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Es fliegt, das erste Flugzeug
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Sophie Ennemoser
Dienstag, 30. April 2013
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Im Sommer 1978 waren ich und mein Bruder Wilbur sehr aufgeregt, als unser Vater uns ein neues Spielzeug mitbrachte. „Was wird er uns mitbringen?“dachte ich ungeduldig. Unser Vater trat in den Raum und warf das Spielzeug in die Luft, es flog! Mein Bruder und ich staunten. So etwas hatte ich in meinen Ganzen neun Lebensjahren noch nie gesehen. Zwei kleine Propeller wurden durch ein aufgedrehtes Gummiband angetrieben. Dieser kleine „Gummimotor“ ließ das Spielzeug fliegen. Es blieb einige Sekunden lang in der Luft. Wir spielten so lange damit, bis es kaputt war. Danach bauten wir ein Neues, und noch eins und noch eins und noch eins. Jedes Modell flog besser und länger.
Mich faszinierte es, das Fliegen. Als ich und mein Bruder erwachsen waren, wollten wir an der Universität studieren, doch unsere Familie hatte kein Geld dafür. So eröffneten wir eine Druckerei und später eine Fahrradfabrik.
Doch der Traum, ein Flugzeug zu erfinden, das Menschen tragen konnte, war immer noch da.
Ich war ein großer Fan von Otto Lilienthal, einem deutscher Ingenieur. Er war mit einen selbstgebauten Gleiter schon bis zu 250 Meter weit geflogen, allerdings ohne Motorantrieb. Eines Tages lasen mein Bruder und ich in der Zeitung, dass Lilienthal im August 1896 tödlich verunglückt war.
Er hatte die Kontrolle über seinem Gleiter verloren und war 15 Meter tief gestürzt. Wie konnte das passieren? Als wir diesen Zeitungsartikel gelesen hatten, beschlossen wir, die Ursache für den Absturz herauszufinden. Wir lasen Bücher, ließen einen Drachen steigen und beobachteten einen Bussard. Wir wollten wissen, welche Flügelform sich am besten zum Fliegen eignete. Mein Bruder und ich entwickelten eine Methode, mit der der Pilot die Spitze der Tragfläche bewegen konnte. Genau diese Technik hatte Lilienthal gefehlt.
Im September 1900 bauten wir endlich einen Gleiter, mit dem man fliegen konnte. Es war ein Doppeldecker ohne Motor, der starken, gleichmäßigen Wind benötigte, um abzuheben. Wilbur legte sich auf die untere Tragfläche, ich gab ihn einen Schub. Meine Gedanken kreisten wild umher „Was würde passieren, wenn er nicht flog?“ „Was hätten wir anders machen können?“ Doch, tatsächlich er hob ab. Wir probierten es einen Monat lang aus. Der längste Flug dauerte 20 Sekunden und erstreckte sich über 120 Meter. Es war nicht schlecht, doch wir waren nicht zufrieden. Wir suchten nach der perfekten Flügelform. Dazu bauten wir einen Windkanal: eine hölzerne Kiste mit einem Ventilator. Darin probierten wir unzählige Modelle aus, bis wir die beste Form für die Tragfläche gefunden hatten. Drei Jahre vergingen und unsere Gleiter wurden immer besser. Schließlich bauten wir einen Motor ein und verbanden ihn durch Fahrradketten mit zwei hölzernen Propellern. Wir nannten unsere Maschine „Flyer 1“
Am 17. Dezember 1903 waren wir wieder am Strand von Kitty Hawk. Wir warfen eine Münze, um zu entscheiden, wer als Erster fliegen durfte. Zu meinem Pech gewann Wilbur. Ich war ein wenig enttäuscht, doch freute mich für meinen Bruder.
Doch als die Maschine abhob, zog er zu stark an der Steuerung und „Flyer 1“ krachte in den Sand. Zum Glück hatte mein Bruder sich nicht verletzt, und wir konnten mit der Reparatur beginnen. Es dauerte zwei Tage, bis er repariert war. Dieses Mal war ich an der Reihe mit dem Fliegen. Nun klappte es! Ich war stolz und glücklich. Nun, 20 Jahre, nachdem ich das Spielzeug mit Gummimotor bestaunt hatte, flog ich selbst zwölf Sekunden durch die Luft. Es war ein riesiger Erfolg für uns, wir hatten es geschafft ein Gerät zu bauen, das sich aus eigenem Antrieb, mit einem Passagier durch die Luft bewegt.
Das erste Flugzeug der Welt war erfunden!
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Kategorie:
Erlebnisbericht