Da die Motivierung
der Tätigkeit vorausgeht, wird es notwendig sein, im Erstunterricht
großen Wert auf die Schaffung von Motiven zu legen. Gerade die Forderungen
nach Motivation und aktivem Sprachhandeln werden
bei der konventionellen Arbeit mit einem Schreib- Leselehrgang nicht berücksichtigt.
Die Aneignung der
Schriftsprache sollte "ein aktiv zugreifendes und wertendes Lernen"
(BERGK 1987) sein, das sich nicht ausschließlich nach den Strukturen
der Lerninhalte richtet, sondern es zulässt, dass das Kind seine
eigenen Strukturen, die es bereits
gebildet hat, als Anknüpfungspunkte
für neue Inhalte verwenden kann. Die Kinder sollten lernen, die
- Organisation,
- Planung,
- Steuerung und
- Kontrolle ihrer
Lernschritte
auch selbst zu übernehmen.
Die Hinführung zum selbstverantwortlichen Lernen ist einer der Grundgedanken
der Aneignungstheorie.
Ebenso
wichtig ist die emotionale Seite des Lernens. Da jeder Nervenimpuls, der
unser Gehirn erreicht, im Thalamus emotional bewertet wird, bilden kognitives
und emotionales Lernen eine untrennbare
Einheit. Die Bedeutung der Inhalte
für den Einzelnen macht Lernen erst möglich. Gerade diese subjektive
Bedeutung fehlt oft, wenn die Kinder die Schriftsprache mit einem Lese-
Schreiblehrgang erlernen sollen.
Der Schriftspracherwerb
birgt viele
- kognitive,
- affektive und
- psychomotorische
Lernmöglichkeiten,
die
vom Lehrer nur in geeigneter Weise aufgegriffen werden müssen. Soll
das freie Schreiben als Grundlage einer "anderen" Schreib- Lesemethode
dienen, wird vom Gespräch ausgegangen, in dem die Kinder ihre Erlebnisse
berichten oder Themen, die die Kinder selbst ausgewählt haben, besprochen
werden. Es sollte daher nicht nur die Lernorganisation, sondern auch die
Auswahl der Lerninhalte von den Kindern mitbestimmt werden.
Bei solchen Gesprächen
kristallisieren sich oft Wörter heraus, die für die Kinder große
Bedeutung haben. Aus diesen Wörtern treffen die Kinder ihre Auswahl
und bestimmen gemeinsam jene Wörter, die sie schreiben wollen. Innerhalb
dieser Diskussion findet einfaches begriffliches Lernen statt. Die Kinder
teilen sich gegenseitig ihren Begriff von dem jeweiligen Wort mit. Im
Zuhören und Vergleichen
kommt der Begriff bei allen in Bewegung. Es kommt zu Spezifizierungen
und Verallgemeinerungen, sodass sich
der Begriff weiter ausdifferenziert.
Zu dieser rationalen
Ebene des begrifflichen Denkens muss nun noch die aktionale und emotionale
Ebene des Handelns kommen, um ein Begreifen möglich zu machen. Wird
der Begriff in gegenständliches Handeln umgesetzt, prägt er
sich viel besser ein. Gleichzeitig ist die Handlung
später eine emotionale Stütze
beim Schreiben des betreffenden Wortes.
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