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Grundbegriffe zur Jenaplanpädagogik
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von Harald Eichelberger            


Der Jenaplan

Bildungsgrundformen

Unterrichtselemente
der Freinet-Pädagogik

Grundelemente der
Montessori-Pädagogik

 

Toleranz und Kooperation

Erst wenn ein echtes und reiches Gemeinschaftsleben funktioniert, kommen didaktische und methodische Überlegungen und Anstrengungen, die ja unbestritten die "besonderen Aufgaben" der Schule sind, zu ihrem vollen Recht und zur Entfaltung ihres schulpädagogischen Sinns.

Im gemeinschaftlichen Leben erfährt und erlebt der Mensch, dass er fähig und dass es für ihn notwendig ist, in sich das zu entwickeln und zu kultivieren, wozu nur Menschen fähig sind:

  • zur Güte,
  • zum Mitleid,
  • zum Verstehen,
  • zur Ehrfurcht,
  • zur Treue,
  • zur Rücksicht,
  • zum Verzeihen,
  • zur Freude (usw.).

... man erfährt aber ebenso deutlich, dass Gemeinschaft gar nicht erst zu Stande kommt oder zerstört wird, wenn vielleicht nur eine der angesprochenen Handlungen nicht vollzogen wird, wenn nur eines der menschlichen Gefühle verweigert wird ...

"Wollen wir also hinaus über die Klasse, wollen wir mehr als eine soziale Gruppe, dann müssen wir unsere Gruppen so gestalten und nun auch so leben lassen, dass in ihnen Raum ist für das zwischenmenschliche Geschehen und damit für eine wirkliche Gemeinschaftsbildung."
(Petersen, Peter, Der kleine Jenaplan, S. 11 f.)

Entfaltung des Individuums

In einem nach diesen Erziehungsideen gestalteten Gemeinschaftsleben ist Bildung Entwicklung, Entfaltung und Formung des Einzelnen nach seinen Möglichkeiten, und jedes Individuum entwickelt sich nach einem ihm eigenen Bildungsgesetz. Vgl. dazu auch Montessori, Maria, Die Entdeckung des Kindes; sie verwendet den Begriff des "inneren Bauplanes des Kindes".

 
     

 

 

Pädagogische Situation

Peter Petersen hatte überhaupt keine Hoffnung, dass die der neuen Demokratie adäquate Schule bloß durch neue (und erst recht nicht durch die "alten" und vielfach bewährten) Schulmethoden zu begründen wäre. Vielmehr bedarf jedes Gemeinschaftsleben, das zur Bildung des jungen Menschen führt, der "pädagogischen Situation":

Peter Petersen beschreibt diese pädagogische Situation als einen problematischen Lebenskreis von Kindern oder Jugendlichen um einen Führer (Der Begriff "Führer" ist hier pädagogisch gemeint.) und von diesem in pädagogischer Absicht derart geordnet, dass jedes Mitglied des Lebenskreises genötigt (gereizt, aus sich herausgetrieben) wird, als ganze Person zu handeln, tätig zu sein. (Petersen, Peter, Führungslehre des Unterrichts, 5. Aufl. Weinheim 1955, S. 20)

Ca. 60 Jahre nach Entstehung dieses (sinngemäßen) Zitats - ich habe absichtlich den Begriff "Führer" belassen - und mit unserem geschichtlichen Wissen, begegnen wir einem derartigen Zitat vielleicht mit einem skeptischen Blick.

Die Pädagogik Peter Petersen war und ist der Erziehung zur Demokratie und Gemeinschaft verpflichtet.

Die Idee der Ausgangsform weist auf die Freiheit der Gestaltung des pädagogischen Lebens hin und nicht auf eine Nachfolgeschaft. Die Pädagogik Peter Petersens sollte nach meinem Dafürhalten den so gebildeten Menschen vor den Einflüssen totalitärer Politik vielmehr schützen.

 
     
 

Leben in der Schulwohnstube

Schule ist für Peter Petersen "Lebensstätte" und damit ... ist es nötig und unverzichtbar, gemeinschaftliches Zusammenleben in der Schule und durch die Schule zu ermöglichen. Es muss sich in allen Teilen um echtes Leben handeln, damit ein Kind in der Schule nun wirklich lernen kann, verständnisvoll und gütig zu sein. Wie im wirklichen Leben (das muss die "Führung des Unterrichts" leisten) muss ein Kind direkt erleben und erfahren können, was es für es selbst und natürlich auch für andere Kinder oder die Lehrer und Eltern bedeutet, verständnisvoll und gütig zu sein, was es bedeutet, sich selbst oder anderen die Güte vorzuenthalten oder zu verweigern.

Der Lernraum soll nach Peter Petersen anregungsreich und wohnlich gestaltet werden. Die "Vorordnungen" sind Sache des Lehrers, die Ausgestaltung und Pflege Sache der Kinder. Der Lehrer hat das Schulleben und den Unterricht so vorzuordnen (durch eine Pädagogik des Unterrichtes) und im Unterricht solche Hilfen zu geben (durch eine Pädagogik im Unterricht), dass es Kindern gelingen kann,

  • selbstständig Probleme zu finden, zu bearbeiten und zu lösen,
  • in Ruhe und Gelassenheit etwas zu Ende zu denken oder
  • eine Aufgabe zu vollenden.

So gesehen ist die Jenaplan-Schule auch immer eine Schule des Schweigens und der Stille. Diese Grundhaltung wird noch verstärkt durch die bewusste Kultur der Bildungsformen.
 

 
Die vier Basisaktivitäten
 

Die Bildungsgrundformen

Peter Petersen nennt vier so genannte Bildungsgrundformen, die ihrerseits wiederum eine unverzichtbare Konkretisierung der Ausgangsform darstellen und daher in jeder Jenaplan-Schule bei der Gestaltung des Unterrichtes zu finden sein werden:

  • das Gespräch,
  • die Arbeit,
  • die Feier und
  • das Spiel

Frei und allgemein

Peter Petersen nannte seine Schule eine freie, allgemeine Volksschule, weil sie Kinder aller Volksschichten, unabhängig von Konfession, Herkunft und Elternhaus aufnimmt und weil sie bewusst, ausgesprochene Hilfsschulkinder, Knaben und Mädchen, die zu den "Bestbegabten" der Stadt gehören, vereint ...

 
   

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000