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Zur Bewertung der verschiedenen Zeugnisformen

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Zeugnisformen

pädagogisches
Leistungsverständnis

 

 

 

Für die Diskussion der Brauchbarkeit der verschiedenen Zeugnisformen sind zwei Kriterien wichtig:

  1. Die Praktikabilität des Verfahrens:
    Für eine Zeugnisform besteht nur dann eine Aussicht darauf, dass sie von der Mehrheit der LehrerInnen akzeptiert wird, wenn sie mit vertretbarem Aufwand und ohne übertriebene Anforderungen an ihre Beurteilungskompetenz anwendbar ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Schultradition: Durch ihre eigenen Erfahrungen in der Schule und durch ihre Sozialisation in Ausbildung und Beruf neigen die Lehrer dazu, "am Bewährten festzuhalten", "sich nicht auf Experimente einzulassen" und die bekannte Zeugnisform zu bevorzugen, selbst dann, wenn sie damit relativ unzufrieden sind.
    Natürlich kommt es vor, dass eine neue Form der Schülerbeurteilung von Amts wegen eingeführt wird, doch die Erfahrungen mit solchen Maßnahmen zeigen eindeutig, dass LehrerInnen sie leicht unterlaufen oder pervertieren können. Anders ausgedrückt: Ohne das prinzipielle Einverständnis der direkt Betroffenen lässt sich keine Zeugnisreform sinnvoll durchsetzen. Das heißt aber nicht, dass durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen eine progressive Veränderung der Einstellungen nicht zu erreichen wäre. Nur braucht das intensive Bemühungen und Zeit.
     
  2. Der Bezug zu den vorherrschenden Funktionen der Schülerbeurteilung
    Die Form des Zeugnisses ist nicht wertneutral. Sie spiegelt im Prinzip sehr deutlich die Funktion(en), die das Zeugnis in der Gesellschaft hat. Eine Zeugnisform, die den gesellschaftlich definierten, besonders impliziten, Funktionen der Schule nicht entspricht, hat wenig Chance, von den politischen und schulischen Autoritäten akzeptiert und eingeführt zu werden.
    So wird eine Gesellschaft, die der Schule in erster Linie eine Auslese- und Sozialisationsfunktion auferlegt, dafür sorgen, dass die Zeugnisform besonders für diese Ziele brauchbar ist. Das wird meist so deutlich nicht gesagt, weil es sich politisch nicht gut verkaufen ließe, sondern es wird mit Hilfe von akzeptableren Argumenten verschleiert - es wird dann davon gesprochen, dass das Zeugnis ja auf das Leben in der Leistungsgesellschaft vorbereiten müsse und dass nur mit einer vergleichenden Bewertung das Niveau der Schülerleistungen aufrechtzuerhalten sei.


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