Lob
des Fehlers
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Die Forderung, Kinder
durch freies Schreiben auch zum orthographisch richtigen Schreiben führen
zu wollen, zieht meist die Sorge der Gesprächspartner nach sich,
dass sich falsche Wortbilder einprägen
könnten. KOCHAN (1987) ist der Auffassung,
"..dass
die kognitive Auseinandersetzung des Kindes mit seiner eigenen Schreibweise
der Angelpunkt orthographischen Lernens ist". |
BINDER (1986) meint:
"Die Neigung,
sich die gewählten Schreibungen einzuprägen, besteht noch
nicht, und darum können sich die Fehler auch noch nicht verfestigen". |
Würde die Gefahr
wirklich bestehen, dass die Kinder sich nach einmaliger oder mehrmaliger
Falschschreibung das falsche Wortbild einprägen, wäre dies ein
großes Glück für den Rechtschreibunterricht, denn dann
müssten sich Richtigschreibungen ebenso rasch einprägen.
Zu bedenken ist jedoch,
dass weder das Machen des Fehlers noch das Hinweisen und die Berichtigung
des Fehlers einen Lernprozess auslösen. Die Frage,
ob
ein Kind aus seinen Rechtschreibfehlern lernt,
beantwortet KOCHAN
(1987) mit:
"Ja - indem
es eine Herausforderung erhält, sie annimmt und dann seine den
jeweiligen Fehler verursachende Theorie in Frage stellt und schließlich
- der Herausforderung entsprechend - verändert" |
Für manche Kinder
ist die
"..bloße
Begegnung mit der normgemäßen Schreibweise hinreichende
Herausforderung. Andere brauchen dazu offenbar einen kompetenten Partner,
der sich in sie hineindenkt und sie beim Weiterdenken unterstützt,
ohne ihnen das Denken abzunehmen" (vgl. ebd.). |
Auch ERICHSON (1987)
stellt fest, dass eines der
"..ehernen
Grundgesetze der Rechtschreiblehre, ..das
Prinzip der Fehlervermeidung ins Wanken geraten ist". |
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