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das Lehrerurteil
die
Schülerbewertung verbessern
Urteilsfehler
begrenzen
das
pädagogische Tagebuch
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Im Allgemeinen sind
Beobachtungen im Schulalltag eher zufällig, ungeplant und unsystematisch,
auf Grund von besonderen Ereignissen oder Auffälligkeiten. LehrerInnen
legen kaum im Voraus fest, welches Kind sie wann und auf welche Verhaltensweisen
hin beobachten wollen, noch benutzen sie dafür spezielle Beobachtungshilfen.
Ein solches Vorgehen ist wegen seines Zufallscharakters und des hohen
Grades an Subjektivität sehr anfällig für Urteilsfehler. Für eine seriöse
Schülerbewertung kommt dagegen nur ein systematisches Vorgehen beim Beobachten
in Frage. Wichtig dabei ist zuerst eine klar definierte Beobachtungsperspektive:
Welches Kind soll mit welchem Ziel nach welchen Kriterien und unter welchen
Bedingungen beobachtet werden? Frei nach Jürgens (1999, S. 69) lassen
sich die methodischen Kriterien für eine systematische Beobachtung so
zusammen:
- wer soll beobachtet
werden: Bestimmung des Beobachtungsobjekts
- nach welchen Kriterien
soll beobachtet werden: Festlegung der Beobachtungskategorien
- wann soll beobachtet
werden: Festsetzung der Beobachtungszeiten und -intervalle
- wie soll die Beobachtungsdaten
festgehalten werden: Bestimmung der geeigneten Hilfsmittel.
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Jürgens betont: "Die
angemessene Befolgung dieser Punkte erweist sich als unverzichtbar, wenn
die schulische Verhaltensbeobachtung zu einer geeigneten und vor allem
soliden diagnostischen Methode im Vorfeld von Verbalbeurteilungen werden
soll" (S. 69). Im Unterrichtsalltag wird die Beobachtung in der Regel
nur während des Unterrichts erfolgen, und es stellt sich die Frage, wie
der Lehrer es schaffen soll, diesen zwei anspruchsvollen Tätigkeiten gleichzeitig
nachzugehen. Eine Gelegenheitsbeobachtung ist schon während des Unterrichtens
möglich, eine systematische Beobachtung aber nicht. Dafür braucht es Zeiten,
in denen der Lehrer vom Druck des Unterrichtens entlastet ist. Hinzu kommt,
dass Beobachtungen ja auch möglichst umgehend festgehalten werden müssen,
um Verfälschungstendenzen zu vermeiden. Für diese zwei zeitintensiven
Aktivitäten bieten sich Phasen der Freiarbeit oder Wochenplanarbeit geradezu
an. Und damit liefert die Notwendigkeit einer seriösen Beobachtung in
der Klasse ein weiteres Argument für eine Öffnung des Unterrichts.
Jürgens (1997) stellte
in seiner Untersuchung fest, dass "im Umgang mit praxisnahen Beobachtungshilfen
noch ein hoher Aufklärungsbedarf besteht." Während die traditionellen
schulischen Bewertungshilfen wie mündliches Aufrufen und schriftliche
Lernkontrollen mit 60 % Nennungen deutlich am häufigsten waren, kamen
andere Beobachtungshilfen wie Beobachtungsbögen, Zettelkästen oder Karteikastensysteme
nur auf 16 %, das pädagogische Tagebuch immerhin auf 20 % der Antworten.
Jürgens zeigte sich überrascht über den hohen Stellenwert, den die traditionellen
Formen der Leistungsfestestellung noch immer haben und kommentiert:
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"Unerlässlich
ist es, das Bewusstsein von der Notwendigkeit differenzierter Beobachtung
zu stärken... Allzu leichtfertig wird des Öfteren der Stellenwert
und der Nutzen systematischer lernwegbegleitender Beobachtung unterschätzt.
Zusammen damit wird die positive Wirkung von Instrumenten und Techniken
gleichermaßen verkannt. Ohne Hilfsmittel geht es nun einmal nicht."
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Die Angst, dass durch
den Einsatz von speziellen Beobachtungshilfen die Schülerbeurteilung zu
technisch wird, ist unbegründet.
"Nicht ein Instrument
an sich bewirkt eine Verengung auf quantitative Daten, sondern der
Umgang mit diesem. Nicht Verzicht wäre die Alternative, sondern ein
pädagogisch verantworteter Einsatz. Denn Ziel ist es nicht, das Kind
zu vermessen, sondern es in seinem Lernumfeld sichtbar zu machen als
einzigartige Persönlichkeit"
(Jürgens, 1999, S. 56-57). |
Auch die formelhafte
und stereotype Sprache, die besonders bei der Beschreibung des Arbeits-
und Sozialverhaltens an vielen Lernberichten bemängelt wird, hängt möglicherweise
damit zusammen, dass der Lehrer die Kinder nicht kontinuierlich, differenziert
und systematisch genug beobachtet hat.
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