Selbstverständlich müssen und sollen die Ergebnisse der Untersuchung
Ernst genommen werden.
Die
Ergebnisse sollten auch zum Anlass genommen werden, den bisherigen Unterricht
in Mathematik und Naturwissenschaften zu überdenken.
Aber
auf internationaler Ebene werden im pädagogischen Raum auch kritische
Fragen an die Studie gestellt, nachdem sie in der Bildungspolitik vorschnell
dazu genutzt wurde, das Bestehende alleine durch Forderungen nach mehr
Effektivität zu konservieren.
Die
Studie geht mit ihren Aufgaben u.a. von den zur Zeit gültigen Lehrplänen
in Mathematik und in den Natur-Wissenschaften aus.
Kann
die Studie daher überhaupt eine Aussage darüber machen, was
an Mathematik und Naturwissenschaften in einer "Schule der Zukunft"
gelernt werden soll?
Und
wenn ja, in welcher Weise soll dann gelernt werden?
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Grundschule
Die Ergebnisse der
deutschen Grundschülerinnen und -schüler in Südtirol ordnen sich
international in ein breites Mittelfeld ein, fallen jedoch innerhalb der
Region gegenüber denen der Trentiner Grundschüler sowohl in Mathematik
als auch in Naturkunde statistisch signifikant zurück.
Innerhalb der Gruppe der deutschen Grundschüler zeigten sich Abhängigkeiten
zwischen den Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften sowie dem
sozioökonomischen Kontext und dem Stadt-Land-Gefälle. Vor allem wirkt
sich der Bildungshintergrund des Elternhauses auf die Leistungen in Mathematik,
weniger in Naturkunde, aus.
Fachbezogenes Interesse, Motivation und Freude an Mathematik und Naturkunde
sind bei unseren Schülern ähnlich stark ausgeprägt wie im Trentino oder
in Österreich.
Auffallend ist, dass die Grundschüler die Anforderungen der Lehrpläne
weniger gut abdecken, als es im Trentino und in allen unseren Nachbarländern
der Fall ist.
Problematisch sind diese Vergleiche im Bereich Naturkunde, da dieses Fach
bei uns, anders als etwa im Trentino und in einigen Nachbarländern, im
Fächerbündel mit Heimat- und Umweltkunde vermittelt wird, also vom Mathematikunterricht
abgekoppelt ist. Die starken Diskrepanzen zwischen Lehrplananforderungen
und gemessenen Leistungen reduzieren sich bei Viertklässlern allerdings
signifikant.
Größere Schwierigkeiten als in anderen Ländern und im Trentino bereiten
unseren Grundschülern die "offenen" Fragen. Dies sind Fragestellungen,
die von den Schülerinnen und Schülern mit einem kurzen Text oder einer
Zeichnung beantwortet werden sollten, also nicht in "Multiple-Choice"-Form
abgefragt wurden.
In Mathematik ergeben sich in Südtirol Defizite in Geometrie und im Bereich
"Relationen, Strukturen und Funktionen". Vergleichsweise gute Ergebnisse
zeigen unsere Schülerinnen und Schüler im Bereich "Messen, Schätzen
und Zahlenverständnis". Hier sind sie besser als der internationale Durchschnitt.
In Naturkunde antworten die deutschen Grundschüler Südtirols besonders
auf Fragen zum Umweltbewusstsein sehr gut. Auch der Bereich "Erdwissenschaften"
schneidet gut ab.
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Welche
Fragenbereiche der Studie helfen insbesondere dabei, auf die dynamischen
Herausforderungen,
die an die Schule herangetragen werden, eine reflektierte
Antwort zu finden?
Welche
weiteren Probleme ergeben sich aus dieser Studie im Rahmen einer zunehmenden
Schulautonomie?
In
Südtirol stellen sich die Fragen insbesondere im Zusammenhang mit
den Pilotprojekten und der prozessorientierten Lehrplanentwicklung.
siehe: "Schulen gestalten SÜDTIROL"
Und
die Diskussion geht weiter.


Die
didaktische Beschreibung der Lern- und Arbeitsumgebung
Sie liegt auf dem didaktischen Bildungsserver blikk.
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Mittelschule
Unsere Mittelschülerinnen
und -schüler positionieren sich mit ihrer Leistung knapp über dem
internationalen Mittelfeld. Sie sind besser als die Schülerinnen und Schüler
in Deutschland (gesamt) aber nicht so gut wie schweizerische und österreichische.
Gegenüber dem Trentino weisen sie einen leichten statistisch bedeutsamen
Rückstand auf. Dies gilt sowohl im Bereich Mathematik als auch in den
Naturwissenschaften.
Unsere Schülerinnen und Schüler kommen in Mathematik mit Aufgaben
gut zu recht, die als Routineaufgaben klassifiziert waren bzw. sich im
Nachhinein als leicht erwiesen haben, da sie international von sehr vielen
Jugendlichen korrekt beantwortet wurden. Hier erzielen sie bessere Ergebnisse
als der internationale Durchschnitt. Mehrstufige Aufgaben bereiten Schwierigkeiten.
Bei diesen Items erzielten sie eine geringere Prozentzahl an korrekt gelösten
Aufgaben als der Durchschnitt.
In Naturkunde liegen die korrekten Antworten unserer Schüler in den Bereichen
Biologie und "Erd"-Wissenschaften über dem internationalen Durchschnitt.
Defizite gibt es bei Fragen aus Chemie und Physik. Wie die Grundschulkinder
haben auch Mittelschülerinnen und -schüler Probleme mit den
so genannten "offenen" Fragen. Sie sind offensichtlich sehr viel weniger
darin geübt, auf Mathematik- und Naturkundefragen in Textform zu
antworten.
Die heimische Lernumgebung, insbesondere das intellektuelle Umfeld im
Elternhaus haben einen großen Einfluss auf die Testleistung, aber auch
individuelle Einstellungen zum jeweiligen Fach führten zu besseren oder
schlechteren Leistungen.
Statistisch auffällig ist auch, dass sich die Leistungen stark um den
Mittelwert konzentrieren. Ausreißer sowohl nach unten (sehr schlechte
Testleistungen) als auch nach oben gibt es weit weniger, als es in anderen
Ländern beobachtet wurde.
In Mathematik sind in Südtirol die Buben in der Gesamtleistung etwas besser
als die Mädchen, während in den meisten anderen Ländern diese Unterschiede
kaum messbar sind. Wenn es hier in anderen Ländern allerdings Unterschiede
gibt, dann sind auch dort die Leistungen der Buben besser als jene der
Mädchen. Von der zweiten auf die dritte Klasse verlagert sich die Testleistung
zudem weiterhin zugunsten der Buben.
Mathematik ist bei einer knappen Mehrheit der Buben, Naturkunde bei beiden
Geschlechtern ein beliebtes Fach.
Die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten in Mathematik ist bei den
Jugenlichen der Mittelschule realistisch und korreliert gut mit den Testergebnissen.
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