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Organisationsentwicklung für den schulischen Bereich
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von Marianne Wilhelm            

Kriterien

  • Organisationsentwicklung (OE) ist ein Ansatz, eine Organisation von innen heraus weiterzuentwickeln.
  • OE ist ein offenes, planmäßiges, zielorientiertes und langfristiges Vorgehen im Umgang mit Veränderungsforderungen und Veränderungsabsichten in sozialen Systemen.
  • OE ist nicht nur Technik und Verfahren. In einem Organisationsentwicklungsprozess werden wohl viele Techniken angewendet, wobei aber die dabei sichtbar werdende Einstellung zum Menschen den Ausschlag gibt und die Glaubwürdigkeit der Motive und Absichten beeinflusst.
  • OE will die technischen und menschlichen Aspekte eines sozialen Systems integrieren, respektiert aber gleichzeitig deren je eigene Gesetzmäßigkeiten. Sie betrachtet die Bedürfnisse der Organisation und die der Mitglieder als gleichberechtigt.
  • Ziel eines Organisationsentwicklungsprozesses ist die Selbstentwicklung der Mitglieder und die Selbsterneuerung der Organisation zur Erhaltung und Verbesserung der Aufgabenerfüllung der Organisation.
  • OE geht vom Menschen als mündigem, zu Selbstverantwortung und zum Lernen fähigem Wesen aus.
  • OE schafft gezielt Lernsituationen im Alltag für Personen, Gruppen und das gesamte System.
  • Organisationsentwicklungsprozesse erfordern ein großes Maß an Gestaltungsfreiheit.
  • OE beginnt bei den Problemen des Alltags oder bei den Stärken aller Beteiligten. Die gemeinsame Situationsanalyse bildet die Grundlage für die Problemlösung und den Entwicklungsprozess. Der bewusste Umgang mit Konflikten wird als wesentlicher Aspekt von Lernprozessen angesehen.
  • OE integriert Analyse-, Entscheidungs-, psycho-soziale und inhaltliche Lernprozesse.
  • OE versucht eine Einheit von Inhalt und Verfahren zu bilden.
  • OE ist nie wertfrei. (Vgl. Rolff, Hans-Günter: Wandel durch Selbstorganisation. Juventa 1995, S.153 - 154.)

   
Hilfen zur Selbsthilfe
 

Daraus folgt:

  • OE ist eine pädagogische Veränderungsstrategie: Sie setzt auf den mündigen Menschen, und sie schafft Lernanlässe.
  • OE ist keine nur technische, sondern eine betont personenorientierte Strategie, die letztlich das Verhalten und Handeln ihrer Mitglieder ändern will.
  • "OE ernst nehmen heißt, keine fertigen Antworten, Rezepte und Methodenpakete parat zu haben, sondern erprobte Wege und Fragen." (Management Center Vorarlberg o.J., S.6.) Dies führt uns zur Rolle des Organisationsentwicklungsberaters. Sein oberstes Ziel muss es sein, "Hilfen zur Selbsthilfe" zu geben. Da dies nur als Begleitung eines standortbezogenen Entwicklungsprozesses verstanden werden kann und damit als einzigartig gesehen werden muss, können alle Beispiele nur als Beispiele und nicht als Rezepte dienen.
 
Schule als lebendiger Organismus
 

In welcher Weise könnte Schule sich als Organisation entwickeln?

Schule könnte sich durch die Integration des Nebeneinanders und des hierarchischen Übereinanders zu einem lebendigen Organismus entwickeln, der seine ausdrücklichen Ziele in der individuellen Förderung jedes einzelnen Kindes sieht, wo

  • Visionen,
  • Ziele,
  • Strategien und
  • Leitsätze

kooperativ erarbeitet werden. Wo die Beteiligten in vernetzten, kleineren und relativ selbstständigen Einheiten wirksam werden können und die Führung als "situativ-pädagogische" verstanden wird. In der Schule als lebendiger Organismus gibt es integrierte Funktionen, Teams und autonome Gruppen, die mit dem Vertrauen aller an speziellen Problemen arbeiten.

Selbstplanung, Selbstorganisation und Selbstkontrolle sind die Merkmale von Arbeitsprozessen. In dieser Organisationsform liegen die Gefahren darin, dass es eventuell zu Verselbstständigungstendenzen einzelner Teams kommt, zum Pochen auf die Autonomie und dass Ziel- und Strategiediskussionen als Selbstzweck gesehen werden.

 
     

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000