Herausforderungen | ||||||||
blikk schulentwicklung | ||||||||
Gesellschaft im Wandel | ||||||||
Veränderungen
in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen (aus: Orientierung suchen - Ziele setzen - Schule gestalten, Seite31f) |
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Grundlegende
Veränderungen in den Aufwachsensbedingungen
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"Im Zusammenhang mit den zuvor geschilderten gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen haben sich die Bedingungen des Aufwachsens und die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen stark gewandelt. Dieser Wandel ist durchaus in unseren Alltagserfahrungen gegenwärtig, wobei vor allem auch deren Widersprüchlichkeit und Ambivalenz in Erscheinung treten. Und doch können trotz der sehr unterschiedlichen Werthaltungen und Lebensvorstellungen, Alltagskonzeptionen und Zukunftsvisionen einige grundlegende Veränderungen in den Aufwachsensbedingungen festgestellt werden. Mit diesen verändern sich auch die Bildungsvoraussetzungen und -erwartungen, ebenso die Anforderungen an Bildungswesen und Schule. | |||
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Wandel
der Familienstrukturen und Erziehungsvorstellungen
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Die Familien werden
kleiner. Auch in Südtirol geht die Entwicklung von der Großfamilie von
einst hin zur Kleinfamilie. Immer weniger Kinder wachsen mit mehreren
Geschwistern auf, zunehmend - vor allem im städtischen Bereich - ist die
Zahl der Einzelkinder. Die Erziehungs- und
Umgangsformen in den Familien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten
stark gewandelt. Traditionelle, auf elterlicher Autorität basierende Erziehungsvorstellungen
bieten keine allgemein akzeptierte Grundlage mehr. An deren Stelle sind
vielfach Einstellungen und Haltungen getreten, die von stärkerer emotionaler
Nähe, Teilnahme und Verständnis gekennzeichnet sind. |
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Lebens-
und Erfahrungsraum von Kindern und Jugendlichen
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Der
Großteil der Bevölkerung Südtirols lebt in Verdichtungs- und Wohnzonen.
Auch in ländlichen Gebieten ist eine zunehmende Verstädterung der Lebensformen
zu beobachten. Nicht nur in den größeren Städten, auch in den Dörfern haben
städtische Standards in Kinderzimmern, Spiel- und Sportplatzgestaltung Einzug
gehalten. Kinder und Jugendliche finden fast ausschließlich eigens geplante und gestaltete Innen- und Außenräume für vorstrukturierte und genormte Betätigungsmöglichkeiten. Gleichzeitig ist die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen am Alltag der Erwachsenen, der direkte Einblick in die Arbeitswelt geringer geworden. Dies gilt vor allem für den Dienstleistungssektor sowie für Industrie und Handwerk, weniger für Landwirtschaft und Tourismus. Mit zunehmender Arbeitsteilung, Trennung von Arbeitsplatz und Wohnort und mit komplexer werdenden technischen Verfahren gehen die Teilnahmemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zurück. Das bedeutet einerseits eine Entlastung von zu früher Beanspruchung, andererseits fehlt die stärkende Erfahrung eigenen Könnens und Gebrauchtwerdens. |
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Kennzeichen
der heutigen Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen
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Die Lebenssituation der heutigen Kinder und Jugendlichen ist gekennzeichnet durch:
Die Verfügbarkeit von Spielzeug und technischen, vor allem elektronischen Unterhaltungsgeräten verschiedenster Art ist für viele Kinder und Jugendliche unvergleichlich größer geworden. Verstärkt ziehen sich Kinder in die Wohnungen und Kinderzimmer zurück und beschäftigen sich mit vorstrukturiertem, industriell gefertigtem Spielzeug oder verbringen ihre Zeit mit Fernseher, Computer und verschiedenen Audiogeräten. Die Medienwelt ist in einem früher unvorstellbaren Maß allgegenwärtig. Der damit verbundene Ersatz direkter Welterfahrung durch medial vermittelte Bilder und Botschaften ist in seinen Auswirkungen noch kaum abzuschätzen. Gleichzeitig kann nicht übersehen werden, dass sich Kindern und Jugendlichen dadurch neue, interessante Informations-, Lern- und Unterhaltungsmöglichkeiten eröffnen. Kinder und Jugendliche können aus einem großen Freizeitangebot auswählen: Sportclubs, Musikschulen, Jungschar, Alpenverein und andere Einrichtungen und Organisationen bieten ein dichtes Netz von Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, ihre individuellen Vorlieben, Fähigkeiten und Begabungen zu entfalten und zugleich auch Sozialerfahrungen zu machen. Dies kann gemeinschaftsbildend wirken und zur Identitätsfindung beitragen. Eine unreflektierte Inanspruchnahme dieser verschiedenen Angebote birgt jedoch auch die Gefahr von zeitlicher und leistungsmäßiger Überbeanspruchung. Zeitknappheit und Stresssituationen sind für Kinder und Jugendliche deshalb zunehmend erfahrene Alltagswirklichkeiten." |
© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2002 |