Weitere
Grundlagen finden Sie hier:
Schritte
auf dem Weg
zum freien Schreiben
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Entgegen der üblichen
Auffassung der Schule - vom Lesen übers Schreiben zum schriftlichen
Ausdruck des Denkens zu gelangen - kennzeichnet FREINET den normalen Verlauf
der Entwicklung folgendermaßen:
"...
der Ausdruck des Denkens erfolgt zuerst durch die Sprache, dann durchs
Zeichnen und dann durch die Schrift. Das Lesenlernen, vom Erkennen
der Wörter und Sätze bis zum Verstehen des Inhaltes, ist
eine nächste Etappe" (zit. n. BAILLET 1989). |
CHOMSKY (1976), READ
(1974, 1981) und EICHLER (1976) bestätigen dies mit ihrer These "writing
before reading". GÜNTHER, der die Auffassung vertritt, dass
"..die
Aneignung der schriftlichen Sprache mit der rezeptiven Modalität,
dem Lesen beginnt" (vgl. GÜNTHER 1986, S.35), |
weist darauf hin,
dass die von READ untersuchten Kinder auch lesen konnten.
Die
Frage, was zuerst kommt, das Lesen oder Schreiben,
wurde noch nicht wirklich beantwortet. Man findet unter Vorschulkindern
sowohl Frühleser, die über Schilder, Aufschriften und Bücher
zur Schrift finden, als auch Spontanschreiber, wie sie von FREINET und
MONTESSORI schon beschrieben wurden, die nicht lesen können.
Wenn ein Kind einem Schreiber diktiert, kann es Texte verfassen, ohne
durch Anforderungen der Rechtschreibung oder der Schreibmotorik behindert
zu werden. Das Stecken von Wörtern wiederum fördert das Rechtschreibbewusstsein
und die Fähigkeit, unbekannte Wörter zu erlesen - aber nicht
die Handschrift. Dies
zeigt wieder, dass die Komplexität der Schreibhandlung eine Fülle
von Zugängen erforderlich macht, um jedem Kind das Erlernen des schriftlichen
Ausdrucks zu ermöglichen.
Allgemeine
Aussagen über das Verhältnis von Lesen und Schreiben sind jedoch
unzulässig. Grundsätzlich sollte man bedenken, dass sich Schrift
aus der Sprache entwickelt hat und das Lesen erst möglich ist, wenn
Sprache in Schrift umgesetzt wurde. Dieser natürliche
Entwicklungsprozess kann auch beim Erlernen des Schreibens und
Lesens eingehalten werden, wenn den Kindern die Möglichkeit geboten
wird, Schrift aktiv zu rekonstruieren, dabei in umfassender Weise tätig
zu werden, ihr Sprachgefühl, ihre Kreativität anwenden zu können
und aus dieser praktischen Tätigkeit die intellektuelle Tätigkeit
des Lesens erwachsen zu lassen. So geht das Lesenlernen
sinnvoll aus dem Schreibenlernen hervor.
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