blikk Schule gestalten   Methode:
Zukunftswerkstatt
         
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Phase 3: Bewerten der Gegenwart:
Welche Entwicklungen wollen wir unterstützen, welche bedauern wir?
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Zeitaufwand: etwa 90 Minuten
   
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Anmoderation

Die Strömungen der Zeit und auch die wissenschaftlichen Entwicklungen müssen für eine begründete und reflektierte Schulentwicklung im Bereich der Neuen Medien in ihrer Bedeutung eingeschätzt, gewichtet und bewertet werden.
Eine Bewertung ist zunächst wieder eine ganz persönliche Stellungnahme, bei der die subjektiven Antworten etwa auf folgende Fragen eine Rolle spielen:

  • Was an unserer "Zukunft" macht Angst? Was lässt sich an dieser Zukunft als neue Chance begreifen?
  • Können wir einen wirklichen Fortschritt aktiv mitgestalten? Das heißt: Können wir in der Schule und im Unterricht Strategien zur Unterstützung human-, sozial-, international-, ökologie- und generationenverträglicher Veränderungen unterstützen und fördern?
  • Sind wir zukunftsfähig? D.h.: Kennen wir passende Mittel oder Medien sowie fachliche und überfachliche Strategien, um an einem wirklichen Fortschritt mitzuwirken?

Eine Bewertung ist sodann eine intersubjektive Verständigung darüber, welche der subjektiven Antworten von anderen geteilt oder toleriert werden können und über welche man sich zunächst begrifflich verständigen muss und über welche man sich schließlich noch in Form von Kompromissen verständigen muss.

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Aufgaben

Im Plenum werden vier heterogene Kleingruppen aus 3 bis 4 Personen gebildet. Dazu werden Karten gezogen mit den Aufschriften "gesellschaftlicher Hintergrund", "technischer Hintergrund", "pädagogischer Hintergrund" und "medialer Hintergrund". Durch das Ziehen der Karten soll die Gruppenbildung zufällig und damit die Gruppe in ihren Meinungen heterogen werden.
Bewerten Sie bitte subjektiv und intersubjektiv die Aussagen der beiden Plakate ihres Hintergrundes und verständigen Sie sich bitte auf Meinungen, die von allen akzeptiert oder toleriert werden. Oder: Finden Sie Kompromisse. Dazu stehen Ihnen 40 Minuten zur Verfügung.
Halten Sie bitte die konsentierten Aussagen auf einem Plakat schriftlich fest. Und berichten Sie sodann im Plenum (je Gruppe 10 Minuten) über Ihre Verständigungen aber auch über ihre Probleme bei der Verständigung.

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Methode

Die gewählte Methode ist die des Gesprächs in einer Kleingruppe von maximal vier Personen. Bei vier Personen muss es noch keinen Gespächsleiter geben. Das erlaubt spontaner zu diskutieren. Für den Bericht sind aber konsentierte Aussagen festzuhalten.
In der letzten Werkstatt wurden die Ideen des Karusells zunächst mittels eines formalen Ratingsystems (1 bis 5) bewertet. Jeder kennt die Ergebnisse dieser formularisierten Bewertung der 29 Ideen.

Aber: In den wenigen Verständigungsgesprächen, die noch in der letzten Werkstatt über diese Ideen geführt wurden, wurde auch eine Erfahrung ganz deutlich: Eine formularisierte Bewertung von Ideen reicht keineswegs aus, um Vereinbarungen treffen zu können.
Dazu sei hier zur Erinnerung und zur weiteren Anregung das Problem im Gespräch zur Idee 11: "Globalisierung der Wirtschaft" mit der Bewertung "0,1,1,3,0" kurz skizziert. Das Gespräch machte die ganz unterschiedliche individuelle Interpretation oder Rezeption des kurzen Statements "Globalisierung der Wirtschaft" deutlich. Das Gespräch zeigte, dass deshalb z.B. mit der Ablehnung "3" reagiert wurde, weil man die humanen, sozialen und ökologischen Gefahren sieht, die eine Globalisierung der Wirtschaft mitbringt. Eine solche Wirtschaftstheorie sollte (Zielformulierung!) daher nicht ungebrochen in der Schule vermittelt werden. Die Ablehnung der Idee bedeutete also nicht, dass man meint, man könnte diese weltweite Entwicklung mit den schwachen Kräften der Pädagogik aufhalten.

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Ergebnisse

In "plakativen" Stichworten sind die Ergebnisse der Gruppendiskussionen festgehalten worden:

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Besprechung und Reflexion

Probleme der Verständigung

Es zeigt sich, dass aus sachlogischen Gründen eine Verständigung niemals ausreichend sein kann. Die Meinungen und Gefühle gleichen sich zwar formal (u.a. in ihrer Sprechweise) an, aber es bleibt immer eine gewisse innere Differenz (zwischen den individuellen Gehirnen) bestehen. Man glaubt, man habe sich nun endlich verständigt und verstanden. Aber in einem nächsten Gespräch zeigen sich dann doch wieder die Unterschiede. Davon zeugt z.B. die folgende Schlussbemerkung vom Ende der Tagung: "Was mich stört: In dieser Gruppe gibt es einige Punkte, die vermutlich öfters andiskutiert wurden, aber nicht geklärt sind und immer wieder in die Argumentation einfließen."
Die Schlußbemerkung "Fachsprache, schwierige Sprache" vom Ende der Tagung weist auf ein weiteres grundsätzliches Problem hin. Die genutzten Begriffe oder die Vorstellungen von den Begriffen (u.a. von Ziel, Bildungsziel, Perönlichkeitsbildung, Mündigkeit, Kompetenz, Fähigkeit, Fertigkeit, Einstellung, ...) in den Formulierungen enstammen teilweise unterschiedlichen pädagogischen Theorien und diese sind schon different. Noch problematischer ist, dass zwar in Erkenntnistheorie, Hirnforschung, Psychologie und Pädagogik dieselben Worte (u.a. Lernen, Verständnis, Verstehen, Wahrnehmen, Können, Denken, Handeln, ...) für etwas gebraucht werden, die Begriffe in den Wissenschaften aber doch recht Verschiedenes meinen. Oder es werden unterschiedliche Worte genutzt (u.a. Information und Wissen, neuronale Muster und Bild- oder Wortmarken oder Gedächtnisinhalte .....), mit denen dasselbe oder annähernd das Gleiche gemeint wird.
Probleme der Verständigung zeigen sich auch in den unterschiedlichen Darstellungen des Konsentierten. Wird z.B. eine Grafik gezeichnet (etwa die zum gesellschaftlichen Hintergrund) oder werden Symbole (etwa das Gleichheitszeichen zwischen Autonomie und Selbstverantwortung) genutzt oder werden unvollständige Sätze formuliert, so lässt dies alles darauf schließen, dass keine geeigneten gemeinsamen Worte für eine genauere Beschreibung gefunden worden sind. In solchen Grafiken oder Symbolen oder Ausdrücken zeigen sich dann am Deutlichsten die unaufhebbaren Unschärfen von "Formulierungen". Solche Darstellungen eröffnen somit auch den größten Spielraum für spätere Interpretationen.
Und doch zeigen alle Ergebnisse ganz wichtige Schritte von Verständigung (und ein Mehr ist in ökonomisch vertretbarer Zeit kaum möglich), um darauf aufbauend Ziele und Maßnahmen beschreiben zu können (Phase 4 bis 6 der Werkstatt).

 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2003