Berichtszeugnis /
Verbalbeurteilung /
Lern(Entwicklungs)bericht)
das
Verbalzeugnis: pro und contra
Verbalzeugnisse:
empirische Untersuchungen
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In ihrer vielbeachteten
empirischen Untersuchung kamen Benner und Ramseger (1985) aufgrund der
inhaltsanalytischen Auswertung einer Stichprobe von Verbalzeugnissen zur
Unterscheidung von vier Zeugnistypen: dem normativen, dem schönen, dem
deskriptiven und dem entwicklungsbezogenen Zeugnis.
Im normativen
Zeugnis wird der Schüler an Anforderungen gemessen, die von außen
an ihn herangetragen werden und die seine individuelle Entwicklung kaum
berücksichtigen.
Das schöne
Zeugnis ist relativ inhaltsarm und enthält hauptsächlich wenig
informative, nichtssagende Umschreibungen, die eine Tendenz zur Beschönigung
aufweisen. Im schönen Zeugnis wird das Prinzip der Ermutigung in dem Sinne
missverstanden, dass durch geschönte Bewertungen den Eltern ein informationsarmes
und zudem falsches Bild ihres Kindes und seiner schulischen Leistungen
gezeigt wird.
"Kinder wollen
gerecht und objektiv beurteilt werden, und sie müssen darauf vertrauen
können, dass ihre LehrerInnen dies tun" (Jürgens, 1999, S. 45). |
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Das deskriptive
Zeugnis will das Kind in seinem Verhalten so objektiv wie möglich
beschreiben. Es gleicht
"einem nüchternen
Tatsachenbericht, dem oft jede noch so kleine Ermutigung fehlt, wie
auch ein Ausblick darauf, wie es in Zukunft weitergehen kann und sollte"
(Jürgens, 1999, S.46). |
Das entwicklungsbezogene
Zeugnis schließlich entspricht der Idealvorstellung eines Verbalzeugnisses.
Es geht deutlich auf die Lern- und Leistungsentwicklung des Kindes ein
und betont auch die Verantwortung der Schule bei der Bereitstellung von
Lernsituationen, in denen sich die Kinder entfalten können. Darüber hinaus
betont es den Förderaspekt, indem es Hinweise auf Möglichkeiten zum Weiterlernen
gibt.
Problematisch ist,
dass die zwei ungünstigsten Typen, das normative und das schöne Zeugnis,
in der untersuchten Stichprobe deutlich am häufigsten vertreten waren,
während das entwicklungsbezogen Zeugnis in Reinform praktisch nicht vorkam.
Anzumerken dazu ist
allerdings, dass auch LehrerInnen lernfähig sind. Es hat sich gezeigt,
dass sich die Formulierung der Verbalzeugnisse nach einer schwierigen
Eingewöhnungszeit progressiv verbessert und damit die Chance, mehr entwicklungsbezogene
Berichte vorzufinden, wächst. Schwierig und weit von einer idealen Lösung
entfernt bleibt das Ganze auch dann noch, aber gegenüber dem Notenzeugnis
ist es allemal ein Fortschritt.
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