlichen Mathematik studieren wollten. Notwendig für alle ist aber ein mit Sinn behaftetes und nachhaltiges mathematisches Grundwissen.
 

Die meisten noch heute gültigen Stoffpläne für Mathematik tun so, als ob alle Jugendlichen Mathematik studieren wollten. Genau das wäre aber für die Gesellschaft fatal. "Glücklicherweise" gibt es also die relativ stabilen unterschiedliche Interessen.
Alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen benötigen in ihrer Lebens- und Arbeitswelt ein mit Sinn behaftetes mathematisches Grundwissen. Und was dies bedeuten kann, das wird versucht, in dieser Lernumgebung zu beschreiben und anzubieten.

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