Der lange   Winter war vorbei. Vom Hügel betrachtete der Junge den großen See, der in der   Ferne enger wurde und zwischen den Bergen einer kalten, schneebedeckten   Landschaft verschwand. Dies war der lang ersehnte Augenblick. Der lange Marsch   in ein neues Land in den Bergen, von dem die Alten seit Generationen träumten,   sollte bald beginnen. Sogar der Älteste, der fünfunddreißig Winter und   einundzwanzig Jagdsaisonen erlebt hatte, sprach davon mit fieberhafter   Aufregung. Als Unterkunft diente ein großer Felsvorsprung, hoch über den   Morasten und doch nahe beim Fluss, der drei Tage östlich von hier in den Bergen   entsprang und reich an Fischen, Weichtieren, obstreichen Sträuchern war und   gute, nahe gelegene Jagdgebiete bot. 
                                               
                                              Die prähistorischen   Siedlungen sind auch im Gebiet des heutigen Welschtirol (Trentino) durch   mehrere Haupttypologien gekennzeichnet: jahreszeitliche Lager und stabile   Unterkünfte in Grotten und unter Gesteinsformationen, Siedlungen auf   Geröllkegeln und nahe an Gewässern bis hin zu den Pfahlbaudörfern in der   Bronzezeit. 
                                                   
                                                Mit der Eisenzeit und der rätischen Kultur entwickeln sich   Siedlungstypen, die unsere Landschaft zum Teil bis heute prägen. Typische   rätische Siedlungen sind die befestigten Dörfer auf Anhöhen oder anderen gut   verteidigbaren Lagen, die mit der Ausrottung der Räter durch die Römer während   des Rätischen Kriegs teilweise zerstört wurden. 
   
                                                Die neue römische Ordnung   zwingt das Siedlungsmodell   des Castrum auf, ein Militärlager, das in die großen Verkehrsachsen Cardi   (Nord-Süd) und Decumani (Ost-West) gegliedert war und den Plan jeder neuen   römischen Siedlung bzw. Stadt darstellte. Ein typisches Beispiel ist das   römische Tridentum (Trient), auf einer doppelten Windung der Etsch, das   höchstwahrscheinlich über einer früheren keltisch-rätischen Siedlung entstand   (Trent = Furt). 
   
                                                Mit dem Ende des Römischen Reichs und dem Einzug neuer   Völker von Norden und Osten entwickelt sich aus den Villae römischer Herkunft   und dem beginnenden Feudalsystem ein Siedlungsnetzwerk, das aus Dörfern und Burgen besteht, die heute noch die historische Landschaft prägen.  
   
                                               
                                               
                                               
Literatur 
AA.VV., I CENTRI STORICI DEL   TRENTINO, Silvana Editoriale, Mailand 1981  
C. Crepaz, S. Boscoli, FORME E   COLORI DEL COSTRUIRE IN VAL BADIA, Ressort Abteilung Landschafts- und   Naturschutz, Aut. Prov. BZ 1997  
S. Bassetti, P. Morello, PAESAGGIO E   ARCHITETTURA RURALE NELLE VALLI LADINE DELLE DOLOMITI, Bank für Trient und   Bozen, Trient 1983  |